Die U8 von Rainer G. Rümmler: Allet so schön bunt hier – Architektur in Berlin
Berlin. Deutschland. Der Kosmos von Rainer G. Rümmler ist kaleidoskopisch und mirakulös. Zu finden ist dieses Universum in den unterirdischen Welten der U-Bahnlinie 8. Die erste Fahrt unserer mehrteiligen Untergrund-Reise führt uns zu den von ihm gestalteten Haltepunkten im Berliner Norden nach Reinickendorf.
Die stählernen Hochbahntrassen und die sachlich gestalteten Bahnhöfe des Schweden Alfred Grenander werden allseits bewundert. Mit seinen monochromen Entwürfen prägte er den Berliner U-Bahnbau über viele Jahre. Nach dem Krieg und der Teilung der Stadt endeten viele Linien zunächst im Nirgendwo. In West-Berlin wurde schließlich in einer dritten großen Phase wieder unter der Erde gebuddelt. Verantwortlich für die Ausgestaltung der knalligen Haltestellen war nun der Berliner Baustadtrat Rainer G. Rümmler. Sieben seiner Bauten auf der Linie U7 wurden gerade unter Denkmalschutz gestellt. Es lohnt aber auch ein Blick auf seine Haltepunkte an der U8. In seiner Zeit als Leiter der Entwurfsabteilung des Senators für Bau- und Wohnungswesen schuf Rainer G. Rümmler beeindruckende 53 Bahnhöfe. Im Gegensatz zu Grenander entwarf er mit jeder Station kein industrielles Verkehrsmittel der Massen sondern ein unverwechselbares Einzelkunstwerk, das Bezug auf seine Umgebung und den Namen jeder Station nimmt. Wurden seine ungewöhnlichen Erlebnisräume bei ihrer Entstehung verächtlich als Westberliner Protz und kindischer Kitsch verspottet, wird heute, gerade noch rechtzeitig vor weiteren unsensiblen Umbaumaßnahmen, ihr bauhistorischer Wert erkannt. Im nördlichen Abschnitt der U8 entstanden knallig bunte Mosaikwelten, märchenhafte Wälder und post-moderne Brückenbauten.