Baukunst an der Atlantikküste – Atlantische Anmut
Auf Reisen / Reportage:"Ich habe den großen Drang nach Cascais zu fahren", schrieb Fernando Pessoa an Ophélia Queiroz 1929. Was schon damals für die Sehnsucht des portugiesischen Großdichters galt, hat sich seitdem für andere Cascais-Besucher nicht geändert. Cascais (ausgesprochen: kasch-kaisch) war einst ein Fischerort. Seitdem das königliche Haus und die Aristokratie Lissabons den Ort Ende des 19. Jahrhunderts für sich entdeckten und danach auch das Bürgertum und Künstler wie Pessoa, hat es sich zu einer 200.000-Einwohner-Stadt entwickelt, dessen Restaurants, Yachthafen, Designboutiquen in der Altstadt und dessen direkte Lage an einer Bucht zahlreiche Menschen anziehen. Die Lisboêtas und mit ihnen viele Touristen schätzen die drei warmen Sandstrände und den Kontrast zur Eiseskälte des Atlantiks; das reichhaltige Kulturangebot mit mehreren Museen; die (Fisch)Kulinarik und vielen Cafés und Bars. Bei unserem Rundgang sind wir auf viel Grün, viel Meer und den Bau eines Pritzker-Preisträgers gestoßen. Das Museum für Paula Rego, eine der wichtigsten, zeitgenössischen Künstlerinnen Portugals, haben wir genauer inspiziert.
Das Casa das Histórias Paula Rego wurde vom Architekten Eduardo Souto de Moura entworfen und 2009 eröffnet. Es interpretiert mit den roten Beton-Pyramiden-Türmen und den anderen Erhebungen den Naturraum um und in Cascais auf eine abstrahierte Weise. Das Innere hat neben dem Technik- und Servicebereichen eine Ausstellungsfläche von 750 qm, ein Café, Museumsshop und ein Auditorium mit 200 Plätzen. Die Künstlerin hat sich explizit Moura als Architekten für den Bau des Museums gewünscht, dessen Entwurf für den starken, regionalen Bezug ohne eine plakative Attitüde gelobt wird. Für das Design erhielt er 2010 den "SECIL Preis für Architektur". Die alle zwei Jahre ausgelobte Auszeichnung gilt als eine der höchsten Ehrungen in der portugiesischen Architektur.
Casa das Histórias Paula Rego
Avenida da República, 300, 2750-475 Cascais. 200 m von der Cidadela entfernt. Tel.: +351 214 826 970. Öffnungszeiten: dienstags–sonntags, 10–18 Uhr. Eintritt: 3€.
Eduardo Souto de Moura (kurz auch: Souto Moura)
Geboren 1952 in Porto, wo er auch Architektur studiert hat. Während seines Architekturstudiums an der Escola Superior de Belas Artes do Porto, einer Abteilung der Fakultät für Architektur der Universität Porto lernte er bei den bekannten Architekten Fernando Távora und Álvaro Siza Vieira. Bei letzterem hat er von 1974 bis 1979 gearbeitet. Sein eigenes Büro gründete er 1980. Seitdem hat er über 60 Projekte in Portugal, Spanien, Italien, Deutschland, Großbritannien und der Schweiz realisiert. Als Gastprofessor war er in Paris, Boston (Harvard), Dublin, an der ETH Zürich und in Lausanne tätig. Zu seinen bekanntesten Werken zählen das Braga Stadion, das Casa das Histórias Paula Rego in Cascais, das Casa das Artes und die Trindade Metrostation in Porto. 2011 erhielt er den Pritzker Preis. Die Jury betonte in der Begründung, dass er Werke erschaffe, die klar in unserer Zeit verankert sind und es schaffen Architekturtraditionen gleichzeitig zu zitieren.
Anreise
Vom Bahnhof Cais do Sodré mit angeschlossener Metrostation in Lissabon fahren jede 30 Minuten Züge in Richtung Küste mit Stopps in Cascais, Monte Estoril, Estoril, Parede and Carcavelos.
THE LINK Tipp
Die Konditorei am Largo Camões zaubert seit 1929 köstlichste Backkunst. Dazu zählen die Pastéis de Nata, die zu den besten des Landes gehören.