Wartepavillon von Hermann Blomeier –  Reduzierter Rundbau

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Bauhaus und Moderne am Bodensee.

Reduzierter Rundbau

Bauhaus / Neues Bauen — Deutschland | 

„Ansturm traditioneller Kreise“ und „Gegner neuzeitlichen Bauens“: so beschrieb die Stuttgarter Bauzeitung die Reaktionen auf den 1951 errichteten Wartepavillon am Meersburger Fährhafen. Dabei war der Bau überfällig, denn Nutzer der Konstanzer Fähre hatten während der Wartezeiten keinen Schutz. Die Verantwortlichen der Verkehrsbetriebe der Stadt Konstanz ließen den Bau nach intensiven Auseinandersetzungen trotzdem errichten. Der Entwurf des Architekten Hermann Blomeier (1907–1982) ist vom Bauhaus inspiriert: ein Rundbau mit Flachdach, klaren Linien und reduzierter Formensprache. Seine Ausbildung zum Architekten hatte er zuvor am Dessauer Bauhaus unter dem Leiter Mies van der Rohe und Dozenten wie Ludwig Hilberseimer und Richard Neutra erhalten. Der gebürtige Gelsenkirchener Blomeier siedelte 1933 nach Konstanz über und machte sich vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg einen Namen als stadtbildprägender Architekt seiner Wahlheimat. Der unter Denkmalschutz stehende Wartepavillon in Meersburg wurde von 2009 bis 2011 aufwendig saniert. Heute ist es ein beliebtes und vom Gastronomen Bernd Klausmann engagiert betriebenes Café und Bistro. Über 60 Jahre nach der Fertigstellung ist der Pavillon ein feingliedriges Beispiel für die funktionale Eleganz der Nachkriegsmoderne auch im Südwesten der Republik.

Der denkmalgeschützte Wartepavillon des Mies van der Rohe-Meisterschülers Hermann Blomeier in Meersburg am Bodensee ist heute das beliebte Café Bistro Möwe.

Café Bistro Möwe

Der denkmalgeschützte Wartepavillon des Mies van der Rohe-Meisterschülers Hermann Blomeier in Meersburg am Bodensee ist heute das beliebte Café Bistro Möwe.

Bild vergrößern (Café Bistro Möwe)(Abbildung © Hendrik Bohle)

Café Bistro Möwe

Unteruhldingerstrasse 1, 88709 Meersburg. Täglich geöffnet (bei guter Witterung) bis Sonnenuntergang.

Hermann Blomeier

1907–1982, geboren in Gelsenkirchen, gestorben in Konstanz. Studium an der Handwerker- und Kunstgewerbeschule Dortmund und am Bauhaus Dessau bei Ludwig Mies van der Rohe und Ludwig Hilberseimer von 1930–1932. Er war Partner im Architekturbüro Ganter & Blomeier und ab 1943 freier Architekt in Konstanz sowie Herausgeber der Zeitschrift "Bauen und Wohnen", ab 1950 Vorstand des Deutschen Werkbundes, Landesgruppe Südbaden. 1975 gründete er das Architekturbüro "Blomeier & Partner", mit Christoph Blomeier und Ferry Müller. Werkauswahl: Filmtheater Scala Konstanz (1938), Randbebauung Fährhafen Konstanz (1953), Pavillon Meersburg (1951), Landeskreditanstalt Karlsruhe (1957), Kreuzkirche Konstanz (1957), Handelslehranstalten Konstanz (1968), Tropicarium Frankfurt am Main (1984).