Die U8 von Rainer G. Rümmler – Allet so schön bunt hier
Die stählernen Hochbahntrassen und die sachlich gestalteten Bahnhöfe des Schweden Alfred Grenander werden allseits bewundert. Mit seinen monochromen Entwürfen prägte er den Berliner U-Bahnbau über viele Jahre. Nach dem Krieg und der Teilung der Stadt endeten viele Linien zunächst im Nirgendwo. In West-Berlin wurde schließlich in einer dritten großen Phase wieder unter der Erde gebuddelt. Verantwortlich für die Ausgestaltung der knalligen Haltestellen war nun der Berliner Baustadtrat Rainer G. Rümmler. Sieben seiner Bauten auf der Linie U7 wurden gerade unter Denkmalschutz gestellt. Es lohnt aber auch ein Blick auf seine Haltepunkte an der U8.
In seiner Zeit als Leiter der Entwurfsabteilung des Senators für Bau- und Wohnungswesen schuf Rainer G. Rümmler beeindruckende 53 Bahnhöfe. Im Gegensatz zu Grenander entwarf er mit jeder Station kein industrielles Verkehrsmittel der Massen sondern ein unverwechselbares Einzelkunstwerk, das Bezug auf seine Umgebung und den Namen jeder Station nimmt. Wurden seine ungewöhnlichen Erlebnisräume bei ihrer Entstehung verächtlich als Westberliner Protz und kindischer Kitsch verspottet, wird heute, gerade noch rechtzeitig vor weiteren unsensiblen Umbaumaßnahmen, ihr bauhistorischer Wert erkannt. Im nördlichen Abschnitt der U8 entstanden knallig bunte Mosaikwelten, märchenhafte Wälder und post-moderne Brückenbauten.
Rainer Gerhard Rümmler
Geboren 2.7.1929 in Möckern, bei Leipzig, gestorben am 16.5.2004 in Berlin. Deutscher Architekt und Berliner Baubeamter. Rümmler studierte Architektur bei Hans Hertlein, Willy Kreuer und Hans Scharoun an der Technischen Hochschule Berlin. Schon vor seinem Diplom 1954 war er beim Bezirksamt Berlin-Spandau tätig. Dort realisierte er seinen ersten Bau, die Oberschule am Jungfernheideweg in Berlin-Siemensstadt. Später wurde er Stellvertreter von Bruno Grimmek, dem Leiter der Planungs- und Entwurfsgruppe der Senatsverwaltung für Bau- und Wohnungswesen. 1964 wurde Rümmler schließlich zum Oberbaurat unter anderem für den Bereich Entwurf Hochbaumaßnahmen für den Verkehr betraut. Dort entwarf er bis 1994 mehr als 150 Bauwerke darunter einen Großteil der West-Berliner U-Bahnhöfe an den Linien 6, 7, 8 und 9.
U8
Die Berliner U-Bahnlinie 8 verläuft auf 18 Kilometern durchgehend unterirdisch von Wittenau im Norden über Gesundbrunnen nach Neukölln im Süden. Die dunkelblaue Linie hat 24 Stationen. Der älteste Abschnitt befindet sich zwischen Boddinstraße und Schönleinstraße. Er wurde 1927 fertiggestellt. Der jüngste Abschnitt wurde 1996 im Süden zwischen Leinestraße und Hermannstraße eröffnet. Architekten der meisten Stationen waren auch auf der U8 Alfred Grenander und Rainer R. Rümmler.