Deutsches Spionagemuseum Berlin (ehem. Spy Museum): Operation Grünanlage – Stadtkultur in Berlin
Berlin. Deutschland. Im September 2015 wurde das "Spy Museum Berlin" eröffnet. Ein Jahr später haben sich die Verantwortlichen zu einem Neustart mit einem neuen Namen und einer neuen Preispolitik entschlossen. Als "Deutsches Spionagemuseum Berlin" verlangt man nun 12€ (statt 18€) für den Eintritt. Wir haben das Multimedia-Museum besucht und erklären, warum sich der Besuch der "grünen" Welt lohnt.
Der “Deutsches Spionagemuseum”-Rundgang ist der zweite Teil unserer “Unsichtbar”-Reihe, begonnen haben wir mit “Operation Abgang”.
In dieser Grünanlage sprießt und gedeiht es. Passend zum althochdeutschen Verb gruoen, das "wachsen" bedeutete. Grün steht auch als Signalfarbe für das Positive oder Ordnende: siehe grüne Welle oder die Grünphase im Straßenverkehr. Anders dagegen das Giftgrün. Oder grün vor Neid. Dass jemand gelb vor Neid wird, gibt es auch, wird hier aber vernachlässigt. Denn mit der grünen Bandbreite ist auch das inhaltlich-thematische Spektrum des neuen Spionagemuseums beschrieben. "Wo einst die Mauer die Stadt teilte, gibt das Deutsche Spionagemuseum (ehem. Spy Museum Berlin) einen einzigarten Einblick in das Schattenreich der Spionage", heißt es auf dem Flyer mit dem Titel "Hauptstadt der Spione". Und weiter: "Den Besuchern stehen modernste Technologien zur Seite, um die raffinierten und zum Teil skurrilen Methoden von Agenten und Geheimdiensten multimedial und interaktiv 'aufzudecken'. Eine packende Zeitreise von den biblischen Kundschaftern bis in die Gegenwarten und Zukunft auf 3.000 qm." Modern und multimedial ist es tatsächlich. An mehreren Wänden und in diversen Ecken flimmert und schimmert es, vieles kann mit fettigen Fingern angetouchscreened werden, an anderen Stellen wiederum kann man sich als Mission Impossibelchen am Laserparcour versuchen. Zumindest die Teenagerbesucher tun es lustvoll juchzend. Die anderen und Erwachsenen können sich an Chiffriermaschinen wagen. Oder sich mit Wissen und Anekdoten zuschütten, begleitet von reichhaltigem Anschauungsmaterial. Dort erkennt der Besucher, dass all die Mythen und Geschichten über diese 007-Schlapphüte tatsächlich wahr sind. Wanzen hier, Verrat und Doppelzüngigkeit dort und eine Menge Abstruses und Wunderliches. Oder wussten Sie, dass die Stasi die Körpergerüche von Dissidenten archivierte? Dass Technik, Chemie und Physik das Werkzeug der Späher und Spitzel war und ist, überrascht dagegen nicht. Schon erschreckender und gleichzeitig nicht neu sind die Täuschungsmanöver und Tricks, eingebettet in psychologische (Un)Menschlichkeiten mit dem Ziel, den anderen zu enttarnen und zu überführen. Insofern hat sich am Wirken und Tun des, laut Eigenaussage des Museums, "zweitältesten Metiers der Weltgeschichte" nichts geändert. Die Präsentation hingegen ist up to date bis hin zum Umgang und Missbrauch von Big Data. Hightech hin oder her: den nahen Potsdamer Platz, einer der Brennpunkte des Kalten Krieges, wird man danach ein wenig anders sehen. Fehlt nur noch der Nebel.