Chris Briffa Architects –  Die Briffreiung

Wie ein junges Architekturbüro maltesisches Design mit zeitgenössischer Architektur kombiniert, zeigen wir in diesem Studiobesuch. .

Die Briffreiung

Malta | 

Wieder Bahrain. Chris Briffa entschuldigt sich und lässt sein iPhone vibrieren. Er komme gerade zurück aus dem Golf-Staat und die Ansprechpartner und Kontaktarchitekten vor Ort hätten noch Rückfragen. Beim Auftrag handelt es sich um den Bau einer Villa am Meer, erklärt er. Mit Arbeiten an großen Häusern kennt er sich aus. Neben Büro- und Gewerbebauten hat er mehrere Wohnhäuser auf Malta konzipiert, geplant und realisiert, inklusive dem eigenen. Wir sind in seinem Wohn-Arbeitshaus, das exemplarisch für seinen Architektur-Zugang steht. Hier ist es ein altes Gebäude, dem er die Ursprünglichkeit zurückgibt. Er hat Zwischenwände entfernt, Schichten freigelegt, aufgerissen, zurückgestutzt, Räume atmen lassen. Als Bodenfliesen mit eindrucksvollen Mustern zum Vorschein kamen, als die Wände wieder so aussahen, wie sie mal gedacht waren, ist Briffa auf diese Weise dem Kern des Hauses nah gekommen. Das ist dann der Moment, an dem er überlegt, was nötig ist, welche zusätzliche Infrastruktur gelegt werden kann, welche Gegenstände passen und eigenständig zugleich sein können. Viele Projekte ist er so angegangen, abhängig natürlich auch von den Wünschen des Bauherrn. Neben Wohnhäusern gehören Boutique-Hotels, Restaurants, öffentliche Kunstinstallationen zum Portfolio seines Büros. Was er hier in seinem Wohn-Arbeitshaus dezent und pointiert einsetzt, z. B. ausrangierte Lichtschalter aus Bakelit, hat er in seinem Projekt "Valletta Vintage" (VV) durchexerziert. VV fußt auf dem Boutiquehotel-Konzept mit dem Unterschied, dass die Unterkünfte in Valletta verteilt sind. Das Besondere ist die Verbindung von maltesischen Stilelementen wie den bekannten bunten Bodenfliesen und Möbeln der 1950er- und 1960er-Jahre, eingebettet in prachtvollen Gemäuern des 16. Jahrhunderts. Ein Vintage-Stil maltesisch-internationaler Prägung. Denn auf seinen Reisen bringt Briffa oft Einzelstücke mit, die perfekt zu einem der VV-Räume passen. Seien es Bakelit-Schalter, Flohmarkt-Käufe oder vielleicht bald Ausgefallenes aus Bahrain.

Architekturbüro und Wohnhaus Chris Briffa Architects

Wohn- und Arbeitshaus

Bild vergrößern (Wohn- und Arbeitshaus)(Abbildung © Chris Briffa Architects)

Wohn- und Arbeitshaus

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Wohn- und Arbeitshaus

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Wohn- und Arbeitshaus

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Wohn- und Arbeitshaus

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Valletta Vintage

"Ich will Räume gestalten, in denen ich selbst gerne wohnen möchte", erklärt Chris Briffa die Idee hinter Valletta Vintage (VV). Auf seinen Geschäftsreisen übernachte er in Unterkünften, die zwar gut aussehen, aber keinen Charakter hätten. Der VV-Stil ist daher konsequent individuell und entspricht nicht dem Standard-Hoteldesign. Die Wohnungen und Zimmer im Vintage-Stil sind in verschiedenen Häusern der maltesischen Hauptstadt verteilt. Briffa und seine Mitstreiter setzen auf eine reduzierte Farbgestaltung mit pointierter Innenausstattung. Dazu gehören die Verbindung aus restaurierten, maltesischen Designelementen, Möbeln der 1950er- und 1960er-Jahre und viel Luft und Licht, inklusive Dachterrassen.

Dachterrasse der Wohnung "Gallery"

Valletta Vintage

Dachterrasse der Wohnung "Gallery"

Bild vergrößern (Valletta Vintage)(Abbildung © Chris Briffa Architects)
Die Wohnküche im "Retro Pad"

Valletta Vintage

Die Wohnküche im "Retro Pad"

Bild vergrößern (Valletta Vintage)(Abbildung © Chris Briffa Architects)
Schlafraum im "Atelier"

Valletta Vintage

Schlafraum im "Atelier"

Bild vergrößern (Valletta Vintage)(Abbildung © Chris Briffa Architects)
Wohnraum "Birgu"

Valletta Vintage

Wohnraum "Birgu"

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Das Team (von li. nach re.): Nadja, Anja und Chris.

Valletta Vintage

Das Team (von li. nach re.): Nadja, Anja und Chris.

Bild vergrößern (Valletta Vintage)(Abbildung © Chris Briffa Architects)

Ray's House, 2014

Gibt es ein schöneres Kompliment eines Kunden als diesen Satz? "Wenn ich in Valletta bin, bleibe ich so lange es geht im Haus." Der zufriedene Auftraggeber kam aus England und wollte für den Umbau seines Hauses in Valletta Privatsphäre, ein Penthouse und das Gefühl tatsächlich in einem Wohngebäude zu sein, etwas, was er in seiner minimalistischen, skulptural angelegten Wohnung in London vermisste. Das Ergebnis ist ein Haus das Materialien Kalk und Beton zu kombinieren weiß, und Leerstellen und Sichtachsen hat, die den einmaligen Blick auf die Kuppel der Karmelitenkirche unverstellt ließ.

Ray's House

Bild vergrößern (Ray's House)

Ray's House

Bild vergrößern (Ray's House)(Abbildung © Chris Briffa Architects)

Ray's House

Bild vergrößern (Ray's House)(Abbildung © Chris Briffa Architects)

Harbour Club, 2013

Direkt am Grand Harbour wünschte sich die Auftraggeberin die Neugestaltung der Räume für eine Gaststätte. Was folgte, war eine aufwendige, jahrelange Arbeit, die mehr an ein archäologisches Abenteuer erinnerte als an Planung, Konzept und Umsetzung eines Designprojekts. Wie im Wohn-Arbeitshaus von Briffa war eine der größten Herausforderungen die Offenlegung und Entdeckung der Schichten und des reichhaltigen Innenlebens. Dabei stießen sie auf eine große, zunächst hinter Wänden verborgene Zisterne. Obwohl sie Flächen gewannen, waren es nicht einfach die Anforderungen eines Restaurantbetriebs zu erfüllen. Das schaffte Briffa mit seinem Team, indem sie die Strukturen anpassten, Technik, Küche und Gasträume geschickt in diese neuen Bereiche integrierten – inklusive dem freien Blick auf die Three Cities.

Harbour Club

Bild vergrößern (Harbour Club)(Abbildung © Chris Briffa Architects)

Harbour Club

Bild vergrößern (Harbour Club)(Abbildung © Chris Briffa Architects)

Harbour Club

Bild vergrößern (Harbour Club)(Abbildung © Chris Briffa Architects)

»Es ist ein kleines Land. Es ist entsprechend einfacher in Kontakt miteinander zu treten. Wenn man weiß, wie die Abläufe und Auflagen sind, ist es möglich, Projekte gut umzusetzen. «

Chris Briffa auf die Frage wie es ist auf Malta als Architekt zu arbeiten.

Chris Briffa

Geboren 1974. Architekturstudium an der Universität Malta mit Aufenthalten an der Virginia Tech (USA) und Politechnico di Milano (Italien), Abschluss 1999. Sein Architekturbüro gründete er 2004, das in seiner Arbeit viel Wert auf Maßstäblichkeit, Materialienauswahl und Detailgenauigkeit legt. Für seinen behutsamen Umgang bei der Neugestaltung historischer Bauten ohne auf die Möglichkeiten der heutigen Architektur zu verzichten, ist sein Büro mehrfach ausgezeichnet worden. Das Design der maltesischen Balkone (gallariji) hat er weiterentwickelt, indem er neue Öffnungsmöglichkeiten schuf, die aus den schmalen Flächen beinah kleine Terrassen machen.

Valletta Vintage

Boutiquehotel mit an mehreren Standorten verteilten Wohnungen. Briffa und seine Belegschaft kombinieren maltesische Stilelemente mit Möbeln der Nachkriegsära bis in die 1960er-Jahre.