Neue Stadtquartiere, Kongresszentren, Veranstaltungsorte: Frischer Ostwind – Architektur in Regensburg
Regensburg. Deutschland. Anzeige. Regensburg: das ist Mittelalter, UNESCO-Weltkulturerbe und italienisches Flair nördlich der Alpen. Denkste. Es gibt auch ein anderes Regensburg außerhalb der historischen Klischees. Unter anderem auf den alten Industriebrachen jenseits der Ostnerwacht entstehen derzeit die jungen Stadtquartiere: frisch, modern und luftig. Ein Grund für uns vorbeizuschauen und die Entwicklung der Stadt hin zu einem Tagungs- und Kongressstandort zu sehen. Der Abschluss unserer Regensburg-Reihe.
Regensburg wächst. Neben den etablierten Hochschulen haben sich in den letzten Jahrzehnten eine Menge international bedeutender Unternehmen in der Stadt niedergelassen. Das erhöht auch den Druck auf den Wohnungsmarkt. So wird gebuddelt, gebaggert und gebaut. Eigentlich überall rund um das historische Zentrum: Brandlberg, Burgweinting, Dörnberg oder das Nibelungen-Areal im Südosten. Mal mehr und mal weniger gelungen. Zu den besonders ambitionierten Quartiersentwicklungen zählen das Marina Quartier mit dem Marinaforum am Westhafen und das Candis Areal auf dem Gelände der ehemaligen königlichen Zuckerfabrik im Neuen Osten der Stadt.
Marina Quartier
"Auf dem großzügigen Gesamtareal von rund sieben Hektar werden bis 2018 ca. 450 Stadthäuser und Wohneinheiten sowie ca. 350 Arbeitsplätze entstehen", so die Ankündigung des österreichischen Projektentwicklers CA Immo. Entspannt soll es zukünftig zugehen auf dem Gelände des ehemaligen Städtischen Schlachthofs, mit ausgedehnten Freiflächen, viel Grün und ordentlich Wasser. Autos spielen hier bisher nur eine untergeordnete Rolle. Zwischen den bereits fertiggestellten hellen Häuserzeilen grünt es. Gepflastert sind hier nur die Fußwege, Terrassen und kleinen Kinder-Spielflächen. Ein innerstädtisches, gut situiertes Idyll, aufgeräumt und clean.
Herzstück und Anker des Marina Quartiers ist das Neue Forum. In den Mauern des ehemaligen Städtischen Schlachthofes entsteht derzeit Regensburgs neues Tagungs- und Kongresszentrum. Die Dimensionen sind vergleichsweise bescheiden, der Anspruch ist groß. Planer und Bauherren setzen auf maximale Nachhaltigkeit: denkmalgerecht, barrierefrei, Green Building zertifiziert und emissionsarm geht es zu und natürlich nur in Kooperation mit regionalen Partnern.
"tradition goes future"
... so das Motto der Regensburg Tourismus GmbH. Mit der Eröffnung des neuen Marinaforum stehen ab kommenden Mai der Stadt neben der historischen Tagungsflächen im Salzstadel, dem Runtingerhaus und dem Thon-Dittmer-Palais weitere rund 4.200 Quadratmeter zur Verfügung. Der Ort atmet Geschichte. Die ehemalige Großviehmarkthalle war über hundert Jahre für Ostbayern von enormer wirtschaftlicher Bedeutung. Der Bau des Schlachthofes begann 1888 am östlichen Stadtrand. Er steht für den Anfang der Regensburger Industrialisierung der Gründerzeit. Erst in den 1990er Jahren wurde er Schritt für Schritt stillgelegt. Die zentralen Baukörper werden von besonderen Holzdecken überspannt. Die sogenannten Zollingerdecken sind einige der wenigen erhaltenen in ganz Deutschland. Benannt sind sie nach dem deutschen Architekten Friedrich Reinhard Balthasar Zollinger, der die stützenfreie Lamellen-Leichtbauweise Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelt hatte. Die Regensburger Großviehmarkthalle wurde 1927 errichtet. Heute steht die Deckenkonstruktion unter Denkmalschutz. Auf meiner Baustellenführung kommt Klaus Blobner, Leiter des Veranstaltungsmanagements Regensburg Tourismus, richtig ins Schwärmen: "Es ist schon etwas ganz besonderes bei der Planung und Realisierung seines zukünftigen Arbeitsplatzes von Anfang an dabei zu sein, noch dazu, wenn es so ein architektonisch herausragendes Gebäude ist!" In der Schlussphase sei er fast täglich vor Ort. Besonders wichtig sei ihm dabei die gute und partnerschaftliche Zusammenarbeit mit den Handwerkern und Fachplanern. "Nur so managt man ein erfolgreiches Projekt! Das vergessen viele." Ich kann seine Begeisterung teilen. Das Ensemble mit seinen leicht gebogenen Tonnengewölben und Vierungen ist bemerkenswert. Ganz leicht scheinen sie über dem Ziegel und Beton zu schweben. Die historischen Lamellen wurden mit gebürsteter Fichte neu eingedeckt. Die übrigen Materialien treten in den Hintergrund. Weißer Putz, hellegrauer Beton und dunkelgrauer Stahl kommen zum Einsatz. Der Boden wird mit Industrieparkett bekleidet: Eiche natur. Noch ist die Anlage im Bau. Die architektonische Kraft entscheidet sich wie so oft erst im Finish. Ich bin gespannt.
Strahlend weiß wie Würfelzucker stapeln sich die Wohnhäuser im neuen Quartier "Candis". Bis zum 1. Juli 2017 wird hier agglomeriert. Dann ist endgültig Schluss. Die alten Industrieanlagen bilden dann nur noch eine romantische Kulisse. Seit 1899 wurde an der Straubinger Straße Zucker produziert. Zukünftig wird hier gewohnt und nur noch entspannt gearbeitet. Den städtebaulichen Masterplan für das CO2-neutrale Quartier entwickelte das renommierte Münchener Büro Auer Weber Architekten. Ihr leitender Konzeptgedanke war die Schaffung eines großzügigen Landschaftsparks mit eingestreuten Baukörpern. Das "Candis Quartier" soll so das bisher fehlende Freiraumangebot in der Umgebung sinnvoll ergänzen. Die Planer fügten den luftigen Wohnpark an den vorhandenen übergeordneten Grünzug Pürkelgutweg und ermöglichten dadurch eine direkte Fuß- und Radwegeverbindung bis ins historische Zentrum.