Architekturprojekt BUS:STOP – Bitte warten
„Es begann mit einer Schnapsidee hier in einer Kneipe“, erklärt Klaus Riedl, als wir im hübsch aufgeräumten und von Holz-Glas-Stein-Bauten gesäumten Dorfzentrum von Krumbach stehen. Natürlich sind Neubauten wie das Gemeindezentrum und ein Mehrfamilienhaus an der Hittisauer Straße sehenswert und zeugen von der besonderen Bregenzerwald-Kombination aus Architektur, Materialität und ungewöhnlichem Raumerlebnis. Doch die eigentliche Attraktion sind Bushaltestellen. Ja, genau, die überwältigend oft unattraktiven Straßenrand-Konstrukte, die gerne mit City-Light-Postern aufgedonnert werden auf dass die hinterleuchteten Plakate in verglasten Vitrinen die öffentlichen Nutzbau-Ärgernisse überstrahlen mögen.
In Krumbach dagegen nahmen Lokalpolitiker und Engagierte das in einer Gaststube geborene Hirngespinst zum Anlass, um gemeinschaftlich das Projekt „BUS:STOP“ zu entwickeln. Aus dem „Lasst uns unsere Buswartehüsle von Architekten entwerfen“ wurde ein „1000-Einwohner-Dorf mit Weltdesign“. Dass sich Neues und Ungewohntes auszahlte, lag auch am Mut und der Hartnäckigkeit der Beteiligten. Und dass sich viele Teile fügten. Denn über Kontakte zum Direktor des Architekturzentrums Wien, Dietmar Steiner, konnte dieser sieben international renommierte Architekten und Büros gewinnen:
- Smiljan Radic (Chile)
- Antón Garcia-Abril und Débora Mesa (Ensamble Studio, Spanien)
- die Belgier Jan De Vylder, Inge Vinck und Jo Taillieu (dvvt)
- den Pritzker-Preisträger Wang Shu mit seiner Ehefrau Lu Wenyu aus China
- die Norweger Sami Rintala und Dagur Eggertsson und
- Alexander Brodsky (Russland)
- Sou Fujimoto (Japan), der uns bereits in Ostwestfalen mit einer Arbeit an der Kunsthalle von Philip Johnson begegnet ist.
Weltarchitektur ist das eine, die Umsetzung das andere. „Weit über 200 Menschen haben BUS:STOP möglich gemacht“, so Klaus Riedl und hebt besonders das Engagement der Handwerker, der lokalen und regionalen Partnerarchitekten und die Großzügigkeit der vielen Unterstützer und Sponsoren, z. B. aus der Tourismusbranche hervor. 2014 war es dann soweit: die sieben sehr unterschiedlichen Wartehäuschen irgendwo zwischen Tradition und Installation, Handwerk und Architekturkunst waren fertiggestellt. Wir zeigen in diesem Fotorundgang ein Architektur-Ensemble der auffallend-aussehenerregenden Art mit Inspirationen aus der Bregenzwälder Stube bis hin zur Konzeptkunst des Amerikaners Sol LeWitt.
Zwing. Smiljan Radic, Chile
Unterkrumbach. Nord Ensamble Studio mit Antón Garcia-Abril und Débora Mesa, Spanien
Unterkrumbach Süd. Architecten De Vylder Vinck Taillieu (dvvt), Belgien
Glatzegg, Amateur Architecture Studio, Wang Shu und Lu Wenyu, China
Kressbad . Rintala Eggertsson Architects, Norwegen
Oberkrumbach. Alexander Brodsky, Russland
Bränden. Sou Fujimoto, Japan
Krumbach+
Im Dorfzentrum empfehlen wir den Gang zu weiteren Bauten, die die gelungene Kombination aus Handwerk, Tradition und Architektur im Bregenzerwald zeigen. Der Ort beweist: wer klein ist, kann ziemlich großes Design schaffen!
Krumbach
Eine Gemeinde im Bregenzerwald und im österreichischen Bundesland Vorarlberg mit 1.000 Einwohnern aus 17 Nationen auf einer Höhe von 732 Metern. Krumbach wurde 1249 gegründet und ist u. a. bekannt für seine Moore, Stickerei und die Bushaltestellenhäuschen. Der Ort hat 246 Gästebetten und 798 Rinder.
BUS:STOP
Die Erneuerung einiger „Buswartehüsle“ war der Anlass für eines der ungewöhnlichsten Architekturprojekte in Österreich. Der Verein „Kultur Krumbach“ lud sieben international renommierte Architekten in den Bregenzerwald ein, um sieben Wartehäuschen zu gestalten. Bedingungen: man muss hineinschauen und hinausschauen können und es braucht ein Dach (für Sou Fujimoto machte man eine Ausnahme). Weit über 200 Menschen engagierten sich für das Projekt BUS:STOP: Handwerker, Architekten und Partnerarchitekten, Sponsoren, Freunde und Hoteliers der Region. Das Resultat ist ein Architekturensemble, das Anlass und Ansporn für andere Gemeinden, Dörfer und Städte sein muss: macht eure Orte schöner!