
"Die Altstadt von Regensburg ist ein herausragendes Beispiel für eine binneneuropäische mittelalterliche Handelsstadt, deren historische Entwicklungsstufen gut erhalten sind. Vor allem die Entwicklung des Handels vom 11. bis zum 14. Jahrhundert wird dadurch außergewöhnlich gut veranschaulicht."
UNESCO Welterbe-Komitee, 2006
Die Pforte als Zeitmaschine: Altstadt Regensburg mit Stadtamhof
Mailand, Moskau und das Marmara-Meer in der Oberpfalz? Wenn die altehrwürdigen Gemäuer reden könnten, würden sie von diesen und anderen fernen Ländern und Orten flüstern. Sie würden von Kaufleuten aus Böhmen berichten, von Emporkömmlingen und Emissären, von mächtigen Geistlichen und politischen Gnomen, von Tragik und Triumpfen der Thurn und Taxis und immer wieder: von den Gewässern, dem langgezogenen Tal und seinen fruchtbaren Ebenen, den sanften Landschaftsschwüngen. Kurz, die Steine würden schwärmen und felsenfest behaupten: Regensburg, die schönste, kleinste Großstadt, in der ich überhaupt landen konnte.
Für Reisende des 21. Jahrhunderts ist die Ankunft in der Romanik- und Gotik-Stadt zunächst unspektakulär. Wer mit der Bahn anreist, wird erst entlang viel befahrenen Wegen und westdeutsch-typischen Einkaufsstraßen stückweise in den städtischen Schatz geführt. Wer als Motorisierter aus dem Norden kommend über die Nibelungen- oder die Eiserne Brücke fährt, ahnt bereits wie wichtig die Wasserwege für den Wohlstand waren. Die Stadt liegt am nördlichsten Punkt der Donau und an den Mündungen der Nebenflüsse Naab und Regen. Mehrere Naturräume in Form von Höhen, Hügeln und Ebenen prägen Stadt und Umgebung zu einer so genannten Pfortenlandschaft.
Wir reisen zum Kern dieses Portals, zurück in die Geschichte. Hier sind Autos, Motorroller und Smartphone-Menschen nur Staffage. Der Star ist die "Altstadt Regensburg mit Stadtamhof".
"Regensburg war ein wichtiger Umschlagplatz auf den kontinentalen Handelsrouten nach Italien, Böhmen, Russland und Byzanz. Zudem hatte die Stadt vielfältige Verbindungen zu den interkontinentalen Seidenstraßen. Dies ermöglichte einen wichtigen Austausch kultureller und architektonischer Einflüsse, die das Stadtbild bis heute prägen."
UNESCO Welterbe-Komitee, 2006
Das Mediterrane wie das Osteuropäische scheint man in dem Ensemble tatsächlich zu spüren und wer das nicht tut: an der Internationalität des Stadtbildes und der zahlreichen Besucher*innen kommt man nicht vorbei. Bemerkenswert: die vielen Cafés, Bars und Restaurants, Fachgeschäfte und feine Boutiquehotels, dicke Mauern und enge Gassen und immer wieder: die Donau. Hinzu kommt eine Jugendlichkeit, die ich einer über 1.800 Jahre alten Donaudame nicht zugetraut hätte. Aber das 179 n. Chr. gegründete römische Legionslager Castra Regina (Lager am Regen) hat sich ab 1100 nicht nur zu einer blühenden Handelsmetropole entwickelt, sondern war auch lange politisches und diplomatisches Zentrum des Heiligen Römischen Reichs. So ein bewegtes Stadtleben hält zwar frisch, vor allem aber sind es heute die über 31.000 Studierenden, die das Erscheinungsbild der Gassen und Plätze der 160.000–Einwohner-Stadt so jugendlich macht.
Die Stadt hat insgesamt über 1.500 denkmalgeschützte Gebäude, davon sind fast 1.000 im historischen Kern des Ensembles. Neben der studentischen Frische kommt die Verknüpfung der historischen Bausubstanz mit heutigem Handel. Es gibt über 400 Einzelhandelsbetriebe der insgesamt 600 Geschäfte mit innovativen, traditionellen oder einzigartigen Konzepten, seien es Hutmacher, Papeterien, Spielzeug- oder Schuhhersteller. Jahrhundertealte Kreuzrippengewölbe und Bogengänge auf diese Weise zu nutzen, macht Regensburg nicht nur zur größten mittelalterlichen Stadtanlage nördlich der Alpen, sondern auch zu einem sehr lebendigen und real gewordenen Kunstgeschichtsplatz, zu einem Anschauungsbeispiel für romanische und gotische Architektur – wie Bern, dem es als UNESCO-Welterbestätte ähnlich gelungen ist die Jetztzeit mit seiner mittelalterlichen Struktur zu verbinden.












"Entwerfen bedeutet Suchen, Lösungen sind immer Zwischenschritte. Diese Arbeitsweise wird von unseren Bauherren, kooperierenden Fachleuten und Mitarbeitern nicht nur geschätzt sondern eingefordert. Als exemplarische Beispiele für diese Vorgehensweise können die Kirchen St. Franziskus, Regensburg (2004) und St. Marien in Schillig (2012) verstanden werden ..."
Königs Architekten
Aufbruch mit dem Alten: Dom St. Peter und moderner Sakralbau
Das gesamte Welterbe-Ensemble erstreckt sich auf über 183 Hektar. Das entspricht der Ausdehnung der Stadt um 1320. Die dichte Bebauung der Altstadt stammt aus dem 12.–14. Jahrhundert. Charakteristisch für die Romanik sind Chorumgänge der Kirchen mit Reliquien, wuchtigen Mauern und massiven Steingewölben auf mächtigen Säulen. Unter Einfluss islamischer und christlicher Bautraditionen übernahmen die Baumeister, die oft auch Maurer waren, einige Formen aus dem Römischen Reich und entwickelten diese mit Blendarkaden, Steinmetzarbeiten und kraftvoller Größe zu einer wehrhaft-selbstbewussten Architektur weiter. Nach dem eher Düsteren und Strengen der Romanik kam das Helle und Luftige der Gotik. Und das Göttliche. Denn um eben diesem Überwesen näher zu sein, baute man die höchsten Gewölbe und Türme, die damals technisch möglich waren. Der Strebebogen ist das Herzstück der Gotik. Mit ihrer Hilfe konnte man die Wände der Kathedralen entlasten und Gewicht auf weit abgespreizte Strebewerke ableiten. Ein weiteres wichtiges Kennzeichen: die Figuren und Formen über den Kirchenschiffen und an den Außenmauern.
Am Dom St. Peter sind es Löwen, Affen, Dämonen, Heilige und eine Sonnenuhr. Die 105 Meter hohe Kirche ist ein Hauptwerk der gotischen Architektur in Süddeutschland und hatte mehrere Vorgängerbauten. Vermutlich begann der Bau nach 1260. 1520 gab es den ersten Abschluss. 1872 folgte der Ausbau der Turmhelme der Querhausgiebel. Die letzte Renovierung des Innenraums gab es von 1985–1988. Der Dom ist in den Sommermonaten ab 6.30 Uhr geöffnet. Ich empfehle den Besuch in den frühen Morgenstunden. Nur Wenige sind dann in der 86 Meter langen Kirche und man hat das Licht der Buntglasfenster und die Ausdruckskraft der Plastiken fast für sich allein. Bis dann wahlweise eine Gruppe sportlicher Silver Surfer in Radlermontur oder eine Selfie-Schülerhorde in das Langhaus einfällt. Während der Dom als Gotik-Solitär im Zentrum ruht, gibt es außerhalb der Stadt zwei Sakralbauten, die nach dem Motto "Modern, ohne neumodisch zu sein" entstanden und ausgerichtet sind.
Die Kirchen St. Peter und St. Franziskus sind 2003 bzw. 2004 fertiggesellt worden und etwa 20 Autofahrminuten von der Stadtmitte entfernt. Für beide Gebäude haben die Architekten Formen und Räume geschaffen, die zu den Anforderungen ihrer wachsenden Gemeinden passen und Lösungen gefunden, die unserer Zeit entsprechen ohne Tradition und Umgebung zu negieren.
Das Kölner Büro Königs Architekten realisierte für 5,8 Millionen Euro das katholische Pfarrzentrum St. Franziskus mit Turm, Pfarrheim und Pfarrhaus. Während die Kirche als weißer Klotz daher kommt, überrascht das Innere mit Bewegung und Spannung. Die kastenförmige Zurückhaltung des Äußeren löst sich hier mit einer freien Geometrie des Grundrisses und der ovalen Decke auf: kraftvoll, sinnlich, gelassen.
Für die Pfarrei St. Peter in Wenzenbach bei Regensburg wählten die Brüder Christian und Peter von Brückner & Brückner Architekten das Motiv der Seefahrt. Der schiffsförmige Grundriss verweist auf den Kirchenpatron. Der Heilige Petrus war ein Fischer und von Jesus zum Menschenfischer erkoren worden. Wie ein Schiffsrumpf ragt der Erweiterungsbau aus der alten Kirche hervor. Der Aufbruch kann nicht ohne das Alte stattfinden. Die Westseite des Altbaus und die gesamte Erweiterung sind mit 15 Meter hohen Holzlamellen verkleidet. Die Integration des Alten im Neuen zeichnet die Arbeiten von Brückner & Brückner aus Tirschenreuth und Würzburg aus, so auch die preisgekrönte Umgestaltung des Würzburger Hafenspeichers (1999–2002) zum Museum und Veranstaltungszentrum "Kulturspeicher".




















"Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt, fährt durch das Meer der Zeit ..."
Kirchenlied
Reichtum und Redewendungen: document Reichstag und Schloss Emmeram
Religion und Handel sind Teil der Regensburger DNS wie Politik und Monarchie bzw. die Mischung aus diesen Elementen, beispielhaft am document Reichstag und dem Schloss St. Emmeram zu sehen. Beides Orte mit großer Geschichte. Im Alten Rathaus tagte von 1663–1806 der "Immerwährende Reichstag". Regensburg war fast 150 Jahre die Bühne der deutschen und internationalen Politik. Die Besprechungs- und Versammlungsräume sind weitgehend im Original erhalten. Dass Holz wie Stein ebenso geschichtsträchtig sein kann, zeigt sich an den Verzierungen und Furnieren. Tanne, Kiefer und Esche wurden in den Räumen und Sälen verbaut. Wenn Holz reden könnte, würden sie von Intrigen und Machtkämpfen, von ihren Ursprüngen in Ungarn wie der pfälzischen Region berichten. Der beeindruckendste Raum ist der Reichssaal. Der 22,5 Meter lange und 15 Meter breite Raum ist säulenfrei. Die verstärkte Holzdecke ist freihängend und gibt dem Raum mit der Dekorationsmalerei des 16. Jahrhunderts und dem Kaiserthron eine lichte Großzügigkeit. Auf diese baukonstruktive Weise verstärkt der Saal seine Wirkung. Die Architektur unterstreicht die Bedeutung. Hier kamen die höchsten Vertreter des Reichs zusammen: die Kur- und Reichsfürsten und Reichsstände. Der Immerwährende Reichstag brachte der Stadt Renomee und uns alte Redewendungen, die nichts an Aktualität verloren haben.
Kaiser und Regenten warfen aus dem Erkerfenster des Rathauses Münzen auf das wartende Volk. Folglich heißt es seitdem: "Das Geld zum Fenster hinauswerfen".
"Etwas auf die lange Bank schieben" ist nicht nur ein altertümlicher Begriff für die heutige Prokrastination, sondern hatte seinen Ursprung von den langen Bänken, auf denen die Gesandten saßen und debattierten. Stichwort Diskussionen: da der runde Verhandlungstisch mit einem grünen Tuch bedeckt war, hieß es fortan: "Etwas am grünen Tisch entscheiden". Und da sich Katholiken und Protestanten damals nicht immer grün waren (nein, keine Schöpfung jener Zeit) und nicht nebeneinander sitzen wollten, erhielten die norddeutschen Protestanten einen eigenen Platz. Die Katholiken machten daraus den "Ketzertisch" aus dem der "Katzentisch" wurde.
Anderes aus der Ära des Immerwährenden Reichstag hat es ebenfalls in unsere Zeit geschafft, wenn auch aus anderen Gründen. Das kleine Kurfürstenzimmer (das natürlich nicht so klein ist) wird heute vom Standesamt als Trauungszimmer genutzt.
Bloß nicht "auf die lange Bank schieben", wenn man "das Geld zum Fenster hinauswirft."
Regensburger Redewendungen
A propos Regenten und Redewendungen: im Schloss St. Emmeram "ist alles in Butter" und "die Wände haben Ohren". Die zwei Formulierungen haben ihren Ursprung zwar nicht in Regensburg, waren für das Schloss aber sehr prägend. Wenn wertvolle Gläser aus Venetien nach Deutschland transportiert wurden, zerbrachen viele auf dem Weg. Die Lösung: Händler legten die teure Ware in Fässer und füllten diese mit heißer, flüssiger Butter auf. Nachdem die Butter sich abgekühlt hatte und fest geworden war, überstanden die Gläser den holprigen Kutschenweg. Und Katharina von Medici (1519–1589) ließ angeblich Horchkanäle in die Wände des Pariser Louvre einbauen, um ihre protestantischen Rivalen zu belauschen und um so die Informationen gegen ihre Gegner zu verwenden.
Warum das für das Schloss St. Emmeram wichtig ist? Weil sowohl die Butter für den Umzug der Familie von Thurn und Taxis aus Frankfurt am Main nach Regensburg als auch der Lauschangriff wichtige Themen waren. Seit 1812 ist der Gebäudekomplex des ehemaligen Reichsstifts St. Emmeram die Hauptresidenz der Fürsten von Thurn und Taxis. Bei der Führung durch das Schlossmuseum erfahre ich, dass die Kristalllüstern im Esszimmer eine Tonne wiegt und mittels sicherer Butterfahrt vom Main an die Donau gelangte. Dass die Dienerschaft durch enge Gänge in den Wänden gehen und kriechen musste, um den Herrschaften und feinen Damen den Anblick eben dieser arbeitenden Lakaien zu ersparen. Dass es meistens die Frauen des Clans waren, die für politisch-gesellschaftliches Gewicht sorgten (oder auch Skandale). Dass auch arrivierte Generalpostmeister der Kaiserlichen Reichspost und Prinzipalkommissare (Vertreter des Kaisers) beim Immerwährenden Reichstag nicht vor großen Umbrüchen gefeit waren und deshalb stark umdisponieren mussten (heute gilt die Familie nach dem Verlust der Postrechte als größter, privater Grundbesitzer Deutschlands).
Der Museumsbereich "Kreuzgang St. Emmeram" wiederum ist fern der höfisch-barocken Pracht der Adeligen. Mit der mittelalterlichen 1000-jährigen Mönchswelt des Benediktinerordens und der romanisch-gotischen Baugeschichte bildet er den asketischen Gegensatz zu den Prunk- und Repräsentationsräumen.










"Wo die Donau den nördlichsten Punkt ihres Laufes erreicht und die Vorberge des Bayerwaldes den Strom nach Südosten drängen, liegt Regensburg, die Römerstadt, älteste bayerische Hauptstadt, Reichsstadt. Der immer wieder zitierte Satz Goethes ' … die Gegend mußte eine Stadt hierherlokken", trifft die topographische und verkehrsgeographische Lage Regensburgs umfassend."
Karl Bauer (1922–2002), Hauptschulrektor, Regensburger Heimatforscher und Autor des Standardwerkes "Regensburg"
Museal und modern: KOG, Nachkriegsmoderne und Neues in der Altstadt
Vom Schlossmuseum zum größten Kunstmuseum im ostbayerischen Raum: das Kunstforum Ostdeutsche Galerie (KOG) zeigt Werke bildender Künstler*innen, die einen biografischen oder inhaltlichen Bezug zu den historischen deutschen Siedlungsgebieten in Mittel- und Südosteuropa haben. Ein Alleinstellungsmerkmal, denn keine andere Institution in Deutschland widmet sich diesem Thema. Das Museum mit insgesamt 2.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche ist in einem Gebäudeensemble im Stadtpark am westlichen Altstadtrand von Regensburg. Der Jugendstilbau (1910) wurden in den 1970ern großzügig erweitert. Auffällig: die Installation “Venceremos/Sale” (2006) der tschechischen Künstlerin Magdalena Jetelová mit den vier roten Säulen des Eingangsportals.
Ebenso einzigartig wie die Ausrichtung des KOG wird das Museum der Bayerischen Geschichte. Im Auftrag des Freistaates Bayern soll das Projekt 2018 fertiggestellt werden. Es soll die Geschichte des modernen Bayern vom Königreich zum Freistaat mit Schwerpunkt auf der Verfassungs- und Demokratiegeschichte präsentieren. “Typisch bayerische” Phänomene und Eigenarten wie Sprache, Brauchtum, Natur und Architektur werden in Kulturkabinetten gezeigt. Das Frankfurter Büro woerner traxler richter gewann den Wettbewerb, an dem sich über 250 Büros aus dem In- und Ausland beteiligt hatten. Im Konzept ist viel von Integration, Verbindung und Transparenz die Rede. Die Visualisierungen zeigen einen skulptural wirkenden Zurückhaltungsbau mit lamellenartigen Fassaden, der sich zu mehreren Seiten hin öffnet.
Weder bescheiden noch zahm erscheinen in der Innenstadt mehrere (post)moderne und zeitgenössische Bauten. Auch sie sind ein Spiegel der Ansprüche und Realitäten der jeweiligen Zeit, seien es die ausdrucksvollen 1960er- und 1970er-Jahre oder die hochwertige Behutsamkeit der neuen Architektur ab 2000.
Sehr auffällig und bei vielen Regensburgern unbeliebt und populär zugleich: das ehemalige Horten-Kaufhaus (heute Galeria Kaufhof), eine stark frequentierte Einkaufshochburg, das mit seiner abstrakt-wehrhaft wirkenden Gestaltung tatsächlich etwas Burgartiges hat. Für den Neubau des Komplexes ab 1972 wurden mehrere historische Häuser abgerissen und Plätze überbaut.
Gegenüber der Kaufhofbastion erhebt sich auf dem St. Kassiansplatz das 2000 fertig gestellte und von MGF Architekten GmbH Stuttgart entworfene Textilkaufhaus auf drei Ebenen. In seiner Gleichförmigkeit ist er vor allem mit dem Natursteinmauerwerk deutlich zurückgenommener als das Kaufhaus gegenüber, aber keineswegs gemäßigter. Dafür sind Klarheit und Kante zu expressiv.
Ausdrucksstark ist auch der Schreiner Store in der Schwarze-Bären-Straße. Gegründet 1874 ist das Traditionshaus eins der ältesten Unternehmen der Stadt und hat mit der Beton-Ohren-Fassade eine auffällige Stätte, entworfen von Karl Schmid.
Das “Parkhaus Petersweg” vom Regensburger Büro dp architekten ist ein Neubau, der ein baufälliges Parkhaus ersetzt hat. Damit der Neubau als Gesamtwerk und nicht als Anlage mit 14 Einzelgebäuden wirkt, wählten die Planer mit einem witterungsbeständigen Dolomit einen Naturstein aus der der südlichen Frankenalb. Die offenen Fugen dienen der Durchlüftung des Parkhauses.
Diese Beispiele zeigen, dass Regensburg nicht den Weg der historisierenden und auf alt getrimmten Architektur nimmt. Auf die kleinteilige, mittelalterliche Stadtanlage sollte selbstverständlich Rücksicht genommen werden und ist sicherlich eine der Stärken des Zentrums. Große Teile der mittelalterlichen Anlage sind in außergewöhnlicher Geschlossenheit geblieben, bedingt durch den Niedergang der Handelsstadt im Spätmittelalter als kaum noch gebaut wurde. Hinzu kommt, dass Regensburg sowohl während des Zweiten Weltkriegs von Bombenangriffen als auch in den Wirtschaftswunderjahren der BRD von einer Tabula rasa-Stadtplanung verschont blieb. Während anderswo für autogerechte Betoncities großzügig abgerissen wurde, blieb in Regensburg alles beim Alten. Heute besitzt die Stadt den größten zusammenhängenden Bestand an romanischer und gotischer Architektur nördlich der Alpen. Etwa 12.000 Menschen leben und arbeiten in der Kernzone des Welterbes – ein vitaler Raum, der zeigt, dass diese Altstadt kein Open Air-Museum voll mit alten Steinen, Hölzern und noch älteren Geschichten ist. Für den Erhalt und die zeitgemäße Weiterentwicklung dieses Areals ist Augenmaß, Rücksichtnahme und Offenheit nötig. Auch mit Museumsneubauten. Womit wir wieder bei der Schweizer Hauptstadt Bern sind, dem die Neu-trifft-Alt-Verbindung auch gelungen ist. Wenn man die Steine fragen würde, wären Ziel und Antwort klar: haltet die wundersamen Geschichten von Italien, Böhmen, Russland und Byzanz in Ehren. Und baut schöne neue Architektur, die passt und gleichzeitig das 21. Jahrhundert repräsentiert.











Details und Deutung: Ensemble Altstadt und Stadtamhof



















"Regensburg liegt gar schön. Die Gegend mußte eine Stadt herlocken ..."
Johann Wolfgang von Goethe