Modernismus im Stadtteil Kolonaki – Klick klack Kolonaki
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The English version: Kolonaki form
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Himmelwärts
Weißes Teppichhausmuster trifft athenisch-blau
"Klick, klack" und "Wromm": Kolonakis charakteristische Geräusche hängen mit der Topografie und den Bewohnern zusammen. Keine 15 Minuten Fußweg vom Stadtzentrum, dem Parlament und dem zentralen Platz Syntagma entfernt, geht es in dem Stadtteil steil bergauf. Der 277 m hohe Kalksteinfelsen Lykavíttos ist Athens höchste Erhebung. Am Fuße des Hügels beginnt das mondäne Kolonaki mit zahlreichen Restaurants, Cafés und Boutiquen. Letztere ziehen besonders Damen, Überfrauen und Mannequin-mäßige Menschen an, die mit ihren hohen Schuhabsätzen für einen der Kolonaki-Noten sorgen. Klick, klack. Den anderen Ton steuern Auto-, Moped- und Motorradfahrer bei, denn anscheinend stimmt etwas nicht mit den Profilen ihrer Räder oder die steil hochjagenden Straßen sind eine Zumutung für die Motoren. Jedenfalls hecheln sie die Anhöhen schwungvoll hoch. Stichwort hecheln: die vielen Stufen und der Weg gen Hügelspitze sind zwar mühevoll. Dafür wird man mit dem besten Ausblick auf Athens weißes Teppichhausmuster belohnt.
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Städtisch
Zu Fuß vom 277 m hohen Kalksteinfelsen Lykavíttos zur Akropolis sind es 45 bis 60 Minuten. Oder man nimmt die Metrolinie 2 bis zum Bahnhof Akropolis.
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Anstieg
Gleichzeitig kommt ein Gang durch dieses Viertel einer Reise in die Architektur der klassischen Moderne gleich. Um im Bild zu bleiben: das Geräusch dieser Häuser käme einer leichten Sommerbrise gleich. Vielleicht so: Ffffffff. Vielleicht aber auch ein kaum vernehmbares Pfeifen. Jedenfalls ist der Ton pure, zeitlose Eleganz. Während der Jugendstil sich hierzulande nie richtig etablieren konnte, wurde die frühe Moderne enthusiastisch und zügig adaptiert. Das lag auch an der Wohnungsnot, verursacht durch die Vertreibung der Griechen aus der Türkei und ihrer anschließenden Einwanderung in die griechische Hauptstadt. Die Charta von Athen, das Manifest der modernen Architektur, wurde 1933 unterzeichnet. Von 1920 bis 1940 entstand das Athener Apartmenthaus mit Concierge, großzügiger Empfangshalle, Aufzug und üppigen Balkonen. Prägend für die Bauten ist eine Weniger ist mehr-Ästhetik in Verbindung mit asketischer Schönheit. In Kolonaki finden sich alle Strömungen und Varianten dieser Epoche: Rechtwinkligkeiten, strenger Purismus und Organisches, der die damals neuen Möglichkeiten des Betonbaus nutzte und auf Schwung setzte. Womit wir wieder bei den Pfennigabsatz-Menschen und motorisierten Fahrzeugen sind, die den Lykavíttos elegant hochklackern bzw. mit Anlauf hochächzen.
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Wohnlich
Kolonaki ist ein Schauraum der Apartment-Architektur Athens der Epoche zwischen 1920 bis 1940.
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Linear
Kolonaki war zwischen 1940 bis weit in die 1970er-Jahre der Ort der Bohème. Schriftsteller, Intellektuelle, Künstler aus dem In- und Ausland trafen sich in den zahlreichen Bars, Cafés und Tavernen rund um den Lykavittos-Hügel.
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Formenreich
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Brutalistisch
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Spitz
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Eckig
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Feingliedrig
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Verbunden
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Schwungvoll
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Rund
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Ländlich
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Begrünt
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Perspektivisch
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Schiebetechnik
In den letzten Jahren sind eine Reihe neuer Büro- und Apartmenthäuser in Kolonaki entstanden – einige mit Neuinterpretationen der hiesen Markisenästhetik der Apartmenthäuser der Moderne.
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Transparent
... in der Panepistimiou, einer der Hauptachsen, die die beiden Plätze Syntagma und Omonia verbinden.
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Durchlässig
... in der Patriarchou Ioakim.
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Spiegel
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Einzigartig
Das One Athens in der Stratiotikou Sindesmou.
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Solospiel
Das One Kleomenous des griechischen Architekturbüros Omniview. Die auffällige Hülle besteht aus Travertin und nimmt mit seiner Form Bezug auf die Böschungs- und Schutzmauern des Lykavíttos.
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Woge
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Schichtweise
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Wellenschlag
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Goldgelb
Das Boutique- und Fünfsternehotel St. George Lycabettus im athenischen Sonnenuntergangslicht.
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Zeitlos
Das Hotel wurde 1975 eröffnet und hat seitdem zahlreiche Prominente und Politiker begrüßt. 2006 wurde es renoviert, aktuell finden weitere Umbaumaßnahmen statt.

Großformat
"Our guests are as residents, leave as friends and return as family" – heißt es im Vorwort des Fotoalbums zum vierzigjährigen Jubiläum.
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Perspektive
Café, Restaurant und Frühstücksraum im 6. Stockwerk mit einem der besten Ausblicke auf Athen.
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Farbenspiel
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Geschichtlich
Die Akropolis fest im Blick.
Die architektonische Recherchereise ist mit Unterstützung von City Of Athens – Convention & Visitors Bureau zustande gekommen. Wir haben im Fünfsterne- und Boutique-Hotel St. George Lycabettus übernachtet, das uns freundlicherweise während der Reise beherbergt hat.
THE LINK-Empfehlung: Blickgenuss
Der Ausblick vom Le Grand Balcon, dem Restaurant und Café des St. George Lycabettus Hotel, ist fantastisch. Wer hier keine Zeit für eine Mahlzeit hat, sollte sich wenigstens ein Kaffee (oder Tee) gönnen – bei dem Panoramablick bis weit über Athens Stadtgrenzen und auf den Saronischen Golf ist (wie die berühmte Kreditkartenfirma schon weiß): unbezahlbar.
THE LINK-Empfehlung: Der Kolonaki-Gang
Von der Metrostation Syntagma sind es etwa 10 bis 15 Minuten Fußweg bis zum Kolonaki-Platz. Beim Gang durch das Viertel sollte man sich Zeit nehmen und zwischendurch pausieren: es gibt viele Stufen und die Wege sind z. T. sehr steil. Wer mit der Metro weiterfahren möchte, kann die Station Evangelismos ansteuern. Auf dem Weg dorthin kann man z. B. die Botschaft des Vereinigten Königreichs bewundern – oder angesichts des aufgebockten Blocks in brutalistischer Manier erschaudern.
THE LINK-Empfehlung: Essen
Kalamaki Kolonaki in der Ploutarchou 32 (in der Straße befindet sich auch die brutalistische UK-Botschaft): hier gibt es Salat, Vorspeisen, Grillfleisch – alles frisch und mediterran-griechisch mit einer leichten libanesischen Note.