Architekturüberraschungen an der Weichsel – Skyline mit Stachel
Kaum eine Ecke der Stadt, von der aus er nicht zu sehen wäre. Der Kulturpalast, nach wie vor Polens höchstes Gebäude, stemmt seine Baumasse auf über 230 Meter Höhe. Als "Stalins Stachel" empfanden viele Warschauer in den vier Jahrzehnten kommunistischer Herrschaft das kolossale Gebäude, das die Sowjets in einer Rekordzeit von drei Jahren bis 1955 errichten ließen. Sie setzten damit ihr Zeichen in einer zu über achtzig Prozent durch die Nazis zerstörten Metropole, in der die Polen selbst zuvor ihre Altstadt wieder errichtet hatten.
Inzwischen ist der Umgang mit diesem Hauptwerk des Sozialistischen Klassizismus gelassener. Mehr als dreitausend Räume haben hier Platz: Kongresshallen, Kinos, Theater und Museen, die selbst schon wieder museal wirken, Büros für etablierte Firmen und junge Kreative, Restaurants, ein Schwimmbad, ein Jugendzentrum und ein Kasino. Das alles prachtvoll verziert und ausgeleuchtet.
Das Beste aber ist der Rundumblick im dreißigsten Stock. Was immer in Warschau gebaut wurde oder gerade entsteht, lässt sich von hier erfassen: der Boom an Hochhäusern in unmittelbarer Nähe des Kulturpalastes, der Riegel sozialistischer Bauten entlang der zentralen Achse der Marszalkowska-Straße, die Altstadt an der Weichsel oder ein Juwel wie die neue Universitätsbibliothek mit ihrem einladenden Dachgarten.
Vom Kulturpalast zum Wissenschaftszentrum Kopernikus und zur Universitätsbibliothek nach nur zwei U-Bahnstationen.
Palast der Kultur und Wissenschaft (Pałac Kultury i Nauki, PKiN)
Geplant von Lew Wladimirowitsch Rudnew, am 22. Juli 1955 eingeweiht. Inklusive der vergoldeten Nadel an der Spitze: 230, 68 Meter Höhe. Die Aussichtsterrasse im 30. Geschoss gehört zum obligatorischen Programm jeder Warschaureise. Die Terrasse ist täglich von 10–20 Uhr geöffnet. Weitere Infos siehe Website.
Universitätsbibliothek Warschau (Biblioteka Uniwersytecka w Warszawie)
Eine Bücher- und Zeitschriftensammlung, 1816 für die Lehrenden und Studierenden der Universität Warschau gegründet. Nach einer Gebäudenutzung auf dem Universitätscampus erhielt die Einrichtung einen Neubau, der im Stadtteil Powiśle nach Plänen von Architekten Marek Budzyński und Zbigniew Badowski errichtet und 1999 eingeweiht wurde. Das Gebäude besteht aus einem vierstöckigen Hauptblock und einem niedrigen Frontgebäude mit einer dazwischenliegenden Passage. Auf dem Dach wurde nach Plänen der Landschaftsarchitektin Irena Bajerska ein botanischer Garten mit einer Fläche von 1,5 ha angelegt und am 12. Juni 2002 eröffnet. Es ist einer der größten Dachgärten in Europa.
Kopernikus Wissenschaftszentrum (Centrum Nauki Kopernik)
Ein nach Nikolaus Kopernikus benannter Gebäudekomplex am westlichen Weichselufer und der Förderung des Wissens gewidmet. 2010 eröffnet und nach den Plänen des Architektenteams „RAr-2 Laboratorium Architektury“ Gilner + Kubec gebaut. Die Besucher können selbständig Experimente durchführen, die die Grundgesetze der Naturwissenschaften erklären. Das Zentrum ist ein gemeinschaftliches Vorhaben der Hauptstadt Warschau, des Ministeriums für Wissenschaft und Hochschulwesen sowie des Ministeriums für Nationales Schulwesen. Öffnungszeiten: siehe Website.