Ausstellung Bayerwaldzyklus Peter Haimerl. Architektur – Bayerische Baukunst in Ostwestfalen
Reportage:1929 von einer Bürgerinitiative als „Freundeskreis des Bielefelder Kunsthauses“ gegründet, zählt der Bielefelder Kunstverein mit seinen etwa 1.000 Mitgliedern zu den bedeutendsten des Landes. 1984 bezog er das Museum Waldhof, einen ehemaligen Adelshof aus dem 16. Jahrhundert. Er liegt unweit von Philip Johnsons sandig-roter Kunsthalle und ist eines der ältesten erhaltenden Gebäudeensembles der Stadt. Seine heutige Gestalt mit imposantem gotischen Gewölbe reicht zurück bis ins 13. Jahrhundert, ist aber größtenteils ein Bauwerk der späten Weserrenaissance. Selbst erklärtes Ziel des Vereins ist es, zum kulturellen Profil der Stadt Bielefeld beizutragen, die regionale und internationale Kunstproduktion zu fördern und die gesellschaftliche Bedeutung von Kunst zu betonen. Diesem Anspruch wurde das Haus insbesondere in den letzten zehn Jahren unter der Leitung des Direktors Thomas Thiel gerecht und mehrfach ausgezeichnet. Im April wechselte Thiel an das Siegener Museum für Gegenwartskunst. Seitdem wird der Bielefelder Kunstverein von Nadine Droste geleitet.
Thomas Thiel gelingt mit der Ausstellung „Bayerwaldzyklus Peter Haimerl. Architektur“ ein furioser Abschied. Sie reiht sich ein in die zweijährig stattfindende Ausstellungsreihe „Baukunst“, die bereits 2000 vom Vorstandsvorsitzenden des Kunstvereins, dem Architekten Andreas Wannenmacher konzipiert wurde. Nach wunderbaren Schauen u. a. zu Ofis Arhitekti und bevk perovic arhitekti aus Slowenien, sowie ZAO/standardarchitecture aus China ist nun vier Monate lang bayerische Baukultur vom unvergleichlichen Peter Haimerl zu sehen. In Zusammenarbeit mit dem Künstlerduo beierle.goerlich, die bereits viele Projekte des Münchners kreativ begleitet haben, entstand ein überzeugender Überblick seines bisherigen Wirkens. Zu seinen besonderen Fähigkeiten zählt der sensible Umgang mit bayerischem Bestand, sowie avantgardistische Implantate wie das halb versenkte Konzerthaus in Blaibach. Haimerl gelingt es, traditionelle Techniken und Typologien auf poetische Weise anzureichern und sie somit nicht nur zu konservieren, sondern in eine zeitgenössische Form zu überführen. Dabei sind seine Arbeiten gerade auch in Zusammenarbeit mit beierle.goerlich immer auch eine maximale Auseinandersetzung mit den gewachsenen Strukturen und Kritik an die Verunstaltung des ländlichen Raums.
Bayerwaldzyklus Peter Haimerl . Architektur
mit beierle.goerlich. Bielefelder Kunstverein, Welle 61, 33602 Bielefeld. Ausstellung: 9.3–7.7.2019. Jeden Sonntag um 17 Uhr finden kostenlose Führungen durch die Ausstellung statt.
Bielefelder Kunstverein im Museum Waldhof
Der Bielefelder Kunstverein versteht sich als ein Ort, der sich mit seinem Programm an der Entwicklung und Produktion zeitgenössischer Kunst, wie auch an aktuellen Denkweisen orientiert. Ziel des Bielefelder Kunstvereins ist es zum kulturellen Profil der Stadt Bielefeld beizutragen, die regionale und internationale Kunstproduktion in Form von Ausstellungen zu fördern und die gesellschaftliche Bedeutung von Kunst zu betonen. Der Kunstverein befindet sich in einem Adelshof aus dem 16. Jahrhundert im Stil der Weserrenaissance und liegt im Zentrum Bielefelds, unweit der Kunsthalle und der Altstadt mit der Fußgängerzone. Der Waldhof ist in seiner heutigen Gestalt ein Bauwerk der Spätrenaissance. Mit Teilen seiner historischen Bausubstanz reicht er bis in die Zeit der Bielefelder Stadtgründung im 13. Jahrhundert zurück. Das vierzig Quadratmeter große Gewölbe des Waldhofs stammt aus der Zeit der Gotik – Quelle: Bielefelder Kunstverein.
Peter Haimerl
Geb. 3.6.1961 in Eben bei Viechtach. Als Architekt – mit eigenem Büro seit 1991 – konzentriert er sich auf Projekte, die die Grenzen konventioneller Architektur überschreiten. Sein Anspruch ist es mit jedem Projekt neue und unkonventionelle Lösungen zu gestalten. Um dieser konzeptionellen Anforderung gerecht zu werden, ist sein Arbeitsprozess geprägt vom Austausch und der Einbindung verschiedenster Experten. Dabei entstehen in seinem Büro Konzepte, in denen er Architektur u. a. mit Computer-Programmierung, Soziologie, Wirtschaft, Politik fusioniert. So besteht z. B. das Projekt „zoomTown“ seit 2000 als offene Forschungsplattform zur Optimierung und Reorganisation städtischer Umwelt. Eine Parkgarage in der Münchner Innenstadt gehört zu seinen preisgekrönten Projekten, genauso wie ein Spiegel-Pavillon im Stadtpark von Cincinnati und das mehrfach ausgezeichnete Konzerthaus Blaibach. Unter dem Leitmotiv „Attraktion statt Restriktion“ widmet sich Haimerl aktuell verstärkt dem Thema „Bauen im Bestand“. Im Rahmen der von ihm ins Leben gerufenen „Haus.Paten“ Initiative engagiert er sich umfassend für die Baukultur im Bayerwald. Das neueste Projekt in diesem Rahmen ist das Haus Schedlberg, das man ab Ende 2017 mieten kann.