Dreiklang am Tejo. Teil 2/3:
Quiosques – Oktogonale Stadtsalons

Quiosques

Quiosques
1985 erschien bei der Correios de Portugal eine Briefmarkenserie mit historischen Quiosques.
Fast waren sie verschwunden. Verrostet und eingemottet als lästiges Relikt einer vergangenen Zeit. Nach französischem Vorbild wurden die reich verzierten Eisenpavillons erstmalig 1869 auf dem Rossio, einem der drei wichtigsten innerstädtischen Plätze, errichtet. Es folgte ein glanzvoller Siegeszug auf andere Plätze, auf Promenaden und in die Parks der Stadt. Rot, grün, gelb oder blau, manchmal ein wenig orientalisch, häufig im Stil des Art nouveau etablierten sich die vieleckigen Pavillons schnell als öffentlicher Treffpunkt. Im Angebot sind Erfrischungen, warme Getränke und kleinere Snacks. Andere verkaufen Zeitungen, Tabak, Blumen und Klüngel. Der Aufbau ist nahezu immer gleich. Eine in ihrer Form variierende Kuppel mit umlaufend auskragendem Vordach krönt einen meist oktogonalen Baukörper. Vor seinen Öffnungen verläuft eine schmale Theke. Eine Markise schützt schon mal zusätzlich vor Sonne und Regen. Von den historischen Originalen sind nur noch wenige erhalten. Einer von ihnen steht vor dem Teatro Tivoli in der Avenida da Liberdade. Die Verlagsleitung der links-liberalen Tageszeitung Diário de Notícias ließ ihn 1925 errichten. Der schlanke knallrote Pavillon sollte auch denjenigen Möglichkeiten bieten, die sich einen teuren Cafébesuch nicht leisten konnten. Trafen sich zunächst noch Arbeiter und Kleinbürger auf ein Getränk an den Theken, entdeckte mit dem Bau der Promenaden später auch die intellektuelle Elite den Reiz der Pavillons mit angrenzender Außenterrasse für sich. Heute treffen sich hier Junge, Alte, Hipster und Touristen. Die Quiosques sind die Salons der Metropole.
»Of all the nations of Western Europe none has a more glorious history or a richer artistic patrimony than tiny Portugal.
«Robert C. Smith, Historiker

Tivoli Kiosk
Der knallrote Kiosk wurde 1925 gegenüber des Teatro Tivolis in der Avenida da Liberdade errichtet.

Tivoli Kiosk
Großzügige Stifterin war die Zeitung Diário de Notícias. Ein paar Meter nördlich steht das Verlagshaus. Es entstand zwischen 1936-1939 nach einem Entwurf des Architekten Porfírio Pardal Monteiro. Es gilt als Paradestück portugiesischer Baukunst und wurde 1940 mit dem Architekturpreis Prémio Valmor ausgezeichnet.

Avenida da Liberdade
Viele der neu aufgestellten Pavillons auf der Prachtstraße werden von Banana Café betrieben.

Avenida da Liberdade
Sie sind von morgens bis in den späten Abend geöffnet.

Praça dos Restauradores
Ein besonderes Schmuckstück steht auf einem der wichtigsten Stadtplätze am Ende der Avenida da Liberdade.

Praça dos Restauradores
Hier werden Zeitungen und Tabakwaren verkauft.

Miradouro de Sao Pedro de Alcantara
Die große Aussichtsterrasse liegt im Stadtteil Barrio Alto direkt neben der Endstation des Elevador da Glória.

Miradouro de Sao Pedro de Alcantara
Der Quiosque wird gerahmt von Schatten spendenden Bäumen, einem Springbrunnen und einem fantastischen Stadtpanorama.

Praça Jose Fontana
Neben dem Kiosk des charmanten Stadtplatzes unweit des Praça Duque de Saldanha steht auch ein offener Pavillon für verschiedene Veranstaltungen.

Praça Jose Fontana

Quiosque Sao Roque
Auf dem Largo Trindade Coelho stehen zwei Kioske unterschiedlicher Nutzung.

Jardim Augusto Rosa
Ein besonders schöner Quiosque do Refresco ziert den schmalen Platz vor dem Museu Tesouro da Sé Patriarcal de Lisboa.

Jardim Augusto Rosa
Gelber Quiosque do Refresco (Erfrischungskiosk)

Esplanada do Largo da Graca
Ein schlichter Kiosk mit grandioser Aussicht.

Portas do Sol
Vor den kleinen Pavillons befindet sich häufig eine reich bestuhlte Terrasse.

Portas do Sol
Eine perfekte Kombination aus Quiosque und Miradouro (Aussicht).
Quiosque
Dt: Kiosk. Das Wort "Kiosk" stammt vom türkischen Wort "Köşk" und beschreibt einen "Gartenpavillon". Als diesen wurde seit dem 13. Jahrhundert ein freistehendes Bauwerk in den Park- und Palastanlagen des islamischen Kulturraums bezeichnet. Erst im 18. Jahrhundert wurden sie dann auch in den Gärten herrschaftlicher Häuser und Parks des europäischen Kontinents errichtet. Der Grundriss war traditionell oft viereckig oder polygonal und hatte mehrere Bogenöffnungen.