Messner Mountain Museum Firmian – Der Zauberberg
Auf Reisen / Reportage:Südtirols Erbe an Burgen und Schlössern ist reich. Eines der mächtigsten Bollwerke aus dem späten Mittelalter erhebt sich im Südwesten von Bozen auf einem Felsplateau über der Etsch und der Schnellstraße nach Meran. Schloss Sigmundskron, ein geschichtsträchtiger Ort und lange eine verfallende Festung, hat zu einem neuen Leben gefunden, seit die Südtiroler Landesregierung gegen heftige Widerstände Reinhold Messner hier ein Bergmuseum einrichten ließ. Mit rund acht Millionen Euro hat der Südtiroler Baumeister Werner Tscholl, berühmt für sein Bauen auf Gebautem, die Mauern gefestigt und mit behutsamen Einbauten, die nirgends die markante Silhouette von Sigmundskron stören, mehr als tausend Quadratmeter Ausstellungsfläche geschaffen. Der puristische Einsatz von Glas und Stahl, oft mit edel rostenden Oberflächen aus Corten, verträgt sich vorzüglich mit den groben Blöcken des alten Mauerwerks. Alles verschraubt, nichts verschweißt, denn der Architekt will, dass ein Rückbau ohne Schäden möglich ist. Reinhold Messner hat auf Sigmundskron das Herzstück seiner sechs über Südtirol verteilten Messner Mountain Museums erschaffen. Im Marketing wohl bewandert, hat er dafür den alten Namen der Burg gewählt, weil Firmian sich von fremden Zungen besser aussprechen lässt.
"Der verzauberte Berg" hat Messner MMM Firmian genannt. Der leidenschaftliche Sammler möchte mit ausgesuchten Exponaten davon erzählen, wie die Berge den Menschen berühren und verändern. Religiöse Artefakte, Zeugnisse des Alpinismus, Gemälde, Plastiken und Fotos schaffen mit der alten und neuen Architektur auf Schloss Sigmundskron ein Gesamtkunstwerk, das bestimmt verzaubern kann.
Messner Mountain Museum Firmian
Das von Reinhold Messner initiierte Messner Mountain Museum umfasst eine sechsteilige Museumsstruktur, wobei jedes Haus, wie ein Satellit, jeweils einem Teilthema gewidmet ist. Im Zentrum steht dabei das Museum in Schloss Sigmundskron bei Bozen (MMM Firmian), in dem es um die Entstehung, Besteigung und Verwitterung der Berge geht. Weitere Orte und Teile sind: MMM Juval, MMM Dolomites, MMM Ortles, MMM Ripa, MMM Corones. Die Messner Mountain Museen sind weder klassische Kunst- noch Naturkundemuseen, sondern sind interdisziplinär ausgerichtet. Jedes der Häuser befindet sich an einem besonderen Ort, indem das Thema in Verbindung mit der Sammlung sowie der Architektur gebracht wird: Geografische Lage, Reliquien und Kunstwerke werden in Beziehung zueinander gesetzt. Adresse: MMM Firmian, Sigmundskronerstr. 53, I-39100 Bozen. Eintritt: Erwachsene 10 Euro, Ermäßigungen siehe Website. Öffnungszeiten: 10–18 Uhr, Donnerstag Ruhetag.
Werner Tscholl
geb. 1955 in Latsch. Italienischer Architekt aus Südtirol, Studium an der Universität Florenz Architektur. Seit 1983 betreibt er sein eigenes Architekturbüro in Morter im Vinschgau. Bekanntheit erlangte er durch seine Projekte für private Wohnhäuser in Südtirol, durch Umbauten historischer Bauten (Schloss Sigmundskron, Bozen) und Projekte für Gewerbebauten (Kellerei Tramin). 2002 nahm Tscholl an der Architekturbiennale Venedig teil. Seinem mehrfach ausgezeichneten Werk (1993 und 2006 Premio Architettura Città di Oderzo, 2006 und 2008 Dedalo Minosse Prize, 2016 Premio Architetto Italiano) wurden diverse Einzelausstellungen gewidmet. Im Rahmen des Festes der Architekten am 18. November 2016 in Venedig wurde Tscholl die Auszeichnung als italienischer Architekt 2016 überreicht.