Bäderarchitektur – Zucker, Holz und Stein
Auf Reisen:Charlottenburg am Meer
Fast meint man Kutschen und Hufschlag zu hören. An der östlichen Usedomer Küste scheint die Zeit stehen geblieben. Auf zwölf Kilometern reihen sich mehr als 200 denkmalgeschützte Bauwerke, dicht gedrängt oder locker platziert. Die drei einstigen Fischerkolonien entwickelten sich zu den wohl berühmtesten Seebädern Deutschlands und waren im 19. Jahrhundert sehr beliebt. Adel, Banker und Großindustrielle verbrachten ihre Sommerfrische selbstverständlich auf Usedom, aber auch Intellektuelle, Maler, Musiker und Schriftsteller zog es das ganze Jahr über auf die Insel. Hier fanden sie die Ruhe, die es in der Metropole nicht gab, inklusive einer magischen Verbindung aus Licht, Luft und Landschaft. Thomas Mann beendete hier im Sommer 1924 seinen großen Roman „Der Zauberberg“. Ahlbeck galt als „die Badewanne von Berlin“. Schließlich war die Hauptstadt damals direkt und schnell mit der Bahn zu erreichen. So ein Anschluss heute? Das wäre doch was.
Innovationen aus Holz
Ganz auf Holz setzte dagegen die Wolgaster Actien-Gesellschaft im ausklingenden 19. Jahrhundert. Nachdem es mit dem Bootsbau nicht mehr so gut lief und ein Großbrand die Wolgaster Schiffswerft 1884 zerstört hatte, entwickelte das Unternehmen bereits ab 1889 die ersten Fertigbauholzhäuser Deutschlands. Dabei fertigten sie keine einfachen Schachteln, sondern aufwendig und detailliert gestaltete Wohnhäuser und Villen, verschiedenfarbig und geschnitzt, im nordischen oder Schweizer Stil oder in einer wilden märchenhaften Mischung. Drachen kauern auf den Giebeln und Wikingerschiffe segeln auf den hölzernen Gesimsen der Villen Odin, Asgard und Heimdall. Kaum vorstellbar, das die Bauten nicht individuell gefertigt, sondern in Serie vorproduziert waren. Die Wolgaster Fertighäuser wurden schnell über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Sie finden sich nicht nur an der pommerschen Küste, sondern auch in Berlin und Potsdam, in der Lüneburger Heide, in Österreich, ja sogar in Südamerika und Ostafrika. Ihre Blütezeit erlebten die Wolgaster Werkstätten zwischen 1890 und 1910. Ihr Baumaterial kam aus dem firmeneigenen Forst in Nordamerika. Auch aufgrund der ausgezeichneten Qualität dieser Hölzer sind die denkmalgeschützten Häuser der Insel nach aufwendigen Sanierungsmaßnahmen seit den 1990er-Jahren heute meist in einem guten Zustand. Mehr als 100 Jahre später glänzt die Usedomer Bäderarchitektur so prachtvoll und fabelhaft wie zu ihrer Entstehung.
Zeitgenössischer Stil und alter Glanz in den Pineblue Villas
Ankommen, ausbreiten, aufatmen: das Credo der Pineblue-Villas ist Anspruch und Anleitung zugleich. Während die Villen und Hotels der Kaiserzeit entlang der Küste von Bansin, Heringsdorf und Ahlbeck die Tradition der Bäderarchitektur zitieren (oder neu aufleben lassen wollen), sind die zeitgenössischen Ferienhäuser der Pineblue-Anlage eine Kombination aus heutigem Stil und altem Glanz direkt am Ostseestrand. Jahrelang wurde am Gesamtkonzept der Anlage, ihrer Architektur und der Innenarchitektur des Bestandes und der Neubauten getüftelt. Die Merkmale der neuen, äußerlich zurückhaltend wirkenden Ferienhäusern sind klare Linien, offene Grundrisse und ein genaues Auge für die Gestaltungsdetails. Die fein-dezenten Holzhäuser haben in einer großzügigen Parklandschaft viel Raum bekommen ohne der alten Pracht-Villa den Platz streitig machen zu wollen. Denn der denkmalgeschützte Bau ist pure Kaiserbäder-Architektur: gediegen, vornehm, auserlesen. Wenn man möchte, kann man weder dem Personal noch anderen Gästen begegnen, dank Check-in und -out per App, dank des weitläufigen Parks, dank der geschickten Anordnung der Neubauten und Wege. Gleichzeitig wurde mit der Neugestaltung der alten Villa auf Raumachsen und größere Strukturen wert gelegt, die ein Zusammenkommen und Geselligkeit möglich machen. Jeder so wie er oder sie mag. Das wiederum klingt nach der Definition des Pineblue-Ankommens und -Aufatmens.
Unsere redaktionell unabhängige Recherche ist dank einer Einladung der Pineblue Villas zustande gekommen.
Usedom
Die Insel liegt in der Pommerschen Bucht der südlichen Ostsee und gehört zu Deutschland und zu einem kleinen Teil zu Polen. Sie ist durch den Peenestrom und das Stettiner Haff vom Festland, sowie durch die Świna (Swine) von der Nachbarinsel Wolin getrennt. Usedom ist nach Rügen die zweitgrößte deutsche Insel. Der größere deutsche Teil gehört zum Land Mecklenburg-Vorpommern und ist Teil des Landkreises Vorpommern-Greifswald. Im östlichen polnischen Teil liegt die zur Woiwodschaft Westpommern gehörende Hafenstadt Świnoujście (Swinemünde), in der allein schon mehr als die Hälfte der 76.500 Einwohner (Stand: 2014) zählenden Gesamtinselbevölkerung lebt. Die größten Orte auf deutscher Seite sind Heringsdorf im Osten und Zinnowitz im Westen der Insel. Mit durchschnittlich 1906 Sonnenstunden im Jahr ist Usedom regelmäßig die sonnenreichste Gegend Deutschlands und der Ostsee, weshalb sie durch das Tourismusmarketing auch als Sonneninsel beworben wird. Ab etwa 1850 und besonders im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts blühten auf der Insel zahlreiche Seebäder auf, die vor allem Gäste aus den Metropolen wie Berlin und Stettin anzogen. Seitdem ist Usedom stark durch den Tourismus geprägt, seit dem Wendejahr 1990 auch zunehmend durch internationalen. Zeugnisse dieser Zeit sind zahlreiche Villen in Stilen der Bäderarchitektur, traditionell gebaute Reethäuser, Fischerkaten sowie die Seebrücke Ahlbeck. Touristische Zentren der Insel sind im Nordwesten Karlshagen, Trassenheide und Zinnowitz, im Mittelteil der Insel die Bernsteinbäder Koserow, Loddin, Ückeritz und Zempin und im Osten die Kaiserbäder Bansin, Heringsdorf und Ahlbeck sowie Świnoujście. Die Europa-Promenade, die längste Strandpromenade Europas, erstreckt sich über eine Länge von über zwölf Kilometern von Bansin bis Świnoujście und soll bis zur Swine verlängert werden. (Quelle: Wikipedia)
Bäderarchitektur
Der Begriff bezeichnet die Gesamtheit aller unterschiedlichen Baustile, die charakteristisch für die deutschen Seebäder sind. Diese sind vor allem an der Ostseeküste und insbesondere in Mecklenburg-Vorpommern zu finden. Die prägende Zeit reichte von 1793 bis 1918. Ihre Hochblüte erlebte sie in der Gründerzeit. Dieser Baustil wurde erstmals im 1793 gegründeten Seebad Heiligendamm an der mecklenburgischen Ostseeküste angewendet, dem ältesten Seebad auf dem europäischen Kontinent, und zwar im dortigen Kurhaus, das damit als Gründungbau dieser Stilrichtung bezeichnet werden kann. Der Stil verbreitete sich schnell entlang der deutschen Ostseeküste, seit 1810 erstmals in Pommern mit der Gründung des Seebades Putbus-Lauterbach auf Rügen. Die Seeheilbäder Bansin, Heringsdorf und Ahlbeck auf Usedom gehören zu den bekanntesten. Vereinzelte Bauten befinden sich auch an der Nordseeküste. Begonnen im Stil des Klassizismus, entwickelte sich die Bäderarchitektur über den Historismus bis hin zum Jugendstil. Dabei ist sie keine in sich geschlossene Stilepoche wie beispielsweise die Renaissance oder der Barock. Ihre Besonderheit ist die Zusammenführung verschiedener Baumerkmale in ihren jeweiligen Epochen. Dazu gehören große antikisierende Säulen, reich verzierte Dreiecksgiebel, Kapitelle mit fantasievollem Schmuck, große Loggien.
THE LINK-Übernachtungstipp 1
Strandvillen Heringsdorf, Badstraße 11, Heringsdorf. Drei denkmalgeschützte Ferienvillen mit 28 Zimmern und Suiten direkt am Ostseestrand. Die Geschichte der Anlage reicht bis Mitte des 19. Jahrhunderts zurück.
Übernachtungstipp 2
Pineblue Villas, Puschkinstrasse 10, 17424 Heringsdorf. In der historischen Villa und in vier modernen Strandhäusern werden exklusive Unterkünfte angeboten. Die denkmalgeschützte Villa von 1896 hat sieben Suiten, während die vier Villen komfortable Rückzugsorte mit mehreren Schlafzimmern und privaten Terrassen bieten. Die Gebäude sind in einer 10.000 Quadratmeter großen Grünanlage eingebettet und gleichen so einer Parklandschaft direkt an der Strandpromenade von Heringsdorf.