Mondrian bis Dutch Design, II. – Boogie-Woogie-Glück
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Kunstland Holland hat Rembrandt, Vermeer, Van Gogh. „Auch Piet Mondrian gehört in diese Liga. Ein typisch niederländischer Künstler mit internationalem Flair, dessen Werk bis heute neue Künstlergenerationen inspiriert“, so Gemeentemuseum Den Haag-Direktor Benno Tempel in seiner Grußbotschaft zur Ausstellung „Die Entdeckung von Mondrian“. Vom Moment seines Erscheinens, so Tempel weiter, wurde die Kunstgeschichte neu geschrieben und veränderte die Welt maßgeblich. Folgerichtig heißt der Ausstellungskatalog „Der Mann, der alles veränderte“. Wie passend, dass die Schau in einem Art-déco-Komplex gezeigt wird, dessen Architekt als Vater der modernen Architektur in den Niederlanden gilt: Hendrik Petrus Berlage (1856–1934).
Das Gemeentemuseum, meine zweite Station auf der Mondrian to Dutch Design-Tour nach dem Start in Leiden, mit der weltweit größten Mondrian-Sammlung präsentiert das Leben und Schaffen des Ausnahmekreativen und das De Stijl-Werk mit vier Sonderausstellungen. Zu sehen sind die frühen Landschaftsmalereien, Stillleben und Portraits von Mondrian, wo sich seine Variationsstärke zeigt. So arbeitete er nacheinander im Stil des Symbolismus, Impressionismus und Pointillismus. Kurz danach wandelte sich seine künstlerische Ausdrucksweise erneut. Sie wurde grell. Die Farben knallen. Nach dem Ersten Weltkrieg entwickelte er sich weiter: einfache, geometrische Formen, horizontale und vertikale Linien, die Primärfarben Rot, Blau und Gelb. Die Aufteilung seiner Schaffensphasen korrespondiert gut mit der Aufteilung der Räume und Säle. Mal erhalten die Exponate viel Luft und (Raum)Leere, dann wieder erscheinen sie dicht, hektischer, expressiver, z. B. in den letzten vier Jahren seines Lebens von 1940–1944 in New York. Einige Jahre zuvor haben die Nazis seine Kunst als entartet verleumdet. Im Big Apple experimentiert er weiter mit Linien, Horizontalen und Vertikalen. Doppellinien bedeuten Dynamik. New York inspiriert ihn. Dort beginnt er auch die Arbeit an dem berühmten „Victory Boogie Woogie“. In der Ausstellung heißt es dazu:
»Victory Boogie Woogie wird in den folgenden Jahren zu einer Ikone der Moderne, der Freiheit und der abstrakten Kunst. Es ist nicht nur der Schlusspunkt des Oeuvres eines der bedeutendsten Künstler des zwanzigsten Jahrhunderts, sondern auch der unbestrittene Höhepunkt.«
Ausstellungskatalog "Die Entdeckung von Mondrian"
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Gemeentemuseum
Der von Hendrik Petrus Berlage (1856–1934) entworfene Kulturtempel ist ebenfalls ein Ausstellungsstück. Das auffällige gelbe Mauerwerk des Art déco-Gebäudes ist Teil des Farbschemas, das sich durch alle Teile des Stahlbetonhauses zieht, ebenso wie das Lichtkonzept: jeder Bereich des Museums erhält natürliches Licht und hebt das labyrinthische Raumgefühl z. T. wieder auf.
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Gemeentemuseum
Dass man in einem Kulturkomplex befindet, wird durch die von der Straße abgerückte Lage, den "Glastunnel", einem lichten Verbindungsgang, und die künstlichen Seen deutlich.
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Gemeentemuseum
Die zentrale Eingangshalle
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Gemeentemuseum
Sol LeWitt (1928–2007): Wall Drawing Number 373: Lines in four directions (equal spacing on an unequal wall)
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Gemeentemuseum
Sol LeWitt (1928–2007): Wall Drawing Number 373: Lines in four directions (equal spacing on an unequal wall)
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Gemeentemuseum
Sol LeWitt (1928–2007): Wall Drawing Number 373: Lines in four directions (equal spacing on an unequal wall)
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Gemeentemuseum
Für Berlage waren Symmetrie, Proportionen und Rhythmen wichtige Elemente seiner Arbeit. Für das Gemeentemuseum konzipierte er die Ziegelgrößen 22 x 11 x 5.5 cm. Vor allem die 11 cm sind Kernstück seines Entwurfs. So sind die Fenster in vier 11 cm große Scheiben aufgeteilt.
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Gemeentemuseum
"Game and utopia": die von dem Künstler Constant Nieuwenhuys (1920–2005) geschaffenen Stücke New Babylon ...
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Gemeentemuseum
... changieren zwischen Skulptur und Architekturmodellen.
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Gemeentemuseum
"Clouds and caverns" (1982–1989) von der französisch-amerikanischen Künstlerin Louise Joséphine Bourgeois (1911–2010).
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Gemeentemuseum
"Isometric Forms" (2002) von Sol LeWitt (1928–2007).
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Gemeentemuseum
"Isometric Forms" (2002) von Sol LeWitt (1928–2007).
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Gemeentemuseum
"Isometric Forms" (2002) von Sol LeWitt (1928–2007).
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Gemeentemuseum
Die Ausstellung "Die Entdeckung von Mondrian": 3. Juni 2017– 24. September 2017. Sie zeigt die wichtigen vier Stationen im Leben und Schaffen von Piet Mondrian (1872-1944): Amsterdam, Paris, London, New York.
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Gemeentemuseum
Die umfassende Schau würdigt Mondrians Beitrag zum 100jährigen Jubiläum von De Stijl und ist Teil des "Mondrian to Dutch Design"-Jahres 2017. Kernstück der Ausstellung: "Victory Boogie Woogie" (1942-1944).
Höhe und Hülle: The Hague Tower und Den Haag Centraal
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Het Strijkijzer, The Hague Tower
Nach dem Gemeentemuseum empfehlen wir den Besuch des 132 Meter-Hochhauses von AAArchitecten aus Den Haag, dem dritthöchsten Gebäude der Stadt. Mit seiner Formsprache zitiert es das Flatiron-Hochhaus in New York.
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Het Strijkijzer, The Hague Tower
Das "The Penthouse" beherbergt Restaurant, Bar und Büro- und Konferenzräume.
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Den Haag
Blick von der Aussichtsplattform des "Het Strijkijzer"
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Den Haag
Die Innenstadt mit dem Rathaus in den Farben von De Stijl.
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Hotel Corona
"I am a collector of journeys, experiences and stories", heißt es im Viersternehotel Corona, wo Wert auf die Verbindung aus Alt und Neu gelegt wird. THE LINK-Autor Jan Dimog hat hier übernachtet.
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Den Haag Centraal
Der von Benthem Crouwel aus Amsterdam neu gestaltete Hauptbahnhof von Den Haag. Fertigstellung war 2015.
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Den Haag Centraal
"We respect the hierarchy between urbanism and architecture. Our buildings must add something to the city. They must contribute to the city and function well as part of it." – Benthem Crouwel
»The Hague's central station is upgraded into a modern multi-modal terminal, an integrated hub where all the city's public transport converge. Clarity of organization, transparency and four-sidedness were the guiding principles when designing the station concourse. Transparency was achieved by means of four glass facades and a roof of glass and steel ... The terminal is to be the throbbing heart of the new central area of The Hague.«
Benthem Crouwel Architects
Unsere redaktionell unabhängige Recherche wurde vom Niederländischen Büro für Tourismus & Convention (NBTC) zusammen mit Den Haag Marketing ermöglicht.
Gemeentemuseum
Adresse: Stadhouderslaan 41, 2517 HV, Den Haag. Öffnungszeiten: DI–SO 10–17 Uhr, montags geschlossen. Eintritt regulär 14,50 Euro. Vergünstigungen und Kombinationspreise siehe Website. Der von dem niederländischen Architekten und Pionier Hendrik Berlage entworfene Komplex ist für die umfassende Mondrian-Kollektion berühmt. Eins der Höhepunkte ist sicherlich „Victory Boogie Woogie“. Die Dauerausstellung zeigt moderne Kunst, Mode, Musik und über 50.000 Drucke, Zeichnungen, Poster. Hinzu kommen fünf große Stil-Räume, die jeweils verschiedene Epochen präsentieren. Der Komplex ist groß und für Erstbesucher vielleicht verwirrend. Deshalb empfehlen wir sich zunächst auf ein Thema bzw. eine Epoche zu konzentrieren. Wer genug Zeit mitbringt, sollte unbedingt in den überdachten Innenhof und dort eine Café-Pause einlegen.
Piet Mondrian Der Mann, der alles veränderte
Herausgeber Waanders Uitgevers, Zwolle und Gemeentemuseum Den Haag. Mit Texten von Hans Janssen, Benno Tempel, Lieke Wijnia. 192 Seiten, 23 x 29 cm, zahlreiche Illustrationen und Bilder in Farbe und schwarzweiß. ISBN 978 94 6262 119 0.
THE LINK Übernachtungstipp
Wir haben im Boutique-Hotel Corona übernachtet, ein kleines, feines Viersternehaus mitten im Zentrum von Den Haag und eins der ältesten Hotels der Stadt. Das Backsteingebäude auf dem Buitenhof gehörte einst dem Unternehmer und Bierbrauer Freddy Heineken und besteht aus drei Gebäuden des 17. Jahrhunderts, die zusammengeführt und erneuert wurden. Das verwinkelt-verschachtelte Gefüge der Zimmertrakte öffnet sich im Restaurant und Café-Bereich durch die Neugestaltung von Bureau Kroner, einem aus Den Haag stammenden Büro. Als ob das alte Gemäuer durch die elegante, großzügige Raumaufteilung atmen wollte, ist es dem Büro nicht nur gelungen einen Impuls zu setzen, sondern das Hotel auf diese Weise auch gen Platz und gen 21. Jahrhundert zu transformieren. Die Fertigstellung war Ende 2011. Adresse: Boutique Hotel Corona, Buitenhof 39–42, 2513 AH, Den Haag. info@corona.nl. +31 70 363 7930 www.corona.nl
THE LINK Gastrotipp
The Penthouse. 42. Etage des The Hague Tower. Rijswijkseplein 786 (in der Nähe des Bahnhofs HS, 2516 LX Den Haag. Fine Dining im höchsten Restaurant des Landes mit einer großartigen Panorama-Aussicht, die über 40 km ins Landesinnere und gen Meer reicht. Serviert werden Drei- oder Fünf-Gänge-Menüs, die klassisch inspiriert sind.