Kunstpavillon in Heringsdorf – Gefaltet, gekrümmt, gebogen
Auf Reisen / Beitrag / Featured Bauwerk:Gefaltet, gekrümmt und gebogen: Ulrich Müther setzte voll auf Beton. Seine Schalenbauten sind legendär. Besonders an der Küste schuf der Betonbaukünstler experimentelle Wunderbauten der Moderne, darunter die Rettungsstation in Binz, die Strandperle in Glowe und den Teepot in Warnemünde (alle 1968). Weniger bekannt ist sein Kunstpavillon in Heringsdorf. Er hatte ihn ursprünglich als Prototyp für einen Ausstellungspavillon entworfen, den er in den 1960er-Jahren dem Außenhandelsministerium der DDR vorschlug. Ein Exportschlager wurde er nicht, dafür erhielt er einen angemessenen Platz an der Heringsdorfer Strandpromenade. Das gefaltete Dach scheint über dem kreisrunden Grundriss zu schweben. Die Unterseiten des Schirms sind mit Holz bekleidet. Die Galerie ist umlaufend verglast. Die Landschaft scheint hindurchzufließen. Seit 1991 bespielt der Usedomer Kunstverein den Raum für Kunst mit wechselnden Ausstellungen, Lesungen und Konzerten. Eingeweiht wurde er bereits 1971 mit einer Schau von Otto Niemeyer Holstein anlässlich seines 75. Geburtstages. Das seit 1933 historisch gewachsene Ensemble um Wohnhaus, Atelier und Garten des Malers kann im benachbarten Lüttenort bei Koserow besichtigt werden: inklusive einer von ihm bewohnten Berliner S-Bahn.
Kunstpavillon Usedom
Usedomer Kunstverein e. V. im Kunstpavillon, Promenade am Rosengarten, 17424 Ostseebad Heringsdorf. Öffnungszeiten März–September, Mi.–So. von 15–18 Uhr. Im Winter: auf geänderte Öffnungszeiten achten. Eintritt: ab 6 Euro.
Ulrich Müther
1934–2007, geboren und gestorben in Binz, Rügen. Deutscher Bauingenieur und Architekt der Moderne (mit Ausbildung zum Zimmermann und Studium an der Ingenieurschule für Bauwesen Neustrelitz), der über 70 Schalen-Bauwerke entworfen hat. Bis 2018 wurden 30 Müther-Bauten abgerissen. Die Hochschule Wismar betreut seit 2006 das Müther-Archiv. Ziel ist die Wahrung und Pflege des architektonischen Erbes von Müther.