
Museum in der Kulturbrauerei
Ein Intershop, eine Kneipe und ein kompletter Zeitungskiosk in einem Museum? Die Exponate im "Museum in der Kulturbrauerei" sind teils groß geraten, aber passen zur Ausrichtung: Geschichte erlebbar machen. Das gelingt auf 600 Quadratmeter Fläche auf eine anschauliche Art und Weise mit zahlreichen Hör- und Videostationen (auf Deutsch und Englisch) und Themenräumen als Kernelemente der Dauerausstellung, unterteilt in die Bereiche Arbeitswelt, Versorgung und Freizeit. Vor allem die Interviews und Stellungnahmen zahlreicher "normaler" Bürger, Arbeiter und Bewohner zeigen, dass es selbstverständlich auch einen Alltag in der DDR gab mit Sorgen und Spaß, Wünschen und Werten. Hinzu kommt die Offenheit mit der die Verhältnisse kritisiert werden, die Dauer bis zur Zuteilung einer Wohnung, der Mangel in den Intershops und Geschäften und anderen negativen Erscheinungen einer anderen, "besseren" deutschen Gesellschaft, so die Selbstbeschreibung.
Beeindruckend ist das Talent der Menschen aus dem Wenigen ein Leben zu gestalten, im dem vordergründig nichts fehlt, wie z. B. bei der Inneneinrichtung einer Datsche, in dem die heutige DIY-Einstellung schon vor Jahrzehnten praktiziert wurde. Gespiegelt wird das Ganze mit der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED), die mit rigidem Druck, illusorischen Inszenierungen und einer aufgeplusterten Partei-Sprache versucht bis tief in alle Bereiche des Lebens zu dringen. Wie widersprüchlich sich das auf die Wirklichkeit der Menschen ausgewirkt hat, wird bei näherer Betrachtung der Exponate deutlich.
Im Herbst 2013 wurde die Dauerausstellung "Alltag in der DDR" eröffnet und gibt mit 800 Objekten eine Ahnung des Lebens in der SED-Diktatur. Fünf Jahre danach ist die Schau weiterhin wichtig, vor allem für diejenigen, die die deutsche Teilung nicht mehr erlebt haben. Oder sie sich wieder herbeiwünschen und -wüten.









"Der Tränenpalast ist ein Erinnerungsort. Auch 25 Jahre nach der Deutschen Einheit kommen Menschen hierhin, um ihre eigene Geschichte zu finden und sie weiterzuerzählen. Darüber hinaus verstehen wir den Tränenpalast als einen Ort, an dem sich Besucherinnen und Besucher aus der ganzen Welt mit Grenzen, Kontrolle, Demokratie und Diktatur auseinandersetzen."
Aus der Website des Tränenpalast
Tränenpalast
Was die deutsche Teilung für die betroffenen Menschen bedeutete, wird im Tränenpalast erfahrbar. Der Architekt der Deutschen Reichsbahn Horst Lüderitz entwarf einen Glas-Stahl-Pavillon am Bahnhof Friedrichstraße, der ab 1962 als Abfertigungshalle für die Grenzkontrolle zur Ausreise diente. Ein im Boden eingegrabener Glasbau der damaligen Architektursprache: licht, fein, schwungvoll. Was sich nach einladender Architektur liest, bedeutete Schmerz und Abschiedstränen für viele Berliner. Im Tränenpalast werden diese Geschichten von Leid und Lebewohl in der Dauerausstellung "GrenzErfahrungen. Alltag der deutschen Teilung" seit September 2011 und auf 550 Quadratmeter Fläche erzählt. Ähnlich wie in der zwei Jahre später eröffneten Ausstellung "Alltag in der DDR" gelingt das hier mit Filmen, Interviews mit Zeitzeugen, Originalobjekten (Koffer, Dokumente, Briefe, ein Intershop-Regal), verständlich in deutscher und englischer Sprache aufbereitet. Den Kontrast zur modernen, transparenten Architektur – und weiterhin eine Wohltat zum benachbarten "Hochhaus"-Stumpf von Mark Braun (aber das ist eine andere Geschichte) – erfährt der Besucher in den restaurierten, schmalen Kontrollkabinen. Beklemmung, Ohnmacht und Kontrolle pur.







The Wall Museum East Side Gallery
Das Museum im Mühlenspeicher an der East Side Gallery und der Oberbaumbrücke ist eines der neuesten Ausstellungsräume zur Berliner Mauer. “Es spannt einen audiovisuellen Bogen von der deutschen Teilung und dem Bau der Berliner Mauer bis zu den historischen Ereignissen, die den Mauerfall bewirkten”, so die Macher des privat betriebenen Museums. Vor allem die entscheidenden Ereignisse im Sommer und Herbst 1989 werden multimedial in Szene gesetzt und das mit voller Dröhnung in 13 Räumen auf 100 Bildschirmen. Anders als im Museum in der Kulturbrauerei und im Tränenpalast spielen die Exponate nicht die Hauptrolle. Wichtiger sind die Filme, Stimmen, Aufzeichnungen. Es gibt Interviews mit Hans-Dietrich Genscher, Helmut Kohl und Michail Gorbatschow, aber auch Unbekannte und Akteure im Hintergrund werden präsentiert. Das Ganze wird in sehr dichter Black Box-Atmosphäre gezeigt, was grundsätzlich für eine konzentrierte Herangehensweise spricht. Aber weniger wäre mehr gewesen. Denn die Räume sind klein, die vielen Geräte heizen diese auf und mehr als 3-4 Leute pro Bereich sollten es definitiv nicht sein, sonst wird es eng und stickig. Für alle, die möglichst wenig lesen und einen kurzen Abriss von 1961 bis 1989 haben wollen, sind die 13 Räume genau richtig. Als Ergänzung zum Besuch am Mauerabschnitt an der Mühlenstraße, wo nach der Wende berühmte Werke zur Entstehung der East Side Gallery beigetragen haben, kann man es einplanen.
Der Mühlenspeicher ist übrigens über 100 Jahre alt und war erst ein Getreidesilo, dann ein Teil der DDR-Grenzanlage. Nach 1989 wurde er zur Großdisko und heute sind ein Restaurant und das Museum drin. Auch das erzählt viel über Berlin und seine steten Verwandlungen.






"Die Deutsche Demokratische Republik hört am 3. Oktober 1990 um 0 Uhr auf zu existieren. Sie war weder demokratisch, noch war sie eine Republik. Sie war eine Diktatur, in der es keine freien Wahlen, keine Gewaltenteilung und keine Reisefreiheit gibt. Millionen Deutsche leben 40 Jahre lang in der DDR – aber wie?"
Website des Museums in der Kulturbrauerei