Musée des Arts Asiatiques de Nice – Kunst von Kenzo
Unweit des Flughafens im Quartier L’Arénas wirkt das kleine Museum der asiatischen Künste vor der Kulisse plumper postmodernistischer Banalitäten beinahe erschlagen. Rückseitig öffnet sich ein sieben Hektar großer botanischer Garten, der "Park Phoenix". Das Ausstellungsgebäude selbst scheint "leicht wie ein Schwan" (Kenzo Tange) über einer künstlich angelegten Wasserfläche zu gleiten.
Tange komponierte das Gebäude aus verschiedenen mit Marmor verkleideten Geometrien. Flache Stege leiten die Besucher vom Foyer in den zentralen Raum der Anlage, an den sich vier fensterlose Kuben fügen. Sie symbolisieren die vier Himmelsrichtungen. Jeder Raum zeigt je eine kleine Sammlung mit Exponaten aus China, Japan, Indien und der ehemaligen französischen Kolonie Kambodscha. Im Zentrum der verglasten Halle führt eine gewaltige Marmorwendeltreppe mit grüner Glasbrüstung hinauf in den Himmel und hinab ins Wasser. In der ostasiatischen Ikonographie symbolisiert der Kreis den Himmel, das Quadrat die Erde und des Dreieck den Menschen als verbindendes Element. Dementsprechend liegt das zylindrische Obergeschoss über dem quadratischen Erdgeschoss. Ein pyramidales Oberlicht beleuchtet den oberen Ausstellungsraum. Das unter Wasser liegende Untergeschoss zeigt wechselnde Ausstellungen. Ein sichelförmiger Nebentrakt mit Dachterrasse schmiegt sich entlang der Uferkante und rahmt die Ausstellungsbereiche. Darin befinden sich ein Teehaus, der Museumsshop und die Eingangshalle. Leider wurde das Museum in den vergangenen Jahren nicht besonders pfleglich behandelt. Das Zusammenspiel der strengen und dynamischen Geometrien, der soliden und transparenten Flächen und die feine Sammlung machen des Museum aber dennoch zu einem ganz besonderen Ort an der Cote D’Azur.
Adresse
405, Promenade des Anglais, 06200 Nizza, Frankreich
Lage
Breite 43.668065°, Länge 7.216075°
Kenzo Tange
4.9.1913 – 22.3.2005, japanischer Architekt, Träger des Pritzker-Preises und des Praemium Imperiale. Er galt als Hauptvermittler des "Neuen Bauens" in seinem Heimatland und zählte neben Louis Kahn und Herman Hertzberger zu den Vertretern des Strukturalismus. Zu seinen bedeutendsten Werken zählt das Friedenszentrum in Hiroshima.
Strukturalismus
Der Strukturalismus ist eine Strömung in der Architektur und im Städtebau, die Mitte des 20. Jahrhunderts parallel zur Postmoderne in Reaktion auf den Rationalismus (CIAM-Funktionalismus) aufkam. Die Vertreter des Strukturalismus reagierten auf den in der Architektur vorherrschenden strengen Funktionalismus der Charta von Athen. Er geht davon aus, dass alle Dinge miteinander in Verbindung stehen, dass somit Architektur ein Abbild gesellschaftlicher Strukturen sei und dass offene, veränderbare Gebäude das Potenzial hätten, soziale Beziehungen zwischen ihren Bewohnern herzustellen. Herman Hertzberger definierte seine Architektur so: Um "Spielraum und Regel" gehe es ihm, "ich vergleiche es mit Fußball, die Leute auf dem Spielfeld sind frei, aber sie haben Regeln, ohne die das Spiel völlig unmöglich wäre." Und für die Architektur sei seine wichtigste Regel: "Das soziale Miteinander möglich machen". Daran habe er sich in allen seinen Entwürfen gehalten, mit neuen offenen Raumangeboten, in denen die Menschen ihr Potenzial frei entfalten können und in dem Interaktion und Experimentierfreudigkeit begünstigt werden.