Vigilius Mountain Resort: Bauen mit der Natur – Architektur in Lana
Lana. Italien. In dieser Folge unseres Design- und Architekturtests von Hotels, Ferienhäusern und Gästewohnungen haben wir uns in die Berge über dem Etschtal aufgemacht. Das Vigilius Mountain Resort, 1.500 Meter hoch über Lana bei Meran gelegen und nur mit der Seilbahn zu erreichen, hat sich dem Luxus der Einfachheit verschrieben. „Einfach: sein“ Diese Abkehr vom Getriebe der Welt betreibt es mit hohem Aufwand.
"Alles spielt sich in der Natur ab, alles ist Landschaft: Von außen scheint der Wald innen zu sein, innen glaubt man, man sei draußen. Es ist nicht so, als ob man sich eine schöne Postkarte anschauen würde, sondern man befindet sich in ihr selbst. Das Vigilius Mountain Resort ist ein Ort, den es sich lohnt zu erfahren und zu verstehen. Man kehrt regeneriert, fast wie aus einem schönen tiefen Traum erwacht, heim."
Die einladende Website zeigt auf den ersten Blick, ob und wann noch Zimmer zu haben sind. Viele Buchungen laufen auch über das Marketingtool Design Hotels™ oder ganz direkt über die telefonische Anfrage, die erwünscht ist, wenn Kinder mitreisen.
Das Check-in
Ab dem Einparken in der Hotelgarage an der Talstation der Seilbahn in Lana hat der Gast ausgesorgt. Sein Gepäck wird verstaut, das Ticket liegt bereit und nach sieben Minuten Fahrt durch die Lüfte empfängt ihn ein Mitarbeiter des Hotels, der ihn die wenigen Schritte bergauf bis zum Eingang begleitet. Vorbei an einem doppelstöckigen Holzbau, der an einen Heustadel erinnert. Glastüren gleiten auseinander, unter einem Kronleuchter aus Hirschgeweih geht es zur farbenfrohen Rezeption, in der alle Formalitäten rasch erledigt werden.
Alles im Vigilius Mountain Resort ist darauf angelegt, zu besänftigen und die Sinne neu zu beleben: Reduktion der Materialien, Durchlässigkeit zur natürlichen Umgebung. Mit ihren raumbreiten Balkonen und den davorgehängten Lamellenbändern erzeugen die Glasfronten der Zimmer eine Stimmung wie in einem lichten Wald. Die Sicht nach außen bleibt erhalten, doch die Sonne wird gedämpft. Stille gehört zum Konzept. Öffnet man die Glasflügel zum Balkon, ist nur das Rauschen des Windes zu hören, allenfalls noch eine Kuhglocke aus der Ferne. Kein Bild an der Wand zieht Aufmerksamkeit ab, kein Fernseher drängt sich auf, man bekommt ihn nur auf Wunsch. Die 35 Zimmer und 6 Suiten orientieren sich nach Osten oder Westen, immer aber nach draußen. Ob vom Bett oder aus der Wanne, der Blick geht in die Natur. Wenig Möbel, gutes Licht, viel Holz und die Wand aus gestampftem Lehm, die Ruheraum und Bad voneinander trennt, schaffen eine Zone der Geborgenheit.
Wie ein gefallener Baum, meint Matteo Thun, liege sein Bau auf dem Bergrücken. An dem Bild ist etwas dran. Zwar ist der lang gestreckte, leicht gekrümmte Riegel konsequent modern, doch folgt er mit seinem begrünten Dach dem Profil des Geländes. Und die hölzernen Lamellenbänder vor den Glaswänden der beiden Stockwerke nehmen ihm mit ihrem Spiel von Licht und Schatten vollends den Charakter eines Fremdkörpers. Wie ein gefallener Baum lagert sich das Gebäude von Nord nach Süd über einen Erdbuckel hinweg, der mit seinen alten Lärchen nun Teil des „Paradiesgartens“ ist, zu dem sich das Spa im Obergeschoss öffnet. Ein Hügel mitten im Haus als Mittel der Meditation. Und auch die Wurzel des Baumes hat ihre Entsprechung. Rechts neben dem Eingang des Vigilius gräbt sich der Versorgungstrakt mit Heizung, Lager und Küche in den Hang, linkerhand reckt sich das hochgezogene Giebeldach des Restaurants 1500 in den Himmel. Mit seinen Balken aus einem alten Heuschober und seiner von Tagesgästen gerne besuchten Bauernstube Ida einen Stock tiefer, greift das Haus neben dem Haus zurück in die Geschichte der Gegend. Wenige Materialien bestimmen den Bau: Holz aus der Lärchenkiefer, wie sie ringsum wächst, Lehm für den Verputz und die Trennwände in den Zimmern, Stein aus dem Pfitschtal, das für seinen Silberquarzit berühmt ist. Dazu die großzügigen Scheiben vor den Räumen, dreifach verglast, um den Energieverbrauch niedrig zu halten. Die Heizanlage verbraucht Hackschnitzel aus der Forstwirtschaft. Nachhaltigkeit ist für das Vigilius Mountain Resort mehr als ein hübsches Etikett. Als erstes Hotel Italiens hat es das offizielle Klima-A-Zertifikat erhalten.
Der Weg nach oben geht durch dichte Wälder aus Lärchen und Föhren, unterbrochen von Almwiesen, die immer neue Ausblicke bieten. Den Gipfel des Hausberges, auf der Direttissima in einer knappen Stunde zu erreichen, besetzt seit dem 13. Jahrhundert die kleine Kirche, von der das Hotel dreihundert Meter tiefer seinen Namen hat. Wer länger laufen will, mal mit den Dolomiten, mal mit dem Ortler oder der Texelgruppe vor Augen, kann einen der anderen Wanderwege nehmen, die ringförmig um den Berg gelegt sind. Alles ist ausgesprochen familienfreundlich, auch an Gelegenheiten zur Einkehr fehlt es nicht. Aber auch der ambitionierte Geher kommt auf seine Kosten, beispielsweise wenn er sich den gut vierstündigen Anstieg auf die 2.600 Meter des Hochwart vornimmt.
"Da gab es einen Ort, der mich schon als Kind fasziniert hat: Es war nicht nur die Nähe zur Natur, auch der Weitblick von oben hat mich in seinen Bann gezogen. Erst viel später wuchsen Idee und Traum, hier eines Tages ein ganz anderes Haus zu bauen, ein Haus für Gäste, die das einzigartige Gefühl, das dieser Ort ausstrahlt, mit mir teilen. Matteo Thun hat eine Skizze entworfen und dann dieses Holzhaus der Moderne bis ins letzte Detail geplant. Fern vom Üblichen und genau so, wie ich es mir vorgestellt hatte ..."
Ulrich Ladurner, Eigentümer
Die redaktionell unabhängige Hotel-Recherche verdanken wir der Einladung des Vigilius Mountain Resort. Wir danken auch dem Team des Design Hotels™ für die Koordination und Organisation.