Van Nelle-Fabrik –  Das Lichtwerk

Auf Reisen / Reportage:

Das UNESCO Welterbe-Monument aus Stahl und Glas.

Das Lichtwerk

Bauhaus / Neues Bauen — Niederlande | 

»Die moderne Architektur verliert in Van der Vlugt einen ihrer besten Vertreter. Ich kenne von ihm sein großartiges Werk: Die Fabrik Van Nelle in Rotterdam... Beim anschließenden Déjeuner habe ich Van der Vlugt kennengelernt... Wieviele Bauten gibt es in der modernen Welt, die den Wettbewerb mit der Van-Nelle-Fabrik aufnehmen können?... Es ist sehr zu bedauern, dass wir ihn (van der Vlugt) nicht mehr sehen und nicht mehr die Entfaltung seines hervorragenden Talentes miterleben werden...«

Le Corbusier, Architekt, 1936, zum frühen Tod von Leendert van der Vlugt, dem Chefarchitekten der Van Nelle-Fabrik

Dieses Licht. Diese Weite. Diese Präsenz der Außenwelt im Innenraum. Der Lohn für eine kleine Irrradfahrt durch den Rotterdamer Vorort Spangen, wo von sieben angesprochenen Leuten keiner wusste, wo die Van Nelle-Fabrik ist. Warum ich nicht das Smartphone als Orientierungshilfe benutzt habe? Regen und Technik sind manchmal keine gute Kombination. Dass die Angesprochenen keine Ahnung von der Lage der berühmten Fabrik hatten, liegt an der selbigen. Auf der einen Seite quietscht die Eisenbahn, auf der anderen schippert es auf der Delfshavense Schie gen Maas und Schnellstraßen umfassen die dritte Flanke. Gewerbegebiet bleibt Gewerbegebiet. Über 90 Jahre nach Fertigstellung der Anlage spielt sie keine Rolle im städtischem Alltagsleben. Darauf verweist auch die Urban Guides-Führerin, die unsere sechsköpfige Gruppe in den nächsten anderthalb Stunden durch die Produktionsstätte, das Direktorenhaus und das Gelände leiten wird. Marketing war ein weiterer wichtiger Faktor. Denn wer auf dem Schienen-, Straßen- und Wasserweg unterwegs war, kam an diesem Gebäude und vor allem den riesigen Lettern nicht vorbei. Versalien künden von Lautstärke und Selbst- und Sendebewusstsein: Hier ist VAN NELLE.

Die Van Nelle-Fabrik, niederländisch Van Nelle Ontwerpfabriek, war der zwischen 1923–1931 erbaute Firmensitz des Kaffee-, Tee-, und Tabakproduzenten Van Nelle in Rotterdam.

Fabrikant

Die Van Nelle-Fabrik, niederländisch Van Nelle Ontwerpfabriek, war der zwischen 1923–1931 erbaute Firmensitz des Kaffee-, Tee-, und Tabakproduzenten Van Nelle in Rotterdam.

Bild vergrößern (Fabrikant)(Abbildung © Jan Dimog)
Seit 2014 ist die Fabrik UNESCO-Welterbe.

Kulturbau

Seit 2014 ist die Fabrik UNESCO-Welterbe.

Bild vergrößern (Kulturbau)(Abbildung © Jan Dimog)
Um die Produktionsräume optimal zum Licht zu öffnen, wurden neue Techniken angewandt. Es wurden Vorhangfassaden mit durchgehenden Fensterbändern vor eine tragende Konstruktion mit Stahlbetonsäulen in Pilzform montiert.

Transparenz

Um die Produktionsräume optimal zum Licht zu öffnen, wurden neue Techniken angewandt. Es wurden Vorhangfassaden mit durchgehenden Fensterbändern vor eine tragende Konstruktion mit Stahlbetonsäulen in Pilzform montiert.

Bild vergrößern (Transparenz)(Abbildung © Jan Dimog)
Die Verkörperung des architektonischen Avantgarde der Klassischen Moderne.

Vorbildcharakter

Die Verkörperung des architektonischen Avantgarde der Klassischen Moderne.

Bild vergrößern (Vorbildcharakter)(Abbildung © Jan Dimog)
Der Bau wurde nach dem amerikanischen Vorbild der Daylight Factory konzipiert.

Lichtwerk

Der Bau wurde nach dem amerikanischen Vorbild der Daylight Factory konzipiert.

Bild vergrößern (Lichtwerk)(Abbildung © Jan Dimog)
Filigrane Fassaden aus Spiegelglas kamen beim Bau zum Einsatz.

Feinheit

Filigrane Fassaden aus Spiegelglas kamen beim Bau zum Einsatz.

Bild vergrößern (Feinheit)(Abbildung © Jan Dimog)
Bis auf die Aussichtsplattform (links oben im Bild) besteht die Fabrik fast ausschließlich aus geraden Linien.

Gradlinigkeit

Bis auf die Aussichtsplattform (links oben im Bild) besteht die Fabrik fast ausschließlich aus geraden Linien.

Bild vergrößern (Gradlinigkeit)(Abbildung © Jan Dimog)
In den Brücken befanden sich Transportbänder für Tee, Kaffee und Tabak.

Verbundenheit

In den Brücken befanden sich Transportbänder für Tee, Kaffee und Tabak.

Bild vergrößern (Verbundenheit)(Abbildung © Jan Dimog)
Ursprünglich sollte das Kontor so hoch werden wie das Produktionsgebäude.

Transportbrücken

Ursprünglich sollte das Kontor so hoch werden wie das Produktionsgebäude.

Bild vergrößern (Transportbrücken)(Abbildung © Jan Dimog)
"The site is one of the icons of 20th-century industrial architecture, comprising a complex of factories, with façades consisting essentially of steel and glass, making large-scale use of the curtain wall principle", so die UNESCO in ihrer Stellungnahme zum Welterbe Van Nelle-Fabrik.

Monument

"The site is one of the icons of 20th-century industrial architecture, comprising a complex of factories, with façades consisting essentially of steel and glass, making large-scale use of the curtain wall principle", so die UNESCO in ihrer Stellungnahme zum Welterbe Van Nelle-Fabrik.

Bild vergrößern (Monument)(Abbildung © Jan Dimog)
Das Direktorengebäude vom Schuttevaerweg aus gesehen.

Ansicht

Das Direktorengebäude vom Schuttevaerweg aus gesehen.

Bild vergrößern (Ansicht)(Abbildung © Jan Dimog)

Der Bau selbst ist hohe Ingenieurskunst. Es wurden viele tausend über zwanzig Meter lange Stahlbetonsäulen gegossen und mit der aus den USA eingeführten Thomson-Dampframme in den Untergrund getrieben. Das sicherte das Fundament in dem schlammigen Untergrund. Das Skelett der Fabrik bilden die Pilzstützen aus Stahlbeton. Diese wurden mit dem Boden vergossen und bilden so eine belastbare Einheit, so dass auf die Träger für die Decken verzichtet werden konnte. Zuvor waren die Verantwortlichen nach Detroit und in andere amerikanische Hochleistungsstädte gereist, um Struktur, Bauart und Architektur der damals hochmodernen Werke zu studieren. Viele ihrer Rechercheresultate fanden sich in der Fabrik wieder. Z. B. der direkte Zugang der Direktoren von der Garage im Verwaltungsgebäude zu den Büroräumen. Das wichtigste Markenzeichen jedoch wurde das amerikanische Daylight Factory-Prinzip. Das Licht flutet auf beiden Seiten des siebenstöckigen Baus durch die Vorhangfassaden in die Stockwerke. Da ist es wieder: Das Licht. Die Weite. Die Präsenz der Außenwelt im Innenraum.

Der Architekt Leendert Van der Vlugt entwarf im Rotterdamer Zentrum auch das Sonneveld Haus, das jetzt zum Nieuwe Instituut, dem ehemaligen Architekturmuseum, gehört.

Verbindungen

Der Architekt Leendert Van der Vlugt entwarf im Rotterdamer Zentrum auch das Sonneveld Haus, das jetzt zum Nieuwe Instituut, dem ehemaligen Architekturmuseum, gehört.

Bild vergrößern (Verbindungen)(Abbildung © Jan Dimog)
Der Schlot des Technikgebäudes.

Kontinuität

Der Schlot des Technikgebäudes.

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Stahlbetonstützen in Pilzform bilden das Skelett des Produktionsgebäudes. Die Säulenform war bis dahin in Europa nicht bekannt. Sie sind mit dem Fußboden vergossen und bilden dadurch eine belastbare Einheit, die Träger für die Decken überflüssig macht.

Rückhalt

Stahlbetonstützen in Pilzform bilden das Skelett des Produktionsgebäudes. Die Säulenform war bis dahin in Europa nicht bekannt. Sie sind mit dem Fußboden vergossen und bilden dadurch eine belastbare Einheit, die Träger für die Decken überflüssig macht.

Bild vergrößern (Rückhalt)(Abbildung © Jan Dimog)
Betont schlicht, betont hell. Die Brücke verbindet das Direktorengebäude mit der Produktionsstätte.

Helligkeit

Betont schlicht, betont hell. Die Brücke verbindet das Direktorengebäude mit der Produktionsstätte.

Bild vergrößern (Helligkeit)(Abbildung © Jan Dimog)
Die technischen Anlagen der Fabrik waren damals sehr fortschrittlich. Üblicherweise wurden Rohre und Leitungen "versteckt" – im Gegensatz zur Van Nelle-Fabrik.

Sichtbarkeit

Die technischen Anlagen der Fabrik waren damals sehr fortschrittlich. Üblicherweise wurden Rohre und Leitungen "versteckt" – im Gegensatz zur Van Nelle-Fabrik.

Bild vergrößern (Sichtbarkeit)(Abbildung © Jan Dimog)
Helligkeit und Großzügigkeit der Räume sind kennzeichnend für die Innengestaltung.

Klarheit

Helligkeit und Großzügigkeit der Räume sind kennzeichnend für die Innengestaltung.

Bild vergrößern (Klarheit)(Abbildung © Jan Dimog)
Der Amsterdamer Produktdesigner Willem Hendrik Gispen (1890–1981) war für die Gestaltung der Innenräume zuständig. Er war einer der wichtigsten Vertreter des Funktionalismus.

Funktionalismus

Der Amsterdamer Produktdesigner Willem Hendrik Gispen (1890–1981) war für die Gestaltung der Innenräume zuständig. Er war einer der wichtigsten Vertreter des Funktionalismus.

Bild vergrößern (Funktionalismus)(Abbildung © Jan Dimog)
und Klarheit waren bestimmend für die Vertreter des Neuen Bauens und der Klassischen Moderne.

Symmetrie

und Klarheit waren bestimmend für die Vertreter des Neuen Bauens und der Klassischen Moderne.

Bild vergrößern (Symmetrie)(Abbildung © Jan Dimog)

Im Gebäude sind alle Funktionen ablesbar. Die Treppenhäuser sind mit Chrom und Keramik gestaltet und leiteten die Angestellten nach Geschlechtern getrennt von den Eingängen zu den Nassräumen und weiter zu den Stockwerken. Waschen war für die Arbeiter*innen Pflicht und Hygiene hatte Priorität. Für viele ungewohnt, da es damals in den meisten Häusern und Wohnungen keine Bäder gab. Die Toiletten und Duschen wurden aus den USA importiert und strahlen noch heute eine filigrane und nüchterne Feinheit aus. Die Form folgt der Funktion. Das zeigt sich auch an der Logistik des Baus. Die durchdachten und ästhetisch anspruchsvollen Lösungen dienten der Effizienz und Wirtschaftlichkeit des Baus. Bis zu 1.700 Angestellte waren in der Fabrik beschäftigt. Gerade im Vergleich mit dem Standard in den Manufakturen vor dem Ersten Weltkrieg war die Van Nelle-Kombination aus Tageslicht, heller Architektur und Materialauswahl ein großer Sprung. Die betont schlichte Glas-Beton-Stahl-Sachlichkeit machte den Chefarchitekten Leendert van der Vlugt zu einem niederländischen Pionier des Neuen Bauens, der mit dem Auftraggeber einen kongenialen Partner hatte. Die Eigentümer hatten den Jungunternehmer Kees van der Leeuw mit der Realisierung der Fabrik autorisiert. Dem schwebte mit dem Bau ein Gesamtkunstwerk vor. Er interessierte sich für die neuen Produktionsmethoden in den USA, für moderne Architektur und die Malerei. So fügten van der Leeuw und van der Vlugt die Rationalität der industriellen Fertigung mit der neuen Architektursprache zu einem Areal der Effizienz und Klarheit, des Lichts und der Weite zusammen.

Die Marke Van Nelle existiert nicht mehr. Heute ist die Fabrik ein multifunktionales Kongresszentrum. Hinzu kommen mehrere Unternehmen, die sich auf dem Gelände niedergelassen haben.

Erbe

Die Marke Van Nelle existiert nicht mehr. Heute ist die Fabrik ein multifunktionales Kongresszentrum. Hinzu kommen mehrere Unternehmen, die sich auf dem Gelände niedergelassen haben.

Bild vergrößern (Erbe)(Abbildung © Jan Dimog)
Bis 1995 wurden in der Fabrik Tabak, Kaffee und Tee verarbeitet. Dann schloss die Anlage. 60.000 Quadratmeter mussten neu genutzt werden. Die Stadt Rotterdam lehnte Kauf und Verantwortung ab. Die Lösung: die Transformation zu einem Ort der Kreativindustrie. Ateliers, Architekturbüros, Kanzleien, Werbe- und Filmproduktionen zogen ein.

Verwandlung

Bis 1995 wurden in der Fabrik Tabak, Kaffee und Tee verarbeitet. Dann schloss die Anlage. 60.000 Quadratmeter mussten neu genutzt werden. Die Stadt Rotterdam lehnte Kauf und Verantwortung ab. Die Lösung: die Transformation zu einem Ort der Kreativindustrie. Ateliers, Architekturbüros, Kanzleien, Werbe- und Filmproduktionen zogen ein.

Bild vergrößern (Verwandlung)(Abbildung © Jan Dimog)
Der Name Van Nelle geht auf ein Rotterdamer Kolonialwarengeschäft zurück. Es wurde 1782 eröffnet.

Wurzeln

Der Name Van Nelle geht auf ein Rotterdamer Kolonialwarengeschäft zurück. Es wurde 1782 eröffnet.

Bild vergrößern (Wurzeln)(Abbildung © Jan Dimog)
Als die Familie Van der Leeuw das Geschäft übernimmt, beginnt mit Plantagengründungen in Niederländisch-Ostindien, dem Handel und der Verarbeitung von Tee, Kaffee und Tabak der Aufstieg zu einem global operierenden Unternehmen.

Aufstieg

Als die Familie Van der Leeuw das Geschäft übernimmt, beginnt mit Plantagengründungen in Niederländisch-Ostindien, dem Handel und der Verarbeitung von Tee, Kaffee und Tabak der Aufstieg zu einem global operierenden Unternehmen.

Bild vergrößern (Aufstieg)(Abbildung © Jan Dimog)
Die Rohstoffe aus Übersee werden nach Rotterdam verschifft und im alten Standort am Leuvehafen weiterverarbeitet. Die Kapazitäten reichen bald nicht mehr aus.

Wachstum

Die Rohstoffe aus Übersee werden nach Rotterdam verschifft und im alten Standort am Leuvehafen weiterverarbeitet. Die Kapazitäten reichen bald nicht mehr aus.

Bild vergrößern (Wachstum)(Abbildung © Jan Dimog)
Der neue Standort liegt an einem großen Kanal, direkt zur Bahnstrecke Paris-Amsterdam.

Bewegung

Der neue Standort liegt an einem großen Kanal, direkt zur Bahnstrecke Paris-Amsterdam.

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im Direktorengebäude.

Treppenhaus

im Direktorengebäude.

Bild vergrößern (Treppenhaus)(Abbildung © Jan Dimog)
In den Innenräumen sind die Farben punktuell und passend eingesetzt.

Palette

In den Innenräumen sind die Farben punktuell und passend eingesetzt.

Bild vergrößern (Palette)(Abbildung © Jan Dimog)
Farben treffen auf Stoffe.

Materialien

Farben treffen auf Stoffe.

Bild vergrößern (Materialien)(Abbildung © Jan Dimog)
Auftraggeber und Architektenteam achteten sehr auf Detailgenauigkeit. So findet sich Chrom in allen Aufgängen und Treppenhäusern.

Gliederung

Auftraggeber und Architektenteam achteten sehr auf Detailgenauigkeit. So findet sich Chrom in allen Aufgängen und Treppenhäusern.

Bild vergrößern (Gliederung)(Abbildung © Jan Dimog)
Areal, Architektur und Ästhetik wirken zeitlos und gleichzeitig an die heutigen Anforderungen angepasst.

Himmel

Areal, Architektur und Ästhetik wirken zeitlos und gleichzeitig an die heutigen Anforderungen angepasst.

Bild vergrößern (Himmel)(Abbildung © Jan Dimog)
Gropius. Hat recht.

Walter

Gropius. Hat recht.

Bild vergrößern (Walter)(Abbildung © Jan Dimog)
Cafeteria in den Räumen der ehemaligen Kaffeerösterei.

Umnutzung

Cafeteria in den Räumen der ehemaligen Kaffeerösterei.

Bild vergrößern (Umnutzung)(Abbildung © Jan Dimog)
und Polychromie.

Monochromie

und Polychromie.

Bild vergrößern (Monochromie)(Abbildung © Jan Dimog)
aus Glas, Stahl, Beton und ein wenig Gras.

Schichten

aus Glas, Stahl, Beton und ein wenig Gras.

Bild vergrößern (Schichten)(Abbildung © Jan Dimog)
Der Blick vom obersten Stockwerk der Van Nelle-Fabrik auf die Skyline von Rotterdam. Fast scheint es, als ob die Fabrik sich die ganze Rotterdamer Dynamik anschaut und zufrieden feststellt: ich war zuerst da.

Skyline

Der Blick vom obersten Stockwerk der Van Nelle-Fabrik auf die Skyline von Rotterdam. Fast scheint es, als ob die Fabrik sich die ganze Rotterdamer Dynamik anschaut und zufrieden feststellt: ich war zuerst da.

Bild vergrößern (Skyline)(Abbildung © Jan Dimog)

»Via a common purpose agreed between the entrepreneur and the project architects and engineers, the Van Nellefabriek embodies an ideal factory, open to the outside world, whose interior working spaces are progressive, and in which daylight is used to provide pleasant working conditions. It embodies the accomplished realisation of a new kind of factory that has become a symbol of the modernist and functionalist culture of the inter-war period.«

UNESCO, Stellungnahme zur Aufnahme der Van Nelle-Fabrik zum Welterbe 2014

Unsere redaktionell unabhängige Recherchereise wurde von Rotterdam Partners unterstützt.

»Architecture begins where engineering ends.«

Walter Gropius, Architekt

Van Nelle Fabriek

Adresse: Van Nelleweg 1, 3044 BC Rotterdam. Die Firma Van Nelle wurde 1782 als ein Geschäft für Kaffee, Tee und Tabak gegründet. Der Familienbetrieb entwickelte sich erfolgreich zu einem Fabrikgewerbe. Mit der Expansion der Firma wurde das Architekturbüro Brinkman & Van der Vlugt beauftragt, einen neuen Firmensitz im Industriegebiet Spaanse Polder zu schaffen. Für den Entwurf war Leendert van der Vlugt verantwortlich. Von 1931–1990 war der Kontor und die Produktionsstätte Sitz der Firma. Bei ihrer Fertigstellung war sie einer der innovativsten und modernsten Fabrikkomplexe und ein Musterbeispiel der architektonischen Moderne und Vorbote des internationalen Stils. Gekennzeichnet wurde der Entwurf durch seine transparenten und filigranen Fassaden aus Spiegelglas sowie ihre pilzförmigen Betonsäulen. Ebenso spielten Licht, Luft und Raum im Entwurf eine wichtige Rolle. Seit 1986 steht sie als Rijksmonument unter Denkmalschutz. Seit dem 21. Juni 2014 ist das Areal ein UNESCO-Weltkulturerbe. Zuvor wurde der Komplex sechs Jahre renoviert. Heute ist die Van Nelle-Fabrik Bürogebäude und Veranstaltungsort. Ein gelungenes Beispiel für eine zeitgemäße, lebendige Weiternutzung eines UNESCO-Weltkulturerbes.

Leendert van der Vlugt

1894–1936, geboren und verstorben in Rotterdam. Van der Vlugt war niederländischer Architekt und Vertreter des "Nieuwe Bouwen" (Neues Bauen). Im Architekturbüro Brinkman & Van der Vlugt war er der verantwortliche Architekt für die Van Nelle-Fabrik. Vlugt wird als "Vlücht" ausgesprochen. Der vom Konstruktivismus beeinflusste Architekt hat neben der Van Nelle-Fabrik folgende Bauten entworfen: Gewerbeschule (Groningen, 1922), Haus van der Leeuw (Rotterdam, 1929), Haus Sonneveld (Rotterdam, 1934), Wohngebäude Bergpolder (Rotterdam, 1935), Stadion Feijenoord (Rotterdam, 1936).

THE LINK-Tipp

Wir empfehlen den Besuch mit einer Führung durch UrbanGuides zu verbinden. Die Fachleute mit Expertise in Architektur, Stadtplanung und Stadtgeschichte bringen einem die jeweiligen Orte und Bauten Rotterdams auf eine kenntnisreiche Weise nah. Eine einstündige Tour durch das Van Nelle-Areal kostet 16 Euro, inklusive des Zugangs zur Ausstellung "Nieuwe Bouwen" im 7. Stock des Produktionsgebäudes.

Karte mit den Bauwerk(en)

Interaktive Karte mit Bauwerke(n):

Van Nelle Fabriek (Leendert van der Vlugt [NL. Rotterdam] ; 1931) |