Modernismus im Stadtteil Kolonaki – Klick klack Kolonaki
The English version: Kolonaki form
"Klick, klack" und "Wromm": Kolonakis charakteristische Geräusche hängen mit der Topografie und den Bewohnern zusammen. Keine 15 Minuten Fußweg vom Stadtzentrum, dem Parlament und dem zentralen Platz Syntagma entfernt, geht es in dem Stadtteil steil bergauf. Der 277 m hohe Kalksteinfelsen Lykavíttos ist Athens höchste Erhebung. Am Fuße des Hügels beginnt das mondäne Kolonaki mit zahlreichen Restaurants, Cafés und Boutiquen. Letztere ziehen besonders Damen, Überfrauen und Mannequin-mäßige Menschen an, die mit ihren hohen Schuhabsätzen für einen der Kolonaki-Noten sorgen. Klick, klack. Den anderen Ton steuern Auto-, Moped- und Motorradfahrer bei, denn anscheinend stimmt etwas nicht mit den Profilen ihrer Räder oder die steil hochjagenden Straßen sind eine Zumutung für die Motoren. Jedenfalls hecheln sie die Anhöhen schwungvoll hoch. Stichwort hecheln: die vielen Stufen und der Weg gen Hügelspitze sind zwar mühevoll. Dafür wird man mit dem besten Ausblick auf Athens weißes Teppichhausmuster belohnt.
Gleichzeitig kommt ein Gang durch dieses Viertel einer Reise in die Architektur der klassischen Moderne gleich. Um im Bild zu bleiben: das Geräusch dieser Häuser käme einer leichten Sommerbrise gleich. Vielleicht so: Ffffffff. Vielleicht aber auch ein kaum vernehmbares Pfeifen. Jedenfalls ist der Ton pure, zeitlose Eleganz. Während der Jugendstil sich hierzulande nie richtig etablieren konnte, wurde die frühe Moderne enthusiastisch und zügig adaptiert. Das lag auch an der Wohnungsnot, verursacht durch die Vertreibung der Griechen aus der Türkei und ihrer anschließenden Einwanderung in die griechische Hauptstadt. Die Charta von Athen, das Manifest der modernen Architektur, wurde 1933 unterzeichnet. Von 1920 bis 1940 entstand das Athener Apartmenthaus mit Concierge, großzügiger Empfangshalle, Aufzug und üppigen Balkonen. Prägend für die Bauten ist eine Weniger ist mehr-Ästhetik in Verbindung mit asketischer Schönheit. In Kolonaki finden sich alle Strömungen und Varianten dieser Epoche: Rechtwinkligkeiten, strenger Purismus und Organisches, der die damals neuen Möglichkeiten des Betonbaus nutzte und auf Schwung setzte. Womit wir wieder bei den Pfennigabsatz-Menschen und motorisierten Fahrzeugen sind, die den Lykavíttos elegant hochklackern bzw. mit Anlauf hochächzen.
Die architektonische Recherchereise ist mit Unterstützung von City Of Athens – Convention & Visitors Bureau zustande gekommen. Wir haben im Fünfsterne- und Boutique-Hotel St. George Lycabettus übernachtet, das uns freundlicherweise während der Reise beherbergt hat.
THE LINK-Empfehlung: Blickgenuss
Der Ausblick vom Le Grand Balcon, dem Restaurant und Café des St. George Lycabettus Hotel, ist fantastisch. Wer hier keine Zeit für eine Mahlzeit hat, sollte sich wenigstens ein Kaffee (oder Tee) gönnen – bei dem Panoramablick bis weit über Athens Stadtgrenzen und auf den Saronischen Golf ist (wie die berühmte Kreditkartenfirma schon weiß): unbezahlbar.
THE LINK-Empfehlung: Der Kolonaki-Gang
Von der Metrostation Syntagma sind es etwa 10 bis 15 Minuten Fußweg bis zum Kolonaki-Platz. Beim Gang durch das Viertel sollte man sich Zeit nehmen und zwischendurch pausieren: es gibt viele Stufen und die Wege sind z. T. sehr steil. Wer mit der Metro weiterfahren möchte, kann die Station Evangelismos ansteuern. Auf dem Weg dorthin kann man z. B. die Botschaft des Vereinigten Königreichs bewundern – oder angesichts des aufgebockten Blocks in brutalistischer Manier erschaudern.
THE LINK-Empfehlung: Essen
Kalamaki Kolonaki in der Ploutarchou 32 (in der Straße befindet sich auch die brutalistische UK-Botschaft): hier gibt es Salat, Vorspeisen, Grillfleisch – alles frisch und mediterran-griechisch mit einer leichten libanesischen Note.