Site Le Corbusier 2/3 –  Le Meister und das Grün

Als LC eine Stadt plante.

Le Meister und das Grün

Frankreich | 

»Es ist nicht alles auf Rosen gebettet. Manchmal muss man warten, bis man alt und grau ist, wenn alles zusammenkommt ... Sonne, offene Flächen, Grün, das ist das, was wir heute haben. Das kann man in der Eintönigkeit der Tage vergessen.«

Eugène Claudius-Petit, Bürgermeister von Firminy bei der Grundsteinlegung der Unité d’Habitation am 21.5.1965, wenige Monate vor dem Tod von Le Corbusier.

Eugène Claudius-Petit dachte groß. Anders als sein Nachname vermutete, war sein Vorhaben alles andere als "petit", klein. Der Bürgermeister hatte 1953 eine städtebauliche Großvision mit der passenden, griffigen Marke entwickelt: "Firminy-Vert", das grüne Firminy.
Sein Programm zur Erweiterung und Modernisierung der bestehenden Stadt basierte auf Grundlage der Charta von Athen, die auf dem Internationalen Kongress für neues Bauen (Congrès International d’Architecture Moderne CIAM) 1933 in Athen verabschiedet worden war. Als Wegbereiter des Manifests wurde Le Corbusier nach einem Konzept für die Stadtplanung des Claudius-Petit-Projektes gefragt. Dieser war nicht nur überzeugter Anhänger der Moderne, sondern ein echter Le Corbusier-Enthusiast. Sein Auftrag an diesen: Erschaffen Sie das perfekte Beispiel einer Stadt des 20. Jahrhunderts! Daraufhin stellte Le Corbusier ein Architektenteam aus Spezialisten zusammen und stand dieser Gruppe vor: Charles Delfante, Jean Kling, Marcel Roux und André Sive.
Gebaut wurden der lange Riegel der Maison de la Culture und der Sockel für die jetzt steil aufragende Kirche. Beide umfassen Schwimmbad und Stadion von entgegengesetzten Seiten. Zwar in Sichtweite aber doch in einiger Entfernung entstand die Unité d’Habitation mit 414 Wohnungen. Le Corbusier erlebte nur das Kulturzentrum als fertiges Projekt, alle anderen wurden erst nach seinem Tod 1965 zu Ende gebaut. Bei der Kirche war die Diözese als Auftraggeber abgesprungen. Ihr missfielen Standort und Entwurf. 1995 wurde die Bauruine unter Denkmalschutz gestellt. Erst Anfang der 2000er erhielt der ehemalige Mitarbeiter von Le Corbusier, José Oubrerie, den Auftrag zur Fertigstellung der Kirche. Die Geschichte der L'église Saint-Pierre ist auch mit Firminys jüngster Entwicklung verbunden.
Die Kleinstadt am Zentralmassiv wuchs erst spät in Richtung der umliegenden Erhebungen. Seit den 1960ern sind mehrere Großwohnhäuser entstanden, die wie Blöcke und Kästen aufragen. Firminy war seit jeher eine Kohle- und Industriestadt, ähnlich wie die Nachbargemeinde Saint-Étienne. Doch als die zwei wichtigsten Einnahmequellen, Kohleabbau und Eisenerz, versiegten, stieg in der Folge des Strukturwandels die Arbeitslosigkeit an. Die Stadt schrumpfte von 24.000 Einwohnern auf 19.000 zu Beginn der 1980er-Jahre.
Lange spielte das Corbusier-Erbe keine Rolle in den Konzepten der Umstrukturierung. Dass es hier den größten Bestand an Corbusier-Projekten nach den Regierungsbauten im indischen Chandigarh gab, hatten die Verantwortlichen vernachlässigt. Ein wichtiger Schritt war die Verbindung Firminys mit Saint Étienne zu einem Städteverbund. Die Restrukturierungsmaßnahmen gewannen an Geschwindigkeit. Kunst und Kultur, Design und Architektur sollten in der Region fortan ein größeres Gewicht erhalten. Nachdem der Verbund die Ruine erworben und José Oubrerie sich an die Fertigstellung gemacht hatte, sollte es mehrere Jahre dauern, bis Le Corbusiers letztes Werk Ende 2006 vollendet wurde. Das allerdings hatte es in sich. Dazu später mehr. Denn an diesem Herbsttag erwarten uns zunächst das Maison de la Culture und die Unité d’Habitation, bevor es zur Mittagszeit zur Kirche geht. Diese Reihenfolge wird uns von den Angestellten und Führern des Site Le Corbusier im Maison de la Culture empfohlen. Denn wer am Vormittag um 10 Uhr kommt, kann in zwei Stunden Maison und Unité erkunden, um die Mittagszeit für die Kirche zu reservieren. Warum wir das nach unserem Besuch ebenfalls empfehlen? Siehe Teil 3, das wir für die L'église Saint-Pierre reservieren.

»Goethe sagte, die Architektur sei 'versteinerte Musik'. Vom Gesichtspunkt des Musikkomponisten aus könnte man diese Feststellung umdrehen und sagen: 'die Musik ist bewegte Architektur'. Theoretisch sind vielleicht beide Aussprüche schön und richtig, erfassen aber nicht ganz die intimen Zusammenhänge der beiden Künste.«

Iannis Xenakis, Komponist und Architekt

Maison de la Culture

Das Gebäude hat viele Gesichter. Vom Stadion aus gesehen, scheint es aus dem Gestein zu wachsen, von der Parkplatzseite wirkt die Betonhaut mit den schmalen, vertikalen Fensterschlitzen wie eine Fassaden-Ziehharmonika. An dieser Seite befindet sich der Eingang, der seine Eigenständigkeit mit einer Rampe und als an das Gebäude angedockter Block, zelebriert.
Das einzige Le Corbusier-Gebäude seiner Art in Europa beherbergt einen Konzert-und Theatersaal, Bibliothek, Arbeitsräume und Büros. Der Stadtrat beauftragte Le Corbusier und sein Team im September 1955 mit der Planung und dem Bau eines Sport- und Kunstzentrums. Das Resultat sind das Maison de la Culture und ein Stadion, das nicht nur die verschiedenen Bereiche und Disziplinen vereinte, sondern auch Firminy-Vert mit der Stadt verbinden sollte. Das Kulturhaus ist 112 Meter lang, 14 Meter breit und zwischen 2,5 Meter bis 12,80 Meter hoch.
Im Inneren wird aus der Fassaden-Ziehharmonika ein Lichtspiel. Le Corbusier schreibt dazu in "Modulor 2" über die "musikalischen Glaswände": "Die Glashaut der Außenwände, die Flure und Gemeinschaftsräume erhellt, ist unabhängig vom tragenden Gefüge. Diese Haut aus Glas wird von feinen Rippen aus Eisenbeton gestrafft. Ohne die Hilfe des Modulors boten sich zwei traditionelle Lösungen für die Verteilung der Eisenbetonrippen an. Die erste, banalste, besteht in einer Anordnung der Rippen in gleichen Abständen. Die zweite, geschicktere, besteht darin rhythmische Motive zu schaffen, indem man die Rippen in verschiedenen Abständen nach einer arithmetischen Progression verteilt."
Zuständig für die Vereinigung von Musik und Architektur war der Architekt, Ingenieur und Komponist Iannis Xenakis, der als Assistent zwölf Jahre für Le Corbusier arbeitete. Das Mobiliar, z. B. die Beistellstühle, wurde extra für das Kulturhaus angefertigt, gestaltet vom Architekten und Innengestalter Pierre Guariche (1926–1995).

Das einzige Le Corbusier-Gebäude seiner Art in Europa beherbergt einen Konzert-und Theatersaal, Bibliothek, Arbeitsräume und Büros.

Maison de la Culture

Das einzige Le Corbusier-Gebäude seiner Art in Europa beherbergt einen Konzert-und Theatersaal, Bibliothek, Arbeitsräume und Büros.

Bild vergrößern (Maison de la Culture)(Abbildung © Jan Dimog)
Fertigstellung 1965

Maison de la Culture

Fertigstellung 1965

Bild vergrößern (Maison de la Culture)(Abbildung © Hendrik Bohle)
Die vertikalen Fensteröffnungen sind vom Architekten und Musiker Iannis Xenakis konzipiert worden. Sie stellen durch ihre Abstände und Variationen Klänge dar.

Maison de la Culture

Die vertikalen Fensteröffnungen sind vom Architekten und Musiker Iannis Xenakis konzipiert worden. Sie stellen durch ihre Abstände und Variationen Klänge dar.

Bild vergrößern (Maison de la Culture)(Abbildung © Jan Dimog)
Der vom Gebäude abgesetzte Haupteingang.

Maison de la Culture

Der vom Gebäude abgesetzte Haupteingang.

Bild vergrößern (Maison de la Culture)(Abbildung © Jan Dimog)
Eine Rampe führt zum Eingang und zelebriert den Aufstieg zum Gebäude. Drinnen erwartet einen eine meterlange, massive Holzdrehtür, die zum Foyer führt.

Maison de la Culture

Eine Rampe führt zum Eingang und zelebriert den Aufstieg zum Gebäude. Drinnen erwartet einen eine meterlange, massive Holzdrehtür, die zum Foyer führt.

Bild vergrößern (Maison de la Culture)(Abbildung © Hendrik Bohle)

Maison de la Culture

Bild vergrößern (Maison de la Culture)(Abbildung © Jan Dimog)

Maison de la Culture

Bild vergrößern (Maison de la Culture)(Abbildung © Hendrik Bohle)
Eine weitere Besonderheit des einzigen Le Corbusier-Baus seiner Art in Europa: das Hängedach mit den Stahlkabeln und den Betonplatten.

Maison de la Culture

Eine weitere Besonderheit des einzigen Le Corbusier-Baus seiner Art in Europa: das Hängedach mit den Stahlkabeln und den Betonplatten.

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Die von Iannis Xenakis konzipierten Fenster sind in ihrer Anordnung Tönen nachempfunden.

Maison de la Culture

Die von Iannis Xenakis konzipierten Fenster sind in ihrer Anordnung Tönen nachempfunden.

Bild vergrößern (Maison de la Culture)(Abbildung © Jan Dimog)
Auch die Außengestaltung direkt am Kulturzentrum ist Teil der von Iannis Xenakis gestalteten Klang-Architektur. Die Bänke stellen Noten dar.

Maison de la Culture

Auch die Außengestaltung direkt am Kulturzentrum ist Teil der von Iannis Xenakis gestalteten Klang-Architektur. Die Bänke stellen Noten dar.

Bild vergrößern (Maison de la Culture)(Abbildung © Jan Dimog)

Stade

Das Stadium wurde nach dem Tod von Le Corbusier 1965 von seinen Kollegen André Wogenscky und Fernand Gardien 1968 fertiggestellt. Die Haupttribüne korrespondiert mit dem Kulturzentrum, das mit dem Stadion über eine Promenade verbunden ist. Insgesamt fasst das Stadion 4180 Plätze, davon 3780 Sitzplätze, wovon wiederum 500 von einem über 15 Meter langen Stahlbetondach bedeckt sind.

Das 1968 fertigestellte Stadion und das Kulturzentrum rahmen die Sportstätte ein. Als zentraler, vertikaler Bezugspunkt steht hinter den Rängen die Église Saint Pierre.

Stadion

Das 1968 fertigestellte Stadion und das Kulturzentrum rahmen die Sportstätte ein. Als zentraler, vertikaler Bezugspunkt steht hinter den Rängen die Église Saint Pierre.

Bild vergrößern (Stadion)(Abbildung © Jan Dimog)

Unité d’Habitation

Wenn man auf dem Parkplatz steht, ist die Hochhauswand massiv und licht zugleich. Ich muss an die xenakische Musikarchitektur denken. Hier sind es keine arithmetischen Progressionen oder rhythmische Anordnungen der Glaswände. Hier ist es der Wechsel aus roten und weißen Loggien-Decken. Für Le Corbusier war die Farbgebung eines Gebäudes ebenso wichtig wie Grundriss und Form. Bereits in den 1920ern experimentierte er mit Farben und der architektonischen Wirkung. Basis seiner Farbpalette waren bewährte Künstlerpigmente, aus denen er seine Farbtöne ableitete. Als Vorbild für seinen Farbeneinsatz diente ihm die Natur. Blau schuf Weite, Rot festigte sich in der Fläche, Grau brachte Ruhe, Weiß machte sichtbar.
Die Idee der Wohnmaschine stellte Le Corbusier bereits 1925 vor als er seinen Entwurf als Ideallösung für eine massenhafte Verbreitung vorstellte. Durch standardisierte Serienproduktion wollte er ein hohes Maß an Wirtschaftlichkeit erreichen. Die Unités d’Habitation sind in ihrer Effizienz und Massenproduktion Vorläufer der Plattenbauten. In sein Leitbild der "vertikalen Stadt" integrierte er verschiedene Einrichtungen des täglichen Bedarfs. Die erste Unité wurde 1952 in Marseille eröffnet. Der Skelettbau aus Stahlbeton hat 18 Geschosse. Anstelle des Erdgeschosses befindet sich ein Freigeschoss mit Stützen, die das Gebäude tragen. In Firminy kommen zu den 414 Wohnungen eine Vorschule und ein Kinderspielplatz auf dem Dach hinzu. Beide sind inzwischen geschlossen und können nur in einer geführten Besichtigung erkundet werden. Die Appartements sind als Maisonettewohnung konzipiert: in einem Geschoss die ganze Stockwerksbreite einnehmend, im anderen die Hälfte mit Anschluss an den Erschließungsrundgang. Bei unserem Rundgang geht es zusammen mit der Site Le Corbusier-Repräsentantin Maelle Braquet zunächst auf das Dach. Die Aussicht reicht über das nahe Firminy-Vert bis über die Hügel der Außenbereiche der Stadt. Während die Beton-Ästhetik des Dachs kühl, klar und kantig ist, überrascht das Geschoss darunter mit Licht und Leichtigkeit. Buntgläser und Paneele in alternierender Anordnung sind eine Hymne an das Licht. Die Erklärung von Maelle Braquet zur Nüchternheit des Dachs: der Spielplatz wurde nach Schließung der Schule abgebaut. Ursprünglich ging es hier ähnlich bunt zu wie im Schulstockwerk.

In ihrer Effizienz und Massenproduktion sind Le Corbusiers "vertikale Städte" Vorläufer der Plattenbauten. Seine erste Unité wurde 1952 in Marseille fertiggestellt. Insgesamt wurden 5 gebaut, eine im Berliner Ortsteil Westend.

Unité d'Habitation

In ihrer Effizienz und Massenproduktion sind Le Corbusiers "vertikale Städte" Vorläufer der Plattenbauten. Seine erste Unité wurde 1952 in Marseille fertiggestellt. Insgesamt wurden 5 gebaut, eine im Berliner Ortsteil Westend.

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Der Skelettbau aus Stahlbeton hat 20 Geschosse. Anstelle des Erdgeschosses befindet sich ein Freigeschoss mit Stützen, die das Gebäude tragen.

Unité d'Habitation

Der Skelettbau aus Stahlbeton hat 20 Geschosse. Anstelle des Erdgeschosses befindet sich ein Freigeschoss mit Stützen, die das Gebäude tragen.

Bild vergrößern (Unité d'Habitation)(Abbildung © Jan Dimog)
Le Corbusiers Farbenlehre als Teil der Architektur. Seine Strategien der Farbgestaltung geben der "Wohnmaschine" eine fünfte Dimension.

Unité d'Habitation

Le Corbusiers Farbenlehre als Teil der Architektur. Seine Strategien der Farbgestaltung geben der "Wohnmaschine" eine fünfte Dimension.

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"Farbe ist… ein Auslöser starker Wirkungen. Farbe ist ein Faktor unserer Existenz." – Le Corbusier

Unité d'Habitation

"Farbe ist… ein Auslöser starker Wirkungen. Farbe ist ein Faktor unserer Existenz." – Le Corbusier

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Das Farbsystem seiner Polychromie Architecturale umfasst 63 Farben aus 9 Farbgruppen.

Unité d'Habitation

Das Farbsystem seiner Polychromie Architecturale umfasst 63 Farben aus 9 Farbgruppen.

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Alle Farben harmonieren auf eine natürliche Art. Jede Farbe kann mit jeder anderen Farbe kombiniert werden und haben eine architektonisch hohe Qualität in Bezug auf Farbbedeutung und Farbreichtum.

Unité d'Habitation

Alle Farben harmonieren auf eine natürliche Art. Jede Farbe kann mit jeder anderen Farbe kombiniert werden und haben eine architektonisch hohe Qualität in Bezug auf Farbbedeutung und Farbreichtum.

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Für das 19. Geschoss hatte Le Corbusier eine Schule mit 8 Klassenräumen, Aufenthaltsbereichen und weiteren Räumen konzipiert.

Unité d'Habitation

Für das 19. Geschoss hatte Le Corbusier eine Schule mit 8 Klassenräumen, Aufenthaltsbereichen und weiteren Räumen konzipiert.

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Auf seinen Erfahrungen
im Umgang mit Struktur, Volumen und
Farbe entwickelte Le Corbusier eine
puristische Farbenlehre für die moderne
Architektur: die "Polychromie Architecturale".

Unité d'Habitation

Auf seinen Erfahrungen im Umgang mit Struktur, Volumen und Farbe entwickelte Le Corbusier eine puristische Farbenlehre für die moderne Architektur: die "Polychromie Architecturale".

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Unité d'Habitation

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Unité d'Habitation

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Unité d'Habitation

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Unité d'Habitation

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Die vom Architekten Pierre Guariche und nach Le Corbusiers Vorgaben gestaltete Musterwohnung.

Unité d'Habitation

Die vom Architekten Pierre Guariche und nach Le Corbusiers Vorgaben gestaltete Musterwohnung.

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Alle Wohnungen sind von Ost nach West von einer Seite der Fassade zur anderen angelegt und erstrecken sich über zwei Geschosse.

Unité d'Habitation

Alle Wohnungen sind von Ost nach West von einer Seite der Fassade zur anderen angelegt und erstrecken sich über zwei Geschosse.

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Alle Wohnungen hatten Zentralheizung und fließend warmes Wasser, ein Bad und ein weiteres Duschbad für die Kinder, zwei nebeneinander liegende Kinderzimmer. Die Trennwand konnte zum Spielen beiseite geschoben werden.

Unité d'Habitation

Alle Wohnungen hatten Zentralheizung und fließend warmes Wasser, ein Bad und ein weiteres Duschbad für die Kinder, zwei nebeneinander liegende Kinderzimmer. Die Trennwand konnte zum Spielen beiseite geschoben werden.

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Mehrere Wandschränke und insgesamt helle Räume waren bei Fertigstellung der Unité in Firminy (1967) ein auch für mittlere Einkommensklassen ein hoher Komfort.

Unité d'Habitation

Mehrere Wandschränke und insgesamt helle Räume waren bei Fertigstellung der Unité in Firminy (1967) ein auch für mittlere Einkommensklassen ein hoher Komfort.

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Die Wohnungen sind insgesamt 3,66 Meter breit, in der Galerie
4,88 Meter hoch. Die anderen Räume haben eine Höhe von 2,26 Meter, bedingt durch die Modulormaße.

Unité d'Habitation

Die Wohnungen sind insgesamt 3,66 Meter breit, in der Galerie 4,88 Meter hoch. Die anderen Räume haben eine Höhe von 2,26 Meter, bedingt durch die Modulormaße.

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Hauptelement jeder Wohnung ist der doppelgeschossige Wohn- und Aufenthaltsbereich. Er schließt direkt an die vollverglaste Loggia an.

Unité d'Habitation

Hauptelement jeder Wohnung ist der doppelgeschossige Wohn- und Aufenthaltsbereich. Er schließt direkt an die vollverglaste Loggia an.

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Unité d'Habitation

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Unité d'Habitation

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Das 20. Stockwerk und das Dach der Wohnmaschine. THE LINK-Betreiber Jan Dimog bei der Motivjagd nach der perfekten Perspektive.

Unité d'Habitation

Das 20. Stockwerk und das Dach der Wohnmaschine. THE LINK-Betreiber Jan Dimog bei der Motivjagd nach der perfekten Perspektive.

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Wo Betongrau in allen Schattierungen dominiert, befand sich der Spielplatz der Schule. Jan Dimog (li.) im Gespräch mit Site Le Corbusier-Repräsentantin Maelle Braquet (stehend) und Sophie Vaissellet von Auvergne-Rhône-Alpes Tourisme.

Unité d'Habitation

Wo Betongrau in allen Schattierungen dominiert, befand sich der Spielplatz der Schule. Jan Dimog (li.) im Gespräch mit Site Le Corbusier-Repräsentantin Maelle Braquet (stehend) und Sophie Vaissellet von Auvergne-Rhône-Alpes Tourisme.

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Die Site Le Corbusier bemüht sich um die Umwandlung der Schule und mit ihr der daran angeschlossenen Geschosse, inklusive der Dachterrasse, in ein Museum. Der Kamerarchitekt Hendrik Bohle, ebenfalls bei der Motivjagd.

Unité d'Habitation

Die Site Le Corbusier bemüht sich um die Umwandlung der Schule und mit ihr der daran angeschlossenen Geschosse, inklusive der Dachterrasse, in ein Museum. Der Kamerarchitekt Hendrik Bohle, ebenfalls bei der Motivjagd.

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Auf Nachfrage erklärte das Site Le Corbusier, dass es bereits Vorplanungen gäbe. Für Fotografen ist das einerlei: Le Corbusiers Purismus ist wie für Fotoalben und Instagram gemacht.

Unité d'Habitation

Auf Nachfrage erklärte das Site Le Corbusier, dass es bereits Vorplanungen gäbe. Für Fotografen ist das einerlei: Le Corbusiers Purismus ist wie für Fotoalben und Instagram gemacht.

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Bis dahin können Le Corbusier-Interessiert und -Fans nur in Führungen in die Musterwohnung, die Schulgeschosse und auf die Dachterrasse. Hier kann man über den Ausspruch des Baumeisters sinnieren: "Sonne, Raum, Grünflächen: Versprechen, die gehalten werden sollen." – Aus "Modulor 1", bei DVA.

Unité d'Habitation

Bis dahin können Le Corbusier-Interessiert und -Fans nur in Führungen in die Musterwohnung, die Schulgeschosse und auf die Dachterrasse. Hier kann man über den Ausspruch des Baumeisters sinnieren: "Sonne, Raum, Grünflächen: Versprechen, die gehalten werden sollen." – Aus "Modulor 1", bei DVA.

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»Nötig ist es, durch Konstruktion eines Theoriegebäudes von äußerster Strenge durchzudringen zur Formulierung der Grundprinzipien für den modernen Städtebau.«

Le Corbusier in "Städtebau"

Première Rue

Unité d'Habitation

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»Die Stadt der Geschwindigkeit ist die Stadt des Erfolges.«

Le Corbusier in "Städtebau"

Unsere Architekturreise wurde unterstützt von Auvergne-Rhône-Alpes Tourisme und Atout France.

Firminy

Eine Gemeinde und Industriestadt mit etwas über 17.000 Einwohnern (Stand Januar 2013) bei Saint-Étienne im Département Loire in der Region Auvergne-Rhône-Alpes. Die Stadt liegt am Fluss Ondaine, einem kleinen Nebenfluss der Loire. Bekannt geworden ist der Stadtteil Firminy-Vert (das grüne Firminy) durch die städtebauliche Planung von Le Corbusier und anderen Architekten. Initiator war der Politiker und Firminy-Bürgermeister Eugène Claudius Petit, der das Projekt Anfang der 1950er vorantrieb. Mehrere Bauten von Le Corbusier und dem Architektenteam sind Bestandteil des Retortenstadtteils: das als Jugend- und Kulturzentrum konzipierte und heutige Maison de la Culture, das Stadion, die Unité d’Habitation und die vom Architekten José Oubrerie vollendete Kirche Saint Pierre. Die Stadtplanung (1964–1969) ist die einzige von Le Corbusier in Europa. Zudem hat Firminy den größten Bestand an Le Corbusier-Bauten in Europa.

Le Corbusier

Geboren 6.10.1887 in La Chaux-de-Fonds; gestorben 27.8.1965 in Roquebrune-Cap-Martin. Ein schweizerisch-französischer Architekt, Architekturtheoretiker, Stadtplaner, Maler, Zeichner, Bildhauer und Möbeldesigner. Charles-Édouard Jeanneret-Gris lernte Graveur bevor er unter Peter Behrens in Berlin und Auguste Perret in Paris Architektur studierte. Sein Pseudonym Le Corbusier nahm er in Anlehnung an den Namen seiner Urgroßmutter Lecorbésier und von corbeau (dt.: Rabe) erstmals in der Zeitschrift L’Esprit nouveau 1920 an, das er gemeinsam mit dem Maler Amédée Ozenfant und dem Publizisten Paul Dermée betrieb. 1922 gründete Le Corbusier mit seinem Vetter Pierre Jeanneret (1896–1967) ein Architekturbüro. Ab 1922 begründete er seinen Ruf mit dem Bau moderner, puristischer Villen für die wohlhabende Avantgarde in Paris. 1933 war er federführend an der Verabschiedung der Charta von Athen auf dem IV. CIAM-Kongress in Athen beteiligt (Congrès International d’Architecture Moderne (Internationaler Kongresse für neues Bauen). Am 3. Juli 1941, nur zwei Tage nachdem sich Marschall Pétain in Vichy installierte, zog Le Corbusier dorthin um und knüpfte Kontakte zur Pétain-Regierung, von der er auch Aufträge erhielt und ausführte. Le Corbusier ließ in den späten 1930er-Jahren Sympathien für die politische Rechte erkennen, was dazu führte, dass sich Mitarbeiter von ihm distanzierten. Inzwischen ist nachgewiesen, dass er mit der Vichy-Regierung, Hitler und den Faschisten sympathisierte. Nach dem Zweiten Weltkrieg pflegte er einen düster-romantischen Architekturstil und arbeitete oft mit Sichtbeton. Eine Auswahl seiner wichtigen Bauten: Grundkonzept und Pläne für das UNO-Hochhaus (New York); die Planung der neuen indischen Hauptstadt Chandigarh (Fertigstellung mehrere Regierungsgebäude und des Parlaments 1961); die erste Unité d’Habitation in Marseille (1952); die wegen ihrer Formensprache berühmte Wallfahrtskirche Notre-Dame-du-Haut de Ronchamp (1955); das Kloster Sainte-Marie de la Tourette (1960).

Weltkulturerbe

17 Standorte in 7 Ländern wurden von der UNESCO als Weltkulturerbe ausgewählt und "are a testimonial to the invention of a new architectural language that made a break with the past", wie es in der offiziellen Begründung heißt. Sie wurden über einen Zeitraum von einem halben Jahrhundert gebaut, was Le Corbusier als "Patientenforschung" bezeichnete. Das Complexe du Capitole in Chandigarh (Indien), das Nationalmuseum für westliche Kunst, Tokio (Japan), das Haus von Dr. Curutchet in La Plata (Argentinien) und die Unité d'Habitation in Marseille (Frankreich) zeigen, dass die Bewegung der Modernisten neue architektonische Techniken entwickelte, die auf die Bedürfnisse der Gesellschaft reagierten. "These masterpieces of creative genius also attest to the internationalization of architectural practice across the planet", heißt es in der UNESCO-Schrift abschließend. Weitere Corbusier-Bauten: 2 Häuser der Stuttgarter Weißenhofsiedlung, das Mehrfamilienhaus "Clarté" in Genf, die "Villa Le Lac", auch "Petite Maison" genannt, die "Villa Le Lac" in Corseaux, das Dominikaner-Kloster von La Tourette und die "Villa Savoye" in Paris.

Eugène Claudius Petit

1907 (geboren in Angers) –1989 (gestorben in Paris), Politiker, Minister für Wiederaufbau und Urbanismus (MRU) und Bürgermeister von Firminy. Anhänger der Moderne und von Le Corbusiers Architekturtheorien. War maßgeblich an der Entstehung von Firminy-Vert beteiligt und protegierte Le Corbusiers Projekte umfassend. Claudius war sein Pseudonym in der Resistance während der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg. Mit der Wahl zum Bürgermeister von Firminy 1953 träumte er von einer "Stadt des zwanzigsten Jahrhunderts als beste seiner Zeit", die er mit Firminy-Vert als eine Art Klein-Brasilia verwirklichen wollte. Zwei Jahre später beauftragte er Le Corbusier und sein Architektenteam mit dem Bau mehrere Projekte im "grünen Firminy".

Iannis Xenakis

1922 (geboren in Brăila, Rumänien) – 2001 (in Paris). Xenakis war Komponist und Architekt griechischer Herkunft. Seine Musik war stark von seinem Interesse an mathematischen und akustischen Gesetzmäßigkeiten geprägt. Aus zufälligen (stochastischen) Phänomenen wie Regen, einer Menschenmasse oder einem Bienenschwarm entwickelte er ab 1954 einen eigenen Musikstil: die stochastische Musik. Darüber hinaus versuchte Xenakis, Verfahren und Erkenntnisse der Spieltheorie, Mengenlehre und der Zahlentheorie in seinen Kompositionen umzusetzen. In Paris lernte er Le Corbusier kennen, bei dem Xenakis zwölf Jahre als Assistent arbeitete. Er entwarf zahlreiche Bauten oder betreute deren Umsetzung, darunter Häuser in Nantes und Marseille, das Kloster Sainte-Marie de la Tourette, das Versammlungsgebäude in Chandigarh und das Stadion in Bagdad. 1997 erhielt er den Kyoto-Preis, 1999 den Polar Music Prize, der als inoffizieller Nobelpreis für Musik angesehen wird.

André Sive

1899 (als Andras Szivessy in Budapest) – 1958 (in Morainvilliers). Sive war ein ungarisch-französischer Architekt. Studium der Architektur in Wien, Berlin und Paris bei Auguste Perret, einem Meister des Eisenbetonbaus und Pionier der modernen Architektur in Frankreich. Zusammen mit dem Architekten und Stadtplaner Pierre Forestier gewann er den Wettbewerb zum Bau der Cité sanitaire de Clairevivre. Sie realisierten in etwas über 2 Jahren eine Kleinstadt unter anderem mit 180 Einfamilienhäusern, Mehrfamilienhäusern, einem Krankenhaus, einem Hotel und mehreren Geschäften. Eugène Claudius-Petit, Minister für Wiederaufbau und Urbanismus berief Sive als Architekten in sein Ministerium. 1956 war Sive Jurymitglied bei der Planung der Stadt Brasilia.

Marcel Roux

Geboren 1909. Er studierte am Institut d’Urbanisme der Universität Paris. Für die Wiener Werkbundsiedlung richtete er gemeinsam mit Pierre Pinsard das Haus Nr. 26 von André Lurçat ein. Er war in den 1930er-Jahren Mitarbeiter von Henri Prost beim Plan von Groß-Paris. 1945 später übernahm er die Leitung der Abteilung für Wiederaufbau und Stadtplanung bei der Militärregierung des Saarlandes. Roux hatte ein eigenes Atelier in Paris und war im Redaktionskomitee der Fachzeitschrift L’Architecture d’Aujourd’hui tätig. Roux hatte an den Kongressen von CIAM – Internationale Kongresse Moderner Architektur –teilgenommen und zählt zu den Architekten des Funktionalismus.

Jean Kling

1925–2001. Französischer Architekt, der zusammen mit Charles Delfante, Marcel Roux und André Sive für die Stadtplaung von Firminy-Vert verantwortlich war. Auf Wunsch des Bürgermeisters Eugène Claudius-Petit wurde Le Corbusier später mit in die Planungen einbezogen.

Charles Delfante

Geboren 1926 in Lyon. Architekt, Stadtplaner und Autor. Studium in Paris bis 1953 an der École des Beaux-Arts. Er war im Planungsbüro seines Lyoner Professors Pierre Bourdeix und bei Le Corbusier beschäftigt. 1957 gründete er sein eigenes Büro. In Südfrankreich, seinem Arbeitsschwerpunkt, plante und realisierte Delfante vor allem Schulgebäude, Wohnhäuser und öffentliche Bauten. In Lyon war er ab 1966 Chefarchitekt des Stadtviertels La Part-Dieu.