Die Revitalisierung eines alten Industriestandorts: Die Phönix-Stadt – Stadtkultur in Łódź
Łódź. Polen. Polens drittgrößte Stadt Łódź erfindet sich neu. An welchen Stellen und wie das gelingt, zeigt uns der Historiker und Verlagsfachmann Ludwig Moos, der die ehemalige Textil- und Industriestadt erkundet hat und uns seine Recherchen mit Hilfe seiner Kamera als optische Notizen präsentiert.
Von Ludwig Moos
Wie Łódź sein reiches Erbe aus dem 19. Jahrhundert neu belebt, ist schon beeindruckend. Polens drittgrößte Stadt hat den Weltkrieg ziemlich unbeschadet überstanden, musste sich dann aber wirtschaftlich neu erfinden. Die alten Textilfabriken, einst eine ernsthafte Konkurrenz für Manchester, rotteten vor sich hin. Einen Prachtbau wie die Weiße Fabrik als Museum der Weberei und Schauplatz für Ausstellungen zu nutzen, blieb eine überschaubare Aufgabe, verglichen mit dem gigantischen Komplex Manufaktura. Er gilt nach dem Wiederaufbau der Warschauer Altstadt als aufwändigstes Projekt der Erneuerung in Polen. Auf einer Fläche von rund vierzig Fußballfeldern hatte der Textiltycoon Izrael Poznański in den Jahrzehnten vor 1900 neben seiner pompösen Villa dreizehn Fabrikbauten errichten lassen, die mit dem Ende der Sowjetunion ihre alte Funktion endgültig verloren hatten. Angeschoben von dem französischen Investor Apsys war bis 2006 alles bis zum letzten Ziegelstein wieder her gerichtet und mit neuen Inhalten gefüllt: Läden ohne Ende, Angebote für Entertainment zuhauf, Bars, Clubs und Lokale für jeden Geschmack, Museen und ein Design-Hotel im Industrial Chic. An die zwanzig Millionen Besucher im Jahr lockt Manufaktura an, und dennoch sucht Łódź weiter nach einer neuen Mitte. Entstehen soll sie rund um das umgemodelte Kraftwerk EC1 und den neuen Bahnhof Fabryczna, dessen markantes Dach sich in einer sanften Welle über die abgesenkten Gleise legt.
Phönix aus der Industriebrache: die Revitalisierung von Łódź