Standard von Roger Eberhard –  Schema H.

Buchwelten:

Sehen Hilton-Hotelzimmer überall gleich aus? Die fotografische Antwort liefert ein Fotokünstler aus Zürich..

Schema H.

Schweiz | 

26.06.2015, Cairo, Room 2605

Seite 26-27

26.06.2015, Cairo, Room 2605

Bild vergrößern (Seite 26-27)(Abbildung © Roger Eberhard)
31.07.2015, New York, Room 1808

Seite 30-31

31.07.2015, New York, Room 1808

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02.09.2015, Paris, Room 591

Seite 36-37

02.09.2015, Paris, Room 591

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25.09.2015, São Paulo, Room 1909

Seite 38–39

25.09.2015, São Paulo, Room 1909

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01.10.2015, Panama City, Room 1704

Seite 44–45

01.10.2015, Panama City, Room 1704

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08.10.2015, Sydney, Room 4320

Seite 48–49

08.10.2015, Sydney, Room 4320

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17.10.2015, Tokyo, Room 2520

Seite 54–55

17.10.2015, Tokyo, Room 2520

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21.10.2015, Bangkok, Room 1608

Seite 58–59

21.10.2015, Bangkok, Room 1608

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27.12.2015, Cape Town, Room 311

Seite 64–65

27.12.2015, Cape Town, Room 311

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04.02.2016, Nairobi, Room 1314

Seite 68–69

04.02.2016, Nairobi, Room 1314

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22.02.2016, Venice, Room 606

Seite 68–69

22.02.2016, Venice, Room 606

Bild vergrößern (Seite 68–69)(Abbildung © Roger Eberhard)
02.03.2016, Tel Aviv, Room 1306

Seite 70–71

02.03.2016, Tel Aviv, Room 1306

Bild vergrößern (Seite 70–71)(Abbildung © Roger Eberhard)

Die Abläufe sind klar. Ankommen, einchecken, zurücklächeln. Dann Schlüssel oder Chipkarte entgegennehmen, sich die Abläufe erklären lassen und ab zum Zimmer. Was sich nach Routine liest, war für Roger Eberhard Anlass zu einem globalen Fotoprojekt und für den Autor Benedict Wells eine Zeitreise.
"Als ich ein Kind war, habe ich Hotels geliebt. Die Klimaanlage und den modernen Fernseher mit den vielen Kanälen," schreibt er im Einleitungstext.
Auch als Erwachsener beschäftigt ihn das Thema Hotel, denn "ist es nicht schön, sich abends auf sein perfekt gemachtes Bett zu legen und auf eine verheißungsvoll im Dunkeln glitzernde Stadt zu blicken?"
Selbstverständlich, aber als Alleinreisender kann der Blick hinaus schnell zur Metapher für Einsamkeit werden. Niemand da mit dem man die Schönheit des städtischen Lichtkleids teilen kann. Da wirkt auch die Perfektion der Abläufe einer Hotelmaschinerie trostlos, eben weil vieles wiedererkennbar und standardisiert ist. Ankommen, einchecken, zurücklächeln. Und trotzdem urlauben wir in anderen Ländern, reisen in unbekannte Städte und investieren viel Zeit und Energie in die Suche nach der richtigen Unterkunft in der Fremde – oft in der gleichen Kette, der gleichen Marke. Weil sie einem vertraut ist. Die vermeintliche Nähe in der echten Weite. Daraus entwickelte Roger Eberhard seine Hotelmission, genauer: die fotokünstlerische Auseinandersetzung mit der Norm und der Schablonhaftigkeit eines globalen Hotelkonzerns. Dazu reiste er auf alle fünf Kontinente und buchte in 32 Städten stets das Standarddoppelzimmer im Hilton-Hotel. Dort fotografierte er die Innengestaltung mit Doppelbett, Mobiliar und Fenster. Immer mit dem Bett auf der rechten Seite. Die Resultate finden sich in seinem Bildband "Standard" ebenfalls rechts (herausgegeben vom Züricher Verlag Scheidegger & Spiess). Zum Hotelzimmerbild positioniert er auf der linken Seite der durchgehend doppelseitig angelegten Kompositionen die Aussicht auf die jeweilige Stadt aus dem Fenster des Hotelzimmers.
Der Amerikaner Conrad Hilton war die prägende Figur der internationalen Standardisierung des Hotelbetriebs. Zwischen 1949 und 1966 eröffnete er 17 Luxushotels im Ausland, Motto: "Jedes unserer Hotels ist ein kleines Amerika." Die Standardisierung erfüllte zwei Funktionen: Raumnutzung, Arbeitsprozesse und Ressourcenverbrauch konnten effizienter und wirtschaftlicher gestaltet werden. Gleichzeitig konnte man den Reisenden amerikanischen Komfort garantieren, der damals beispiellos war. "Ab sofort gehörten Klimaanlage, Radio, Fernseher und eine Eiswasserleitung zur Grundausstattung eines jeden Zimmers", so Franziska Solte in ihrem Text "Standard".
Dass die Bilder in Zimmern des Hiltons entstanden sind, ist auf den ersten Blick nicht erkennbar. Weder an der Architektur noch an Farben oder Formen. Wahrscheinlich können das nur absolute Hiltonisten erfassen. Die Fotografien erzählen über die Themen Austauschbarkeit und Normierung hinaus einiges über die jeweiligen Orte. Links: Stadtlandschaften, Parkanlagen, Straßen. Rechts die Boxspringbetten, Polster, Gediegenheit. Die dokumentarisch-meditative Präzision von Eberhards Arbeiten verstärken Irritation und Erkenntnis: eine uniforme Welt mit Drang zur Individualität. Zumindest im Hiltonuniversum.

Verlag Scheidegger & Spiess

Roger Eberhard – Standard

Verlag Scheidegger & Spiess

Bild vergrößern (Roger Eberhard – Standard)(Abbildung © Roger Eberhard)

»Jedes unserer Hotels ist ein kleines Amerika.«

Conrad Hilton, Gründer der Hilton-Hotelkette

"Roger Eberhard – Standard"

32 Städte, fünf Kontinente, ein Hotelzimmer: Standard. Erschienen bei Scheidegger & Spiess. Fotografien von Roger Eberhard. Texte von Franziska Solte, Benedict Wells und Nadine Wietlisbach. 1. Auflage, 2016. Text in Deutsch und Englisch. Gebunden, 88 Seiten, 128 farbige Abbildungen, 32.5 x 28 cm, ISBN 978-3-85881-528-6

Roger Eberhard

Geboren 1984, Ausbildung als Fotograf am Brooks Institute of Photography in Santa Barbara (USA) und an der Zürcher Hochschule der Künste ZHdK. Verleger des Schweizer Fotobuchverlags b.frank books.

Franziska Solte

Kunsthistorikerin und wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Humboldt-Universität zu Berlin.

Benedict Wells

Geboren 1984, lebt als Schriftsteller in Berlin. Es erschienen u. a. Becks letzter Sommer (2008), Spinner (2009) und Vom Ende der Einsamkeit (2016).

Nadine Wietlisbach

Kuratorin und Publizistin und seit 2015 Direktorin des PhotoforumPasquArt in Biel / Bienne.