"Partizipation macht Architektur" von Susanne Hofmann – Demokratisch gestalten!
Buchwelten:Was bedeutet Partizipation konkret? Wo und wann wird der Nutzer beteiligt? Welche Wirkung hat Partizipation? Schafft sie eine Identifikation der Nutzer mit der Architektur?
Die Initiatorin und Gründerin von "Die Baupiloten" Susanne Hofmann hat nun mit ihrem kürzlich erschienenen Buch "Partizipation macht Architektur" ihre langjährige Arbeit und Dissertation zur Methodik des ehemaligen Studienreformprojektes konsequent weiterentwickelt. Durch eine geschickte praxis- und anwendungsbezogene Aufbereitung der Arbeit erschließt diese Publikation eine Leserschaft auch außerhalb des akademischen Umfeldes. Sie wirkt vielmehr als informative und spielerische Handlungsanweisung für alle an Planungsprozessen beteiligten Akteure und insbesondere für Nutzer von Stadt und Architektur. Welche Chancen hat der partizipative Entwurfsprozess? Was bedeutet Partizipation konkret? Wo und wann wird der Nutzer beteiligt? Welche Wirkung hat Partizipation? Schafft sie eine Identifikation der Nutzer mit der Architektur? Im ersten Teil des Buches werden verschiedene Fragestellungen des Themas verhandelt. Darüber hinaus wird ein Überblick historischer und aktueller partizipativer Planungsstrategien gegeben. In vielen demokratischen Stadtgesellschaften wächst die Sehnsucht nach einer aktiven Teilhabe bei der Gestaltung ihrer gebauten Umgebung. Hofmann sieht in kooperativen Entwurfsprozessen eine Chance, die gefühlte Distanz zwischen Architekt, Bauherr und Nutzer zu bewältigen und das Bild des entrückten Gestalters zu korrigieren. Der gemeinsame Prozess des Entwerfens führt dabei zu fruchtbaren gegenseitigen Erkenntnissen und im besten Fall zu einer nachhaltigen Architektur. Die dafür notwendigen Rahmenbedingungen und Voraussetzungen werden in diesem Kapitel ebenso beleuchtet, wie noch zu überwindende Grenzen, die alternative Planungsprozesse derzeit noch behindern.
Der zweite Teil des Buches widmet sich der Methodik. Clever stellt die Autorin diese anhand einer Spieleanleitung vor. Leicht zugänglich und sehr präzise formuliert, können die einzelnen Methodenbausteine einander aufbauend oder ergänzend jeweiligen Bedürfnissen und wechselnden Rahmenbedingungen angepasst werden. Als Kommunikationswerkzeug aller Module dieser Entwurfsstrategie dient die räumliche Atmosphäre als allgemein verständliche Sprache. Die überzeugende grafische Umsetzung des Leitfadens übernahm die Grafikerin Florencia Young, mit der Susanne Hofmann schon seit vielen Jahren zusammenarbeitet. Das Buch schließt mit einer Werkschau von „die Baupiloten“. Die ausgewählten und vielfach ausgezeichneten Projekte zeigen, dass die zuvor beschriebenen Planungsprozesse auch in der Anwendung Bestand haben. Dabei werden die Architekturen nicht nur einer gestalterischen Ästhetik gerecht, sie bewähren sich auch in der täglichen Benutzung. Mit dem Beitrag Partizipation macht Architektur spannt Susanne Hofmann den Bogen von theoretischem Ansatz zu gebauten Praxisbeispielen und bietet mit ihren leicht verständlichen Handlungsanweisungen zudem die Möglichkeit einer wirklichen Teilhabe an der gebauten Umwelt.
Dieser Artikel erschien erstmals in der Ausgabe 05/2015 der AIT – Zeitschrift für Architektur, Innenarchitektur und Technischer Ausbau – eine der führenden europäischen Architekturzeitschriften (Schwerpunkt Innenraum) im deutschsprachigen Raum.
Partizipation macht Architektur
Herausgegeben von Susanne Hofmann. Erschienen im Jovis Verlag, Berlin. Deutsch und Englisch. 256 Seiten. Format 17,0 x 24,0 cm. ISBN 978-3-86859-302-0 (Deutsch), ISBN 978-3-86859-347-1 (Englisch)
Susanne Hofmann
Die Architektin und Professorin studierte an der Akademie der Bildenden Künste, an der Technischen Universität in München und an der Architectural Association School of Architecture in London. Von 1988 bis 1989 war sie Stipendiatin des DAAD. Von 2003 bis 2014 leitete sie das Studienreformprojekt "die Baupiloten" an der TU Berlin, an der sie von 2009 bis 2015 Professorin am Fachgebiet Entwerfen und Baukonstruktion war. 2012 promovierte Hofmann mit dem Titel "Atmosphäre als partizipative Entwurfsstrategie" summa cum laude. Zudem hatte sie eine Gastprofessur an der University of Auckland, Design Intensive Studio. 2013 erhielt sie des begehrte Stipendium der Deutschen Akademie Rom Villa Massimo mit einem Studienaufenthalt in der Casa Baldi. Derzeit ist Hofmann Visiting Professor an der University of Sheffield.
die Baupiloten
Das Studienreformprojekt "die Baupiloten: Das Studium als praxisbezogener Idealfall" wurde von Susanne Hofmann 2003 an der Fakultät VI der TU Berlin gegründet, um die Integration von Realisierungsprojekten in der universitären Lehre zu untersuchen. Das Projekt wurde 2014 abgeschlossen. Die Baupiloten und der Kooperationspartner Susanne Hofmann Architekten verschmolzen daraufhin zu "die Baupiloten BDA", das bereits 2001 von Susanne Hofmann in Berlin gegründet wurde. Deren Credo ist der sinnliche Umgang mit Raum und Materialien und ihre konsequente Detaillierung, um eine bedarfsgerechte Atmosphäre zu erschaffen.