THE LINK to #urbanana: Rheinstädte und ihre neuen Häfen, Teil 1: Vom Brotkorb zum Neo-Port – Architektur in Duisburg
Duisburg. Deutschland. Anzeige. Die #urbanana-Rheinmetropolen Köln, Düsseldorf und Duisburg haben sich in den vergangenen Jahren verstärkt ihrem Großfluss zugewandt. Denn fast zeitgleich begannen die drei Städte ihre Häfen umzubauen. Die Umnutzung und Revitalisierung des Innenhafens von Duisburg ist eine eindrucksvolle Geschichte des gelungenen Strukturwandels im Ruhrgebiet. In der ersten Reportage unserer dreiteiligen Rhein- und Hafenstadt-Serie zeigen wir dessen wichtige, architektonische Stationen.
"Ein wichtiges Prinzip war die Schaffung eines flexiblen Rahmens, das es verschiedenen Architekten erlaubt eigene Elemente unabhängig zu entwickeln. Neue Infrastrukturen und öffentliche Einrichtungen hatten Priorität, um den Hafen als einen attraktiven Ort der Arbeit, des Wohnens und der Freizeit zu etablieren. Dazu wurde die von Bäumen gesäumte Promenade am Ufer geschaffen und Kanäle ausgehoben, an denen neue Wohnhäuser gebaut wurden."
Foster + Partners über ihren Masterplan zum Innenhafen Duisburg
Wir haben drei Häfen erkundet, die so verschieden sind wie ihre Städte. Alle drei stehen für eine grundsätzliche Neuorientierung und für eine Neubewertung des Rheins. Der große Fluss eint und trennt, versorgt und umschmeichelt, beherrscht und lenkt das Leben in den drei #urbanana-Städten Köln, Düsseldorf und Duisburg. Aber Fluss ist nicht gleich Fluss. Industrien ändern sich, Globalisierungsströme wechseln ihre Läufe und Häfen werden in ihrer Bedeutung als "nachrangig" eingestuft, so geschehen beim Rheinauhafen in Köln, dem Wirtschaftshafen von Düsseldorf und dem Duisburger Innenhafen. Wie aus ausrangierten, unrentablen Ankerplätzen hochmoderne Wohn-Büro-Gastro-Ports werden können, beweisen die gelungenen Umwandlungen. Allen Unterschieden zum Trotz haben die drei Neu-Häfen eine Gemeinsamkeit: sie sind groß und zentral gelegen. Der größte Hype wurde um den Medienhafen von Düsseldorf veranstaltet, was vor allem an Frank O. Gehry und seinem Neuen Zollhof lag. Der 1999 fertiggestellte Wackel- und Wellen-Komplex machte das etwa 10 Hektar große Areal schlagartig berühmt. Das lag auch an der Produktivität des kanadisch-amerikanischen Architekten. Um die Jahrtausendwende kam man an seinen Bauten nicht vorbei: "Tanzendes Haus" in Prag (1996 mit Vlado Milunić), Guggenheim-Museum in Bilbao (1997), DZ Bank in Berlin (2001), Walt Disney Concert Hall in Los Angeles (2003). Der auffällige und ungewöhnliche Neue Zollhof passt zur Düsseldorfer Herangehensweise. Anders als in Köln oder Duisburg betrieb die Landeshauptstadt von NRW keine Flächensanierung, sondern behandelte jedes Grundstück individuell und für künftige Nutzer angepasst. Statt einem städtebaulich-architektonischem Gesamtkonzept trugen renommierte Architekturbüros zum Gesamtbild des Medienhafens bei, darunter David Chipperfield, Joe Coenen, Steven Holl und Claude Vasconi. Für den Rheinauhafen entwickelte die Betreibergesellschaft Häfen- und Güterverkehr Köln AG zusammen mit der Stadt Köln das 21 Hektar große Areal und gab dem einst modernen Industriehafen ein stimmiges, in Teilen sehr cleanes Aussehen und Gefüge. Was Gehry für Düsseldorf, war Foster für Duisburg. Der 1991 aus einem Wettbewerb als Sieger hervorgegangene Masterplan von Foster + Partners sah eine Kombination aus Arbeit und Wohnen, Kultur und Freizeit vor. Anschließend wurden auf dem 90 Hektar großen Areal im Rahmen der Internationalen Bauausstellung IBA Emscher Park mehrere Bauvorhaben realisiert: das „Hafenforum“ von Foster, das Museum Küppersmühle und der Land Art-Künstler Dani Karavan schuf mit dem Garten der Erinnerung eine Landschaftsarchitektur, dessen Gebäudereste und Betonmauern mit den Betonarmen des Jüdischen Gemeindezentrums korrespondiert. Als Besucher spürt man die 100jährige Geschichte des Hafen- und Handelsplatzes. Hier war das Zentrum des deutschen Getreidehandels. Bis vor 50 Jahren wurde an dieser Stelle Getreide gemahlen: der Duisburger Innenhafen hieß daher "Brotkorb des Reviers". Dann verlor er an Bedeutung. Ein großflächiger Abriss drohte. Heute ist von Getreide und Hafenarbeit nichts zu sehen und aus den Speichern sind Museen, Büros und Restaurants geworden. Die aufgeräumte, strukturierte Weite des neuen Innenhafens will nicht so recht passen zum Bild einer Krisenstadt mit 13 Prozent Arbeitslosigkeit und Problemvierteln. Stattdessen strahlen die hoch aufragenden Mühlen- und Speichergebäude selbstbewusst und klinkerrot. Wenn man um sie herumgeht, sind die Ein- und Umbauten zunächst kaum zu erkennen, wie z. B. bei der von Herzog & de Meuron umgestalteten und 1999 fertiggestellten Küppersmühle MKM Museum Duisburg. Zurückhaltung ist bei den Sanierungen der alten Häuser das größte Pluspunkt und auch so von LEG, THS, Kaiser Bautechnik und Foster + Partners, den Gewinnern des internationalen Masterplan-Wettbewerbs gewollt wie die Erweiterung mit moderner, multifunktionaler Architektur. Das wichtigste Ergebnis ist, dass die Menschen den neuen Wohn-Büro-Kultur-Hafen annehmen. Sie kommen mit ihren Kindern zum Spielplatz in der Nähe des Kultur- und Stadthistorischen Museums, halten mit ihren Liebsten Händchen, wenn sie durch den Altstadtpark flanieren und nutzen die verschiedenen Gastronomieangebote. Einige der Restaurants in der Werhahnmühle punkten mit dem historischen Ambiente, das nicht wegsaniert wurde. Überhaupt lohnt der Blick hinter die Kulissen. Einige der Neubauten, von denen der aus Duisburg stammende Architekt Jürgen Bahl verantwortlich ist, wie z. B. die Bürobauten Looper, Hitachi und Five Boats, zeigen sich in ihrer Glas-Stahl-Fassade allzu sauber, abweisend und modular. Umkreist man sie, überraschen sie mit Ein- und Ausblicken und ihrem Bezug zum Wasser. So zeigt sich das einem Katamaran nachempfundene H2-Office an der Schifferstraße von Bothe Richter Teherani futuristisch-offen. Wer eh hier ist, sollte in Richtung Autobahnbrücke der A59 gehen. Von hier hat man das gesamte Hafengelände im Blick. Hier fügen sich die alt-neuen Backsteinburgen und die glänzend-gläsernen Linear-Kästen zu einem harmonisch-ruhigen Gesamtbild. Verglichen mit den Ausblicken vom Rheinau- und den Medienhafen auf die nahen Innenstädte von Köln und Düsseldorf macht der Innenhafen einen eher hermetischen Eindruck. Umso überraschender ist der Moment, wenn man von der nahen Innenstadt kommt und die luftige Klarheit des Innenhafens sieht, dessen Entwicklung noch nicht abgeschlossen ist. Weitere Bauprojekte wie der spektakuläre The Curve sind geplant, die stärkere Anbindung an das Zentrum ist ebenfalls anvisiert. Keine schlechten Perspektiven für eine Stadt, die vom Strukturwandel hart getroffen wurde. Und die mit dem Innenhafen beweist, dass sie sich erfolgreich umorientieren kann.
"Unsere Arbeit in Duisburg zeigt, dass der Trend hin zu sauberen, leisen Industrien das Potenzial hat heruntergekommene urbane Flächen wiederzubeleben und nachhaltige Gebiete für die Zukunft zu schaffen, die Wohnen, Arbeit und Freizeit zusammenbringt. Das Konzept der Trennung und Zonen des 20. Jahrhunderts wird vom 21. Jahrhundert der Mischnutzung abgelöst. Mit Cafés und Restaurants, einem Kunstmuseum, neuen Wohnungen, Büros, umgenutzten Altbauten und einem neuen Park wird der Innenhafen zu einem lebendigen, eigenständigen Gewerbe- und Wohnzentrum."
Foster + Partners über den Masterplan Innenhafen Duisburg (1991–2003)