Ljubljana. Slowenien. Das nationale Museum für Architektur und Design (MAO) gilt als die zentrale Einrichtung Sloweniens für Architektur, Urbanistik, Fotografie, Industrie- und Grafikdesign. Noch bis zum 30.9.2018 ist hier die Retrospektive „Stanko Kristl, Architect – Humanity and Space“ über einen der bedeutendsten Architekten der slowenischen Nachkriegsmoderne zu sehen. Ein Besuch.
Grad Fužine (dt. Schloss Fužine) am Ufer der Ljubljanica ist das einzig erhaltene Renaissance-Schloss der slowenischen Hauptstadt. Seit seiner gelungenen Renovierung 1992 durch Peter Gabrijelčič macht hier das Museum für Architektur und Design (MAO) von sich reden. Als zentrale Einrichtung das Landes liegt dessen Fokus auf Architektur, Urbanistik, Design und Fotografie. Mit seinen Ausstellungen, Symposien und Kooperationen hat sich das MAO in den vergangenen Jahren auch international einen hervorragenden Ruf erarbeitet. Seine Veranstaltungen sind insbesondere dem Schaffen slowenischer Kreativer gewidmet. Mit seinen Programmen richtet sich das MAO gezielt an einen breiten Besucherkreis und nicht ausschließlich an das Fachpublikum. Das Museum beschreibt sich selbst als einen Ort, der für jeden bestimmt ist, der mehr darüber forschen und lernen möchte, wie wir unseren Lebensraum organisieren, verändern, gestalten und prägen. Wer in der Stadt ist, sollte in jedem Fall vorbeischauen.
Was ist Architektur in Bezug auf den Menschen?
Noch bis zum 30. September 2018 ist im MAO die Ausstellung „Stanko Kristl, Architect – Humanity and Space“ zu sehen. Der 96jährige Kristl gehört zur ersten Generation von einflussreichen Architekten, die bei Edvard Ravnikar studiert und in den späten 1950er-Jahren ihre individuelle berufliche Laufbahn begonnen haben. Er zählt bis heute zu den bedeutendsten Architekten der slowenischen Nachkriegsmoderne. Mit seinen experimentellen Projekten und Forschungsarbeiten thematisiert Kristl wiederholt die Beziehung von Architektur und Mensch auch als Kritik an der funktionalistischen Moderne. Mehr als 61 Gebäude wurden nach seinen Plänen gebaut, von denen viele auch international als die besten architektonischen Beispiele ihrer jeweiligen Typologie geschätzt und ausgezeichnet wurden. Sein Wohnhaus in Prule, Ljubljana oder das Gewerbe- und Wohngebäude in Velenje gehören immer noch zu den bekanntesten Beispielen für eine gelungene Wohnarchitektur der slowenischen Nachkriegsmoderne. Gleiches gilt für die France Prešeren Grundschule in Kranj, wo Kristl mit Atrien einen innovativen Ansatz verfolgte und sich damit von der konventionellen Nutzung von Schulfluren abwandte, und für das diagnostisch-therapeutische Zentrum des Universitätsklinikums Ljubljana.
Die Kuratoren Tadej Glažar, Tina Gregorič und Maja Vardjan haben die Retrospektive in die vier Themenbereiche Wohnen, Bildung, Gesundheit und Erinnerung gegliedert. Neben originalen Entwürfen und wundervollen Zeichnungen aus Kristls Privatarchiv zeigen sie eine eigens für diese Ausstellung angefertigte Reihe von Modellen, Diagrammen und großformatigen Farbfotografien. Das Ausstellungsdesign kommt vom mehrfach ausgezeichneten Büro Dekleva Gregorič Arhitekti, denen mit den fragilen Arbeitstischen und präzisen Hängungen ein angemessener Rahmen für die Vermittlung Stanko Kristls visionären Schaffens gelungen ist.