Richtfest für die James-Simon-Galerie: Chipperlink – Architektur in Berlin
Berlin. Deutschland. Die James-Simon-Galerie wird ab 2018 das Empfangs- und Besucherzentrum der Museuminsel Berlin. Zum Richtfest kamen Politikerinnen, Prominente, Projektbeteiligte und zahlreiche Gäste. Unser Bericht über eine gelungene Zeremonie mit disharmonischen Tönen, Ermahnungen und Wohlklang in der Architektur.
Dissonanzen sind Teil der Geschichte der James-Simon-Galerie. So passt die sperrige, unwirkliche Musik des Free Jazz-Posaunisten Konrad "Conny" Bauer gut zum Richtfest. Darüber strahlt der Berliner Himmel in blassblauer Feinheit. Das wiederum sieht nach Harmonie und Wohlwollen aus. Und so kommen um die 1.000 Gäste zum Richtfest für die James-Simon-Galerie, die "künftig als zentrales Besucherzentrum mit Kassenbereich, Garderobe, Café und Shop entscheidende Servicefunktionen für die Museumsinsel übernehmen und Räume für Sonderausstellungen und Vorträge bieten wird", so in der Ankündigung zur Zeremonie. Von hier aus, so heißt es weiter, gelangen die Besucher später in den Rundgang "Antike Architekturen" im Pergamonmuseum sowie über die Archäologische Promenade in vier der fünf Museen der Insel. Das Gebäude ist Teil des 1999 beschlossenen Masterplans Museumsinsel, um das UNESCO-Welterbe zu bewahren und gleichzeitig zu einem zeitgemäßen Museumskomplex umzugestalten. Das alles klingt nach großem Anspruch, viel Verantwortung, beinah nach Bürde. Darauf und auch auf die enormen Kostensteigerungen von ursprünglich 73 Millionen auf jetzt 134 Millionen Euro gehen mehrere der Rednerinnen und Redner ein, allen voran Barbara Hendricks, Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit. Für sie ist die Galerie auch Ermahnung "bei Bauten des Bundes besser und verlässlicher zu werden." Der schlammige Boden, Baupfusch und Rechtsstreitigkeiten verzögerten die Arbeiten um mehrere Jahre. Statt 2014 soll der Foyerbau nun 2018 eröffnet werden.
"Wir haben versucht, hier nicht einfach ein neues Gebäude hinzusetzen, sondern eines, das sich aus dem Ort selbst ergibt. Wir wollten es finden, nicht dem Ort aufzwingen."
David Chipperfield
Der Entwurf von David Chipperfield Architects Berlin und des hiesigen Büroleiters Alexander Schwarz, setzt auf eine Fortschreibung und Ergänzung der Stülerschen Forumsarchitektur. Der Neubau schaffe eine Neuordnung der Bezüge und Freiräume zwischen Pergamonmuseum und Neuem Museum. Eine Staffelung der Gebäudemasse, so die Architekten, bewirke, "dass der Blick von der Schlossbrücke in die Tiefe der Museumsinsel und auf die Westfassade des Neuen Museums erhalten bleibt." Der eigentliche Baukörper der Galerie liegt zwischen der Hochkolonnade auf dem Sockel und dem Kolonnadenhof, der als Fortsetzung der am Neuen Museums endenden Stülerschen Kolonnade gedacht ist. Ein wichtiges Element des Bauwerkes ist die Freitreppe. Sie wirkt, trotz Baustellenambiente schon jetzt wie eine Geste, die zum Lustgarten und zum Humboldt-Forum verweist. Oben auf dem Sockel wird diese Achse mit Blick auf den Schlossplatz deutlich. Hier läuft schon vor der Zeremonie und dem Richtspruch ein Videofilm, in dem die Kamera durch die Galerie und Museen fliegt. Aber wie das so ist: auf Visualisierungen und Renderings sieht vieles geschmeidig und licht aus. Umso besser, wenn man diese Leichtigkeit schon heute an den filigranen Kolonnaden erkennen kann. Dazu David Chipperfield bei seiner Rede: "Wir haben versucht, hier nicht einfach ein neues Gebäude hinzusetzen, sondern eines, das sich aus dem Ort selbst ergibt. Wir wollten es finden, nicht dem Ort aufzwingen. Wir wollten einen Platz schaffen, nicht ein Gebäude. Einen Platz, der die gesamte Museumsinsel in Szene setzt." Er spricht von essentiellem "link" und wichtigen "connections", die das Gebäude darstelle und schaffe. Das wiederum hört sich nicht nach dissonanten Ideen an, eher nach einer zeitgenössischen Antwort mit großem, klassizistischem Bezug. Der echte Test kommt noch: mit der Eröffnung des Baus in zwei Jahren.
Bauherr: Stiftung Preußischer Kulturbesitz, vertreten durch das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung. Architekt: David Chipperfield Architects, Entwurf: Alexander Schwarz. Landschaftsarchitekten: Levin Monsigny Landschaftsarchitekten, Berlin. Bruttogrundfläche: rund 10.900 Quadratmeter, Nutzfläche: rund 4.600 Quadratmeter. Gesamtkosten: 134 Millionen Euro.
2001: Vorlage Entwurf
2006: Haushaltsausschuss beschließt Mittel für die Errichtung