Zeppelin Museum – Schwerelos am See
Auf Reisen / Reportage:Das Zeppelinmuseum
Gradlinig, filigran und sehr licht wirkt das Zeppelin Museum und strahlt Weltgewandtheit und Modernität aus. Der Hafenbahnhof Friedrichshafen des Architekten Karl Hagenmayer ist eines der wenigen Baudenkmäler der Klassischen Moderne in der Region. Das 1933 eröffnete Gebäude im Stil der Neuen Sachlichkeit ist eine Stahlskelettkonstruktion mit Hohlsteinfüllung mit unterschiedlicher Gliederung. Westlich befindet sich die Schalterhalle. Im rechten Winkel ist der Empfangs- und Abfertigungsbereich. Beide Bereiche sind durch ein Treppenhaus verbunden, das in den oberen Stockwerken Leittechnik enthielt. Ein separater Bereich für die Fähren-Abfertigung und den Zoll entstand östlich vom alten Gebäude. Der Uhren- und Aussichtsturm überragt den rechteckigen, langgestreckten Körper und fügt sich in ein Gesamtbild, das Technik, Industrie und Architektur miteinander verbindet. Ganz so wie die Ausrichtung des 1996 im Hagenmayerbau eröffneten Museums. Es hat die weltweit größte Sammlung zur Geschichte des Luftschiffbaus und bildet mit dem LZ-Archiv das Kompetenzzentrum für die Geschichte der deutschen Luftschifffahrt und ihrer technischen Innovationen.
Zugleich überrascht es viele Gäste mit einer unvermuteten Kunstsammlung mit Werken von Otto Dix und Fotografien von Andreas Feininger. Bevor das Zeppelin Museum in den Hafenbahnhof einzog, wurden die Kunstwerke im Bodensee Museum im Museumsflügel des Rathauses gezeigt. Doch als Ende der 1980er-Jahre die Besucherzahl auf mehr als 100.000 stieg und zudem höhere Anforderungen an die konservatorischen Bedingungen gestellt wurden, entstand die Idee für einen Umzug in den Hafenbahnhof, der umfangreich umgebaut und saniert wurde. Seit 1996 stehen 4.000 qm Fläche zur Verfügung, davon etwa 1.200 qm für die Ausstellungsräume. Das Architekturbüro Jauss+Gaupp aus Friedrichshafen leitete den Umbau des Hafenbahnhofs in einen modernen Museumbau, den bis zu einer Viertelmillion Menschen im Jahr besuchen.
Das auf den Umbau und die Erweiterung historisch bedeutender Gebäude spezialisierte Architekturbüro hg merz mit Standorten in Berlin und Stuttgart betonte im Zeppelin Museum die Schwerelosigkeit der Luftschiffe. Bei der Ausstellungsgestaltung akzentuierten sie die Assoziationen Weite, Internationalität und Luxus:
Neue und alte Architektur am Wasser
Die 200 Jahre junge Stadt wurde im Zweiten Weltkrieg fast völlig zerstört. Zuvor hatte Friedrichshafen mit der Produktion der Starrluftschiffe, den Zeppelinen, einen enormen Aufschwung erlebt. Die Historie des Ortes ist auch die Geschichte einer Vision, die mit großem Aufwand in die Realität umgesetzt wurde, letztendlich aber scheiterte. Ab 1950 definierte sich der Ort als Messestadt neu und wurde in der Phase des Wiederaufbaus durch die Firmen ZF Friedrichshafen AG, die Motoren- und Turbinen Union Friedrichshafen GmbH (MTU), die Zeppelin GmbH und Dornier-Gruppe geprägt. Ein Bilderrundgang im Zentrum der 60.000-Einwohnerstadt mit der klaren Empfehlung bei einem Friedrichshafen-Besuch ausgedehnte Spaziergänge auf der Uferpromenade und im Zentrum einzuplanen.
Zeppelin Museum
Technik- und Kunstmuseum, Seestr. 22, D-88045 Friedrichshafen. Mai–Oktober: täglich 9–17 Uhr. November–April: Di.–So. 10–17 Uhr.
Zeppeline
waren Starrluftschiffe aus deutscher Produktion, die nach ihrem Erfinder Ferdinand Graf von Zeppelin benannt wurden. Sie wurden von 1900 bis 1940 zur Personenbeförderung und militärisch eingesetzt. 1937 endete die Ära, die 1900 mit dem Abflug des LZ 1 begann, mit dem Absturz der „Hindenburg“ über Lakehurst bei New York. Seit den 1990er-Jahren arbeiten Forscher und Ingenieure an einer Wiederbelebung der Luftschifffahrt. Verglichen mit anderen Luftschiff-Typen war ihr Erfolg so groß, dass der Begriff Zeppelin häufig synonym – als Gattungsname – zu ‚Starrluftschiff‘ gebraucht oder auch auf alle Arten von Luftschiffen angewandt wird. Das erste Starrluftschiff wird dem Luftfahrt-Enthusiasten David Schwarz (1850–1897) zugeschrieben. Als Pionier der Luftschifffahrt gilt Ferdinand Graf von Zeppelin (1938–1917) mit dem Bau des ersten Zeppelin-Luftschiff LZ 1. Seine Luftschiffe waren Starrluftschiffe, die mit ihren Auftriebskörper aus fachwerkartigem Metallgerüst einer Zigarre ähnelten. Andere Typen sind Prallluftschiffe („Blimps“) und halbstarre Luftschiffe. Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen nur noch Blimps zum Einsatz – bei der US-Marine. Cargolifter aus Brandenburg entwickelte Lasten-Zeppeline für Transportzwecke, musste aber 2002 Insolvenz anmelden. Die Zeppelin Luftschifftechnik GmbH (ZLT), die Nachfolgerin der ursprünglichen Zeppelingesellschaften, erhielt den Zuschlag für den Kauf der immateriellen Güter (Archive und Aufzeichnungen) aus dem Insolvenzbestand der Cargolifter AG. 1997 stieg der Zeppelin NT erstmals auf. Seitdem werden mehrere Zeppelin NTs in Frankreich, Japan, den USA und am Bodensee für touristische Zwecke genutzt.