Bauhaus – Bautopia
Die Zusammenstellung an 53 Architekturdokumentationen beschreibt der YouTube-Kanal des amerikanischen Arts & Culture Bureau als "faszinierendes Eintauchen die Architektur". Die von ARTE France und Les Film d'Ici produzierten Dokumentationen erklären architektonische Errungenschaften der Welt. Die Filme mit jeweils um die 25 Minuten Länge thematisieren Bauten und Projekte, die über ihre Zeit hinaus, signifikant und wichtig waren und sind. Die in englischer Sprache besprochenen Architekturausflüge sind daher vielfach cinematorgrafische Verneigungen vor den vorgestellten Kreativen und Kreationen. Kürzlich haben wir aus diesem großartigen Filmarchiv der globalen Großarchitektur drei Filme vorgestellt: Centre Georges-Pompidou in Paris, Jüdisches Museum in Berlin und der Deutsche Pavillon in Barcelona. In dieser Folge stellen wir das Bauhaus in Dessau vor. Es ist zugleich der Start unserer mehrteiligen Serie über das Bauhaus in Dessau. Auch in Vorfreude auf 2019: da wird das Bauhaus 100 Jahre alt.
Bauhausgebäude, Dessau
Der Auftrag
Die Gestaltung einer neuen, modernen Lebenswelt. Das war das Ziel. Und wenn Weimar nicht mehr möchte, wird es eben Dessau. Das Bauhaus wurde am 1. April 1919 von Walter Gropius (1883–1969) in Weimar gegründet, wo es knapp sechs Jahre blieb. Dann kam das Geld bzw. der Haushaltsausschuss im Thüringer Landtag, der 1924 die finanzielle Förderung der Schule ablehnte. Es folgte die Schließung des Bauhaus und die Suche nach einem neuen Standort. Die aufstrebende Industriestadt Dessau hatte sich um die Übernahme der Institution beworben, wo am 1. April 1925 der Lehrbetrieb startete. Gropius baute in nur anderthalb Jahre das Bauhausgebäude und die Meisterhaussiedlung.
Der Architekt und die anderen Revolutionäre
Man nehme Visionäre, Denker, Gestalter, Künstler. Lässt diese in einer Schule arbeiten, studieren, experimentieren, feiern. Komprimiert das Ganze in 14 Jahre. Das Ergebnis ist die Umwälzung des künstlerisch-gestalterischen Denkens und Schaffens. Hier wirkten bedeutende Lehrer wie Walter Gropius, Ludwig Mies van der Rohe, Paul Klee, Wassily Kandinsky und Oskar Schlemmer. Architektur, Möbeldesign und Malerei, die Lehre und praktische Arbeit in den Werkstätten mit Glas, Holz, Ton und Metall über die Bühnenkunst bis hin zur Ausbildung in Typografie, Fotografie und Reklame: all das bot Lernenden und Meistern bis dahin ungeahnte Möglichkeiten der umfassenden, kompetenten Gestaltung der neuen, besseren Welt.
Die Architektur
Klar und kühn, verbunden und verwoben: das Bauhausgebäude zeigt die Revolte-Philosophie in einer totalen Transparenz. Eher elegant und energisch, als umstürzlerisch, affektiert oder gar pompös. Nach dem Umzug aus Weimar nach Dessau wurde der Neubau 1926 eingeweiht. Die drei Funktionsbereiche Werkstatt, Verwaltung und Schule sind rational und funktional getrennt in Einzelbaukörpern und gehen doch ineinander über. Alle Gebäudeteile sind aus einem Skelett aus Stahlbeton erbaut. Nach diesem Wahrzeichen des Neuen Bauens und der Meisterhaussiedlung folgten die ersten Reihenhäuser in der Siedlung Törten. Weitere Bauten entstanden bis 1932. Von Gropius das Konsumgebäude und das Arbeitsamt, von Hannes Meyer (1889-1954), dem zweiten Bauhausdirektor, die Laubenganghäuser in der Siedlung Törten und Ludwig Mies van der Rohe (1886-1969), ab 1930 dritter Direktor, hinterließ eine Trinkhalle, die allerdings nur noch in einer Neuinterpretation der von bruno fioretti marquez aus dem Jahr 2014 vorhanden ist. Die Gestaltung einer neuen, modernen Lebenswelt: so wie die Bauhäusler das wollten, ging für Konservative und Nazis gar nicht. Zu links. Zu internationalistisch das Ganze. Als die Nationalsozialisten 1933 die Macht ergriffen, wurde das Bauhaus sofort aufgelöst. Den weltweiten Siegeszug des Bauhaus konnten sie damit nicht aufhalten. Im Gegenteil. Die nach Frankreich, Großbritannien oder in die USA ausgewanderten Künstler gründeten in ihren neuen Heimaten neue Bauhaus-Schulen, erschufen Landmarken, die bis heute für die moderne Architektur stehen und beeinflussten bis in die Gegenwart andere, junge Baumeister, Designer und Künstler. Vor dem Bauhausgebäude stehend, freue ich mich. Am Ende haben die linken Spinner und Global Player doch gewonnen.
Bauhausgebäude Dessau
Stiftung Bauhaus Dessau, Gropiusallee 38, 06846 Dessau-Roßlau Tel. +49 340 6508 250. Öffnungszeiten: täglich von 10–17 Uhr. Eintritt: 7,50 € und 4,50 € ermäßigt. Eintritt in das Bauhausgebäude inkl. der dort gezeigten Ausstellungen. Führungen täglich 11 und 14 Uhr, Sa. und So. 11, 12, 14 und 16 Uhr. Preis: 5,– € zzgl. Eintritt.
Bauhaus 100
2019 begeht Deutschland mit Partnern in aller Welt das 100. Gründungsjubiläum des Bauhauses. In Weimar 1919 gegründet, 1925 nach Dessau umgezogen und 1933 in Berlin unter dem Druck der Nationalsozialisten geschlossen, bestand die Hochschule für Gestaltung nur 14 Jahre. Dennoch wirkt das Bauhaus weltweit bis in die Gegenwart fort.