Architekturbücher über Wien und Österreich – Wunderbub
Buchwelten:
»Wien ist die gute Melange: halb Tradition, halb Innovation und mit einer Haube aus Kreativität und Gemütlichkeit.«
Stefanie Villgratter, Architekturführer Wien
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Müllverbrennungsanlage Spittelau
Friedensreich Hundertwasser: Fassadengestaltung 1989
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Kirche Zur Heiligsten Dreifaltigkeit, 1976
Fritz Gerhard Mayr und Fritz Wotruba
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Wirtschaftsuniversität Wien
Das "Library & Learning Center LLC" von Zaha Hadid Architects
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Bahnhof City West
Neumann + Steiner, 2011
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Zeltdach-Konstruktion
Architekten Tillner & Willinger
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Großer Kassensaal, Postsparkasse
Otto Wagner, 1906 / 1912
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Schwimmhalle Amalienbad
Karl Schmalhofer, Otto Nadel, 1926
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Bahnorama
Im Ausstellungspavillon präsentieren die Investoren die Transformation des ehemaligen Sackbahnhofs Wien-Süd zum neuen Durchgangsbahnhof Wien Hbf. Der Temporärbau stammt von RAHM Architekten und dem Büro architects pla.net.
Wien reloaded: in der österreichischen Hauptstadt wird gebaut wie zuletzt vor 100 Jahren. Mit dem neuen Wiener Hauptbahnhof ist einer der modernsten Bahnhöfe des Kontinents entstanden. Dominique Perrault hat mit den DC Towers die größten Gebäude Österreichs geplant, das gläsern-zerschnittene Sofitel Vienna Stephansdom Hotel (2010) von Jean Nouvel steht am Donaukanal und Coop Himmelb(l)aus Wohnturm (2001) lehnt sich lässig an den alten Gasometer. Zu diesem Dreiklang passt das Library and Learning Centre der Wirtschaftsuniversität Wien (2013) von Zaha Hadid Architects, das sich in seiner schrägen Mehrkantigkeit aus dem Zentrum des Campus’ hervorschraubt.
Diese Entwicklungen mit international bekannten Gestaltern als auch lokalen Büros nimmt der wuchtige lexigrafische Bildband "Architektur in Österreich im 20. und 21. Jahrhundert" auf. Die Neuausgabe des Referenzwerks zu 150 Jahren österreichischer Architektur wurde überarbeitet und um fast 100 Projekte erweitert. Ursprünglich als Katalog zur "a_schau", der Dauerausstellung über die österreichische Architektur des 20. und 21. Jahrhunderts im Architekturzentrum Wien (Az W) konzipiert, ist es nun zu einem eigenständigen Werk geworden, das über die Ausstellung hinausweist. Der Bildband zeigt mit umfassendem Bild- und Planmaterial und erläuternden Texten historische Bezüge ebenso auf wie aktuelle Tendenzen. Die Meilensteine zu Beginn des Buchs ordnen Wiens Entwicklung strukturiert ein: das "Rote Wien" von 1919–1934 und der Austrofaschismus (1934–1945) sind ebenso Bestandteil wie die "Utopien" (1958–1973) und zeitgenössischen Projekte. Insgesamt gleicht es mit der thematischen und chronologischen Tiefe und Einordnung einem architekturwissenschaftlichen Standardwerk. Getreu der Aussage des Architekten, Kritikers und Autors Friedrich Achleitner, dass "Bewertungen der Architektur aus dem Kontext der jeweiligen Zeit zu betrachten sind."
Ähnlich profund ist der vor genau zwei Jahren erschienene Architekturführer Wien von Stefanie Villgratter (beim Berliner Verlag DOM publishers, September 2014) – ein in Buchform gegossenes Konzentrat der wienerischen Architektur. Selbstverständlich erhält man in diesem Buch die gewohnte Genauigkeit und Breite der inzwischen zweifach ausgezeichneten Architekturführer-Reihe: Informationen und Projektbeschreibungen zu den Prachtbauten wie zur Show-Architektur Wiens. Was diese Publikation von anderen der Reihe unterscheidet, ist sein interdisziplinärer Ansatz. Architektur findet nicht im luftleeren Raum statt. Architektur ist mittendrin, Teil des Ganzen, eine Kunst, die mit anderen Kunstformen und Disziplinen kommuniziert. Daher haben sich Stadtplaner, Architekten und Filmemacher auf die Spurensuche nach Projekten von Hans Hollein und Coop Himmelb(l)au, Delugan Meissl und Querkraft gemacht. Die Autorin ergänzt die Rundgänge mit Tipps zu Filmen, Kaffeehäusern und Würstelbuden. Dankenswerterweise kommt schon nach wenigen Seiten die erste Kaffeepause (S. 26): Café im Palmengarten. Die im fürsorglich-gemütlichen Ton gehaltenen Routenbeschreibungen ("Nach dem Verlassen des Stadtparks ... gelangen wir zum MAK ... zur Kirche am Steinhof fahren wir wieder mit der Linie 49. Wir gehen dann die Waidhausenstraße entlang des Baumgartner Friedhofs den Hügel hinauf bis zum Flötzersteig ...") macht Villgratters Buch zu einer gesamtkulturellen Wienmission, in der die Stadt als Filmkulisse ganz selbstverständlich neben dem Gotikbarockjugendstil-Superglanz und dem Bauspektakel der vergangenen Jahren auftritt. Ja, Berlin, Du bist so wunderbar. Aber diese inzwischen zweitgrößte Stadt im deutschsprachigen Raum (noch vor Hamburg!): sie ist prächtig. Wien, Du Wunderbub.
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Secession 1897–1898
Josef Maria Olbrich
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Krematorium, 1921–1922
Clemens Holzmeister
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Turmhotel Seeber / Parkhotel Hall
Lois Welzenbacher / Henke Schreieck Architekten
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Wettbewerbsprojekt Weltausstellungs-Pavillon für Paris, 1936–1937
Oswald Haerdtl
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Z-Sparkassen-Filiale, 1975–1979
Günther Domenig
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Bellevue, 2009
Peter Fattinger, Veronika Orso, Michael Rieper
»Oft wirkt es, als hätten sich die Gebäude vor dem Fotografen wie etwas in die Jahre gekommene Models noch einmal in Pose geworfen – für ein letztes, intimes Porträt.«
Amira Ben Saoud, Autorin, DJ, Veranstalterin und Chefredakteurin "The Gap"
Während also diese zwei dicken Bänder schwelgen und schwärmen, während sie Geschichte, Größe und das Gestalten an sich zelebrieren, inszeniert Kurt Prinz das Gegenteil. Demontage. Destruktion. Den Tod von Gebäuden. Über Jahre hat er Abrisse fotografiert. Wo etwas Neues entstehen soll, muss vorher etwas weichen. Vor dem Ruhm und dem Spektakel werden bestehende Strukturen aus dem Stadtbild herausgebrochen. Vor Zaha kommt die Zerstörung. Dass der Verfall, die Abbruchstellen, das Niederreißen zu Wien gehört, damit es später so eindrücklich glänzen kann, zeigt die "Sezierte Architektur". Das im neu gegründeten Wiener Verlag TEXT/RAHMEN erschienene Buch stellt den Bildern Texte von Amira Ben Saoud und Philipp Markus Schörkhuber voran. Im Interview mit dem Fotokünstler Prinz erklärt er: "Ich möchte mit meinen Bildern die Vergänglichkeit einer Stadt beschreiben. Außerdem auch die Zerbrechlichkeit ihrer Strukturen, die wir viel zu leicht für unzerstörbar halten."
Die vermeintlich unvergänglichen Bauten zeigt er im Zustand des Untergangs. Sichtbare Armierung, bröckelnder Beton, aufgesprungene Estriche, fehlende Wände, nackte Räume, Geröllhalden. Das alles gehörte mal zu einem Bahnhof, einem Multiplexkino, einem Postamt, einer Fabrik. Dass diese fotografisch-chronistische Arbeit teilweise gefährlich ist, viel Geduld und Feingefühl zugleich erfordert, erläutert Prinz im Interview. Bei der Betrachtung der Bilder tritt diese Mühe in den Hintergrund. Das fotografierte Ableben wird zur Hommage an Vergänglichkeit und Übergang, an ein Wien der Ruinen und ein Wien der Wiederauferstehung. Wien, Du Wunderstadt.
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Altes Postgebäude, Rochusmarkt
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AUA-Gebäude, Oberlaa
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AUA-Gebäude, Oberlaa
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Südbahnhof
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GKS und GKP Wohnheim, Steinhof
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Gerhard Hanappi Stadion
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Hauptpostamt Westbahnhof
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Imax Kino
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Industriegebiet Atzgersdorf
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Jugendgerichtshof Rüdengasse
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Kaiserin Elisabeth Spital
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Neuapostolische Kirche
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OPEC Gebäude
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OPEC Gebäude
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Südbahnhof
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Südbahnhof
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Südbahnhof
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Südbahnhof
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Südbahnhof
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Südbahnhof
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Tarbuk Gründe
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Südbahnhof
»Die Rolle von Architektur als Teil von Kultur wird leider immer noch unterschätzt. Dabei liegt es auf der Hand, welch großen Anteil sie daran hat, dass wir Konzerte, Ausstellungen und Theateraufführungen genießen können – was wären sie ohne jene Gebäude, die für solche spezifischen Nutzungen konzipiert sind und ein ansprechendes Ambiente schaffen?«
Hannes Swoboda, Vorstandspräsident, Architekturzentrum Wien
Sezierte Architektur
Von Kurz Prinz, erschienen im Verlag TEXT/RAHMEN e.U. Hardcover, 280mm x 210mm x 18mm, 152 Seiten. 1. Auflage 2016 ISBN-10: 3200045876. ISBN-13: 978-3200045873.
Kurt Prinz
Geboren 1979, seit 10 Jahren selbständig in Wien als Fotograf tätig. Er arbeitet aktuell an drei weiteren Buchprojekten, seine Bilder erscheinen in Zeitschriften wie Datum, Vice , Profil oder diversen Werbekampagnen. Seine Projekte sind meist langfristiger angelegt und dokumentieren Transgressionsphasen menschlicher Existenz. Prinz arbeitet viel alleine, aber gern mal auch mal im Verbund, dann zum Beispiel mit seinen Atelier-Kollegen von der Atzgerei, der Kunstfigur StirnPrumzer oder dem Journalisten und Autor Clemens Marschall.
Atzgerei
Ein Wiener Kunst- und Designkollektiv mit medienübergreifender Arbeitsweise mit den Schwerpunkten Illustration, Grafikdesign, Film, Animation, Webdesign und Fotografie. Der Name Atzgerei stammt von einer ehemaligen Bleigießerei in Atzgersdorf. Mittlerweile arbeitet das Kollektiv im "Studio Hyrtl" im 16. Wiener Gemeindebezirk.
Architektur in Österreich im 20. und 21. Jahrhundert
Die erweiterte und aktualisierte Neuausgabe des Referenzwerks zu 150 Jahren österreichischer Architektur. Herausgegeben vom Architekturzentrum Wien Az W, bei Park Books. Erweiterte und überarbeitete Neuausgabe, 2016. Gebunden (Flexicover). 440 Seiten, 2198 farbige und 55 sw Abbildungen. 23 x 29.5 cm. Mit Beiträgen von Gabriele Kaiser, Monika Platzer, Anneke Essl, Martina Frühwirth, Gudrun Hausegger, Sonja Pisarik und Ute Waditschatka. Vorwort von Hannes Swoboda und Dietmar Steiner. ISBN 978-3-03860-010-7
Architekturführer Wien
Von Stefanie Villgratter. 134 x 245 mm, 540 Seiten, ca. 1.100 Abbildungen, Softcover. Erschienen September 2014. ISBN 978-3-86922-230-1
Stefanie Villgratter
Geboren 1987, Architekturstudium in Linz. Mitarbeit bei Riepl Riepl Architekten, Linz / Wien. Architekturvermittlung an österreichischen Grundschulen und am Institut für Angewandte Umweltbildung (IFAU), Steyr. Seit 2012 Tätigkeit als Architektin bei Meuser Architekten und als Redakteurin im Verlag DOM publishers, Berlin.