Fünf Jahre Werkraum Bregenzerwald –  Speicher, Schaukasten, Schatzkammer

Auf Reisen / Reportage:

Sponsored. Eine gläserne Architekturbühne der Handwerkskunst.

Speicher, Schaukasten, Schatzkammer

Holz — Österreich | 

»Humility resides alongside strength. While some have called his architecture quiet, his buildings masterfully assert their presence, engaging many of our senses, not just our sight but also our senses of touch, hearing and smell.«

Pritzkerpreis-Jury zur Ehrung von Peter Zumthor 2009

1. Der Werkraum

Von Atelier Peter Zumthor und Partner, Haldenstein. Fertigstellung 2013.

Werkraum Bregenzerwald

Von Atelier Peter Zumthor und Partner, Haldenstein. Fertigstellung 2013.

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Ausstellungs- und Versammlungsraum mit Verwaltung, Shop und kleiner Gastwirtschaft. Baubeginn Februar 2012, Fertigstellung Juli 2013

Werkraum Bregenzerwald

Ausstellungs- und Versammlungsraum mit Verwaltung, Shop und kleiner Gastwirtschaft. Baubeginn Februar 2012, Fertigstellung Juli 2013

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Handwerkerhaus, Kunstraum, Markthalle. Der Vergleich mit der Neuen Nationalgalerie in Berlin von Mies van der Rohe liegt nah.

Werkraum Bregenzerwald

Handwerkerhaus, Kunstraum, Markthalle. Der Vergleich mit der Neuen Nationalgalerie in Berlin von Mies van der Rohe liegt nah.

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"nextG": so heißen die Bautage der Werkraumschule unter der Leitung des Schweizer Werk- und Gestaltungslehrers Serge Lunin. Dazu gehört die Fassadeninstallation aus Holz von rund 60 Jugendlichen.

Werkraum Bregenzerwald

"nextG": so heißen die Bautage der Werkraumschule unter der Leitung des Schweizer Werk- und Gestaltungslehrers Serge Lunin. Dazu gehört die Fassadeninstallation aus Holz von rund 60 Jugendlichen.

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Nutzfläche: Erdgeschoss 764 m², Keller 786 m²

Werkraum Bregenzerwald

Nutzfläche: Erdgeschoss 764 m², Keller 786 m²

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Bauweise: Betontürme, Glasfassade, Holzdach

Werkraum Bregenzerwald

Bauweise: Betontürme, Glasfassade, Holzdach

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Baukosten: 3,8 Millionen Euro

Werkraum Bregenzerwald

Baukosten: 3,8 Millionen Euro

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Zum Untergeschoss mit dem Depot und weiteren Räumen.

Werkraum Bregenzerwald

Zum Untergeschoss mit dem Depot und weiteren Räumen.

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Ein schlanker, filigraner Glaskörper. Mit feinen Linien und einem wuchtigen Dach. Minimalistisch, transparent und selbstbewusst. Das Gebäude an der Hauptstraße fällt auf. Im Sommer 2013 wurde es fertiggestellt. 2008 erhielt der Schweizer Architekt Peter Zumthor den Planungsauftrag für einen Versammlungsort und eine Präsentationsplattform der Handwerkskultur des Werkraum Bregenzerwald. Zumthors Entwurf fasst zwei Kernpunkte architektonisch zusammen: zum einen dient der 764 Quadratmeter große Raum als Platz der Zusammenkunft. Zum anderen ist er eine Vitrine und ein Schaufenster zur Handwerkskultur der Region. Die wichtigsten Elemente des Baus sind das weit auskragende Holzdach, das auf 14 Stützen und Betontürmen liegt und die Glasfassade, die den großen Raum umfasst. Drinnen hält der Transparenzbau was er von außen verspricht, die Trennung scheint wie aufgehoben. Zur einen Seite der Blick auf die Landesstraße 200, zur anderen die Berghöhen von 1600 bis knapp 1900 Meter. Respektvoller kann ein Gebäude nicht gestaltet sein. Dass der Innenraum bei aller Bescheidenheit sehr selbstbewusst und kantig daherkommt, liegt an der imposanten Höhe der Holzdecke, der dunklen Farbgebung und der Zurschaustellung des Abnutzungsprozesses. Hier ein Riss, dort eine Macke und es wird klar, dass ein Gebäude mit Würde altern kann.
Thomas Geisler, der Geschäftsführer und Leiter des Werkraum, betont, dass die Transparenz zudem eine „soziale Funktion erfüllt“. Die Blicke von außen fallen auf die langen Bänke und Tische, womit „auch das Bild der Markthalle hervorgerufen wird.“ Dass sich Besucher der Ausstellung mit den Handwerkern der Region und auswärtigen Touristen mischen ist dabei mehr als gewollt. Schließlich versteht sich der Werkraum nicht als abgeschlossener Zirkel. Dass die Handwerkskunst angefasst, gefühlt, gerochen werden kann, ist gut an den Leuten im Museumsshop zu sehen. Hier wird deutllich, dass handwerkliche Qualität seinen Preis hat. Ramsch gibt es woanders. Auch das eine Botschaft des Werkraums.

2. Das Depot

Mit Thomas Geisler (*1971), Werkraum-Geschäftsführer seit Sommer 2016. Zuvor war der gelernte Keramiker und studierte Produktgestalter Kustode am MAK – Österreichisches Museum für angewandte Kunst/Gegenwartskunst in Wien. Er ist mitverantwortlich für die Gründung der Vienna Design Week.

Werkraum Depot

Mit Thomas Geisler (*1971), Werkraum-Geschäftsführer seit Sommer 2016. Zuvor war der gelernte Keramiker und studierte Produktgestalter Kustode am MAK – Österreichisches Museum für angewandte Kunst/Gegenwartskunst in Wien. Er ist mitverantwortlich für die Gründung der Vienna Design Week.

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Schauraum für regionale Handwerkskunst

Werkraum Depot

Schauraum für regionale Handwerkskunst

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Filzschuhe von Schuh Fröwis, 1991. Geserliege von Mohr Polster, 1991

Werkraum Depot

Filzschuhe von Schuh Fröwis, 1991. Geserliege von Mohr Polster, 1991

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Grobporiger Filz-Hausschuh von Marianna Moosbrugger, 2015. Teppich "Moonwalk" von Johannes Mohr, 2012

Werkraum Depot

Grobporiger Filz-Hausschuh von Marianna Moosbrugger, 2015. Teppich "Moonwalk" von Johannes Mohr, 2012

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Tisch Sennhaus, Schmidinger Möbelbau

Werkraum Depot

Tisch Sennhaus, Schmidinger Möbelbau

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Waschtisch, Tischlerei Rüscher, 2000

Werkraum Depot

Waschtisch, Tischlerei Rüscher, 2000

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Matratzengradl von Manuela Maaß

Werkraum Depot

Matratzengradl von Manuela Maaß

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„Traditionelles Handwerk bedeutet im Bregenzerwald altes Wissen mit neuen Technologien und zeitgenössischer Gestaltung in eine zeitlose Formensprache überzuführen“, so Werkraum-Geschäftsführer Thomas Geisler. Jedes Stück, ob Unikat oder Kleinserie, mache Freude über Generationen hinweg, so der Leiter weiter. Im Depot im Untergeschoss des Werkraum kann das eindrücklich erkundet werden. Dort stehen die Hauptakteure: Stühle, Liegen und Betten, Filzschuhe, Trachten und Teppiche. Vor der Fertigstellung des Zumthor-Gebäudes befand sich von 2006 bis 2013 der Schauraum des Werkraum im wenige Kilometer entfernten Schwarzenberg. Wir empfehlen bei einem Besuch des Werkraum auch eine Führung im Depot anzufragen. Denn in dem kleinen Raum wird die ganze Qualität und das Niveau des zeitgenössischen Handwerks der Region sicht- und erlebbar.

3. Die Ausstellung

"Alphabet des Lebens – Lernwerkstatt Natur"

Werkraum Bregenzerwald

"Alphabet des Lebens – Lernwerkstatt Natur"

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Ausstellung von 23.6.–6.10.2018

Werkraum Bregenzerwald

Ausstellung von 23.6.–6.10.2018

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Was der Mensch von der Natur lernen kann – dargestellt anhand der Wissenschaft der Biomimicry (dt. Nachahmen der Natur).

Werkraum Bregenzerwald

Was der Mensch von der Natur lernen kann – dargestellt anhand der Wissenschaft der Biomimicry (dt. Nachahmen der Natur).

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Kuratorinnen sind Elisabeth Kopf und Regina Rowland. Ausstellungsdesign: SchnetzerPils ZT, Wien.

Werkraum Bregenzerwald

Kuratorinnen sind Elisabeth Kopf und Regina Rowland. Ausstellungsdesign: SchnetzerPils ZT, Wien.

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Neben Ausstellungen ist das Gebäude auch gastronomischer Treffpunkt des Dorfes und vieler Besucher.

Werkraum Bregenzerwald

Neben Ausstellungen ist das Gebäude auch gastronomischer Treffpunkt des Dorfes und vieler Besucher.

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Gastfreundlichkeit zwischen Glasfassade und Sichtbetonwänden – auch mit Außenplätzen. Im Angebot der Wirtschaft: Mittagsmenüs, Getränke und Kuchen.

Werkraum Bregenzerwald

Gastfreundlichkeit zwischen Glasfassade und Sichtbetonwänden – auch mit Außenplätzen. Im Angebot der Wirtschaft: Mittagsmenüs, Getränke und Kuchen.

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THE LINK-Betreiber Jan Dimog und Hendrik Bohle (li.) mit Werkraum-Geschäftsführer Thomas Geisler (mi.).

Werkraum Bregenzerwald

THE LINK-Betreiber Jan Dimog und Hendrik Bohle (li.) mit Werkraum-Geschäftsführer Thomas Geisler (mi.).

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Dass die Natur eine gute Baumeisterin ist, haben wir bereits in dem prachtvollen Bildband Architektier von Ingo Arndt festgestellt. Mit der Ausstellung „Alphabet des Lebens“ vom 23.6.–6.10.2018 zeigt der Werkraum nun was der Mensch von der Natur lernen kann. Biomimikry heißt der Fachbegriff für die Nachahmung der Natur. Wie effizient ist die Natur? Wie ressourcenschonend? Wie intelligent? Die Antworten darauf liefert die Schau, indem Biologen, Handwerker und Designer zusammenarbeiten, um die Muster, Abläufe und die Bedeutung für die Menschen zu erforschen. Den Kuratorinnen Elisabeth Kopf (Projekt- und Kommunikationsdesignerin) und der Biomimicry-Expertin Dr. Regina Rowland ist wichtig, dass „Alphabet des Lebens“ ein übergreifenes Forschungs-, Bildungs- und Ausstellungsprojekt ist und Fachleute wie Laien, Kinder, Jugendliche und Erwachsene am „Design Table“ versammeln soll – dem gemeinsamen Arbeitsort im Biomimicry-Prozess. Die Architekten Claus Schnetzer und Gregor Pils von SchnetzerPils ZT aus Wien haben das Ausstellungsdesign verantwortet, das zum Werkraum passt: reduziert, pointiert und ästhetisch zielgerichtet.

»Die Schönheit eines von Menschenhand geschaffenen Objektes habe ich, solange ich mich erinnern kann, immer als eine besondere Präsenz der Form erfahren, als ein selbstverständliches und selbstbewusstes Dasein, das dem Objekt eigen ist.«

Peter Zumthor in seinem Buch "Architektur Denken"

Andelsbuch

Gemeinde mit 2.500 Einwohnern (Stand 2017) im österreichischen Bundesland Vorarlberg und eine der Ausgangspunkte der Besiedelung des Bregenzerwaldes auf einer Höhe von 613 Meter. Der Einsiedler Diedo ließ sich Mitte des 11. Jahrhunderts in Andelsbuch nieder und 1170 wurde der Ort zur Pfarre erhoben. Das Handwerk hat in Andelsbuch eine große Rolle, ebenso das Bau- und Baunebengewerbe, was 2012 mit dem Bau des Werkraum Bregenzerwald von Peter Zumthor manifestiert wurde. Landwirtschaft und Tourismus sind ebenfalls wichtige wirtschaftliche Quellen. Der Ort hat 759 Gebäude und 6 Hotels und Pensionen.

Werkraum Bregenzerwald3

Seit 1999 ein Zusammenschluss von etwa 100 regionalen Handwerksbetrieben. Ziel ist die Verbesserung der wirtschaftlchen und gestalterischen Möglichkeiten des Handwerks und die öffentliche Präsenz. Diese wirkt nach außen mit Ausstellungen, Wettbewerben, Vorträgen, und nach innen mit Entwicklungsarbeit und Nachwuchspflege. Betriebe finden hier Anregung, Austausch und die Möglichkeit zur Zusammenarbeit. Kernelement dafür ist der alle drei Jahre stattfindende Wettbewerb „Handwerk+Form“. Viele ländliche Regionen kämpfen mit Landflucht, Standortproblemen und der Abwanderung qualifizierter Fachkräfte. Der Werkraum steuert dem seit seiner Gründung entgegen. Heute ist das neue Handwerk im Bregenzerwald ein Wirtschaftsfaktor – seit 2013 mit eigenem Haus. Entworfen vom Schweizer Architekten Peter Zumthor, der dem Handwerk sehr verbunden ist.

Peter Zumthor

Geboren 1943 in Basel, Schweiz. International bekannter Architekt und ehemaliger Denkmalpfleger am Denkmalamt seines Wohnkantons Graubünden in Chur. 2009 erhielt er den Pritzker-Preis, die weltweit renommierteste Architekturauszeichnung. Die Jury hob hob die hohe Qualität seiner Arbeiten, die „fokussiert, kompromisslos und außergewöhnlich zielstrebig“ sei. Er studierte Innenarchitektur und Design an der Kunstgewerbeschule Basel und Architektur am Pratt Institute in New York. Zuvor hatte er eine Ausbildung als Möbelschreiner bei seinem Vater gemacht, einem Schreinermeister in Basel. Zumthor legt bei seinen Arbeiten Wert auf eine strenge Auswahl der Materialien. Auch bei der Formgebung ist ihm die Individualität wichtig, damit kein Bau dem anderen gleichen soll. Der mit zahlreichen Preisen geehrte Architekt (Mies van der Rohe Award für das Kunsthaus Bregenz, 1998; Praemium Imperiale; Architekturpreis NRW für das Kolumba in Köln, 2011) spielt in seiner Freizeit Jazz mit dem Kontrabass.

Karte mit den Bauwerk(en)

Interaktive Karte mit Bauwerke(n):

Werkraum Bregenzerwald (Peter Zumthor [AT. Andelsbuch] ; 2013) |