Dreiklang am Tejo. Teil 2/3:
Quiosques – Oktogonale Stadtsalons
Quiosques
Fast waren sie verschwunden. Verrostet und eingemottet als lästiges Relikt einer vergangenen Zeit. Nach französischem Vorbild wurden die reich verzierten Eisenpavillons erstmalig 1869 auf dem Rossio, einem der drei wichtigsten innerstädtischen Plätze, errichtet. Es folgte ein glanzvoller Siegeszug auf andere Plätze, auf Promenaden und in die Parks der Stadt. Rot, grün, gelb oder blau, manchmal ein wenig orientalisch, häufig im Stil des Art nouveau etablierten sich die vieleckigen Pavillons schnell als öffentlicher Treffpunkt. Im Angebot sind Erfrischungen, warme Getränke und kleinere Snacks. Andere verkaufen Zeitungen, Tabak, Blumen und Klüngel. Der Aufbau ist nahezu immer gleich. Eine in ihrer Form variierende Kuppel mit umlaufend auskragendem Vordach krönt einen meist oktogonalen Baukörper. Vor seinen Öffnungen verläuft eine schmale Theke. Eine Markise schützt schon mal zusätzlich vor Sonne und Regen. Von den historischen Originalen sind nur noch wenige erhalten. Einer von ihnen steht vor dem Teatro Tivoli in der Avenida da Liberdade. Die Verlagsleitung der links-liberalen Tageszeitung Diário de Notícias ließ ihn 1925 errichten. Der schlanke knallrote Pavillon sollte auch denjenigen Möglichkeiten bieten, die sich einen teuren Cafébesuch nicht leisten konnten. Trafen sich zunächst noch Arbeiter und Kleinbürger auf ein Getränk an den Theken, entdeckte mit dem Bau der Promenaden später auch die intellektuelle Elite den Reiz der Pavillons mit angrenzender Außenterrasse für sich. Heute treffen sich hier Junge, Alte, Hipster und Touristen. Die Quiosques sind die Salons der Metropole.
Quiosque
Dt: Kiosk. Das Wort "Kiosk" stammt vom türkischen Wort "Köşk" und beschreibt einen "Gartenpavillon". Als diesen wurde seit dem 13. Jahrhundert ein freistehendes Bauwerk in den Park- und Palastanlagen des islamischen Kulturraums bezeichnet. Erst im 18. Jahrhundert wurden sie dann auch in den Gärten herrschaftlicher Häuser und Parks des europäischen Kontinents errichtet. Der Grundriss war traditionell oft viereckig oder polygonal und hatte mehrere Bogenöffnungen.