Mériadeck –  Wunschplatte

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Stadt-Utopie aus Beton.

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Beton — Frankreich |  | 

Das Stadtviertel Mériadeck in der Nähe der Altstadt von Bordeaux ist ein großflächiges Verwaltungs- und Dienstleistungszentrum – ein Ergebnis der neuen und radikalen Stadtplanung, initiiert in den 1950er-Jahren durch den damaligen Bürgermeister Chaban-Delmas.

Mériadeck

Das Stadtviertel Mériadeck in der Nähe der Altstadt von Bordeaux ist ein großflächiges Verwaltungs- und Dienstleistungszentrum – ein Ergebnis der neuen und radikalen Stadtplanung, initiiert in den 1950er-Jahren durch den damaligen Bürgermeister Chaban-Delmas.

Bild vergrößern (Mériadeck)(Abbildung © Jan Dimog)
Mériadeck ist das einzige, innerstädtische Hochhausensemble von Bordeaux. Für den Bau der Stadtutopie wurde ein kleinteilig und dicht bebautes Viertel abgerissen. Der Urbanist Jean Royer plante ein strenges Raster mit einer großflächigen Platte und mit Türmen und Terrassen. Die Architekten Jean Willerval und Paul Lagarde stießen später dazu. Die Bauarbeiten begannen 1970, die letzten Gebäude wurden 1985 fertiggestellt.

Mériadeck

Mériadeck ist das einzige, innerstädtische Hochhausensemble von Bordeaux. Für den Bau der Stadtutopie wurde ein kleinteilig und dicht bebautes Viertel abgerissen. Der Urbanist Jean Royer plante ein strenges Raster mit einer großflächigen Platte und mit Türmen und Terrassen. Die Architekten Jean Willerval und Paul Lagarde stießen später dazu. Die Bauarbeiten begannen 1970, die letzten Gebäude wurden 1985 fertiggestellt.

Bild vergrößern (Mériadeck)(Abbildung © Hendrik Bohle)
Die Architekten mussten bei ihren Entwürfen das strikte Royer-Reglement beachten. Sowohl Baumeister aus Paris und anderen Landesteilen als auch lokale Architekten konnten in Mériadeck Pläne realisieren.

Mériadeck

Die Architekten mussten bei ihren Entwürfen das strikte Royer-Reglement beachten. Sowohl Baumeister aus Paris und anderen Landesteilen als auch lokale Architekten konnten in Mériadeck Pläne realisieren.

Bild vergrößern (Mériadeck)(Abbildung © Hendrik Bohle)

Hier gibt es keine Pittoreske und keine Postkartenmotive wie am „Hafen des Mondes“, dem ringförmigen, historischen Zentrum von Bordeaux. Hier stehen die einzigen Hochhäuser der Innenstadt, ein Parallelort des unbordelaisen Chics mit dem rauen und unerschütterlichen Charme einer Stadtvision des 20. Jahrhunderts. Das Einkaufs- und Verwaltungsviertel Mériadeck mit seinen Türmen, Terrassen, den autofreien Fußgängerwegen über den Straßen ist ein Urbanismus-Ideal der Nachkriegsära mit einer Architektur zwischen brutalistisch-kühn und einer windigen Weite. 

Die Symmetrie der neuen Stadt

Wie in Firminy war es ein Bürgermeister mit einer Vision, der mit Le Corbusiers Plänen einen neuen Stadtteil planen und bauen ließ. In Bordeaux hieß das Stadtoberhaupt Jacques Chaban-Delmas, der das Bürgermeisteramt der neuntgrößten Stadt Frankreichs fast ein halbes Jahrhundert inne hatte. Zu seinen Ehren tragen hier ein großes Sportstadion und die 2013 fertiggestellte, hochaufragende Hubbrücke über den Fluss Garonne seinen Namen. Groß und ambitioniert war auch der Plan für Mériadeck, einem dicht und kleinteilig bebauten Quartier mit damals über 10.000 Menschen. Als ein einzigartiges Universum wurde das 30 Hektar große und einstige Sumpfgebiet beschrieben, ein „Goldenes Dreieck“ mit über 100 Bordellen, zahlreichen Lokalen, Werkstätten und vielen Problemen. Kriminalität und Krankheiten waren nur zwei davon. Ab den 1950er-Jahren veränderte der Bürgermeister Jacques-Chaban Delmas das Areal radikal und im Sinne von Le Corbusier und der Charta von Athen: die Trennung der Funktionen, von Straßen und Fußgängerbereichen mit Hochhäusern als zentralen Elementen der Architektur.

Stadtplaner Jean Royer entwarf ein Areal mit einem rasterartigen Grundriss und unterschiedlichen Bereichen, kreuzförmig angeordneten Türmen. Alles sollte symmetrisch, klar und weitläufig sein. Die Trennung von Fußgänger- und Autoverkehrsströmen erreichte er mit der Schaffung einer großflächigen Platte: oben die Passanten und Geschäfte, in der Mitte die Verkehrswege, Gebäudetechnik und Dienstleistungsbereiche, ganz unten schließlich die öffentlichen Parkplätze. Die Architekten Jean Willerval und Paul Lagarde koordinierten die Planung der einzelnen Bauten. Für die Umsiedlung von 2.500 Familien, dem Abriss von fast 900 Gebäuden des knapp 28 Hektar großen Quartiers benötigte die Stadt 16 Jahre. Das neue Mériadeck entstand mit Wut, Trauer und Protesten der alten Mériadeck-Bewohner. 

Die Neuerfindung von Bordeaux

Die meisten Gebäude wurden zwischen 1970 und 1985 gebaut. 2008 und 2012 erfolgte eine Neugestaltung, in dessen Verlauf die letzten Gebäude fertiggestellt werden. Derweil war der Fokus schon längst woanders. Bordeaux hat sich in den vergangenen Jahren auf die Bassins à Flot (die Flutbecken in einem 160 Hektar großen Gebiet) im Norden bis hin zum Euratlantik-Viertel im Süden der Stadt (auf über 700 Hektar) konzentriert. Die Großbaustellen sind Teil von „Bordeaux 2030“, einer architektonischen und städtebaulichen Umwälzung der Stadt. Mériadeck soll in diese Planungen integriert werden. Das Quartier hat die jetzige Turboentwicklung im Norden und im Euratlantik-Viertel vorweggenommen und sich weiterentwickelt. 

Mériadeck hat durch die Neugestaltungen der letzten Jahre ein grüneres, zugänglicheres Aussehen bekommen. Ein Einkaufszentrum, die Bibliothek und die Anbindung mit Hilfe der Straßenbahnlinie A an andere Stadtteile hat zur Öffnung beitragen. Bei unserem Besuch des Quartiers an einem Werktag fiel die Mischung aus urbaner Weitläufigkeit und dörflicher Hochhausleere auf. Geschäftsleute waren unterwegs wie auch Seniorinnen und Schüler, dazwischen Jugendliche und Skater, Frauen mit Einkaufstrolleys und Hotelgäste auf dem Weg in einen der Türme – Alltag also in einem Stadtviertel. 

»Mériadeck – das ist ein Bordell!«

Jacques Chaban-Delmas (1915–2000), Bürgermeister von Bordeaux von 1947 bis 1995

Ein weiteres Mériadeck-Merkmal, das die heutige, autofreie (Innen)Stadt mancherorts schon vor Jahrzehnten vorweggenommen hat: die zweite Ebene explizit für Fußgänger*innen, hoch über der Straße. Ein ungewohntes Gefühl so mittendrin in der Stadt zu sein und zugleich über der Stadt flanieren zu können, umrahmt von Betonklötzen, die teils arg gealtert, teils in gutem Zustand sind. Was wiederum für die Kraft, Ausdauer und Beständigkeit der Mériadeck-Architektur spricht. Trotz jahrelanger Anfeindungen und Vernachlässigung hat sie überlebt und wurde zum Denkmal ernannt, Teil des Welterbes von Bordeaux. Der nächste Lebensabschnitt von Mériadeck hat erst begonnen. 

Entwurf: Jean Rabinel, 1975. Das Gebäude war mit der Regionaldirektion für Telekommunikation, dem Nachbargebäude, verbunden.

Le Central Telephonique

Entwurf: Jean Rabinel, 1975. Das Gebäude war mit der Regionaldirektion für Telekommunikation, dem Nachbargebäude, verbunden.

Bild vergrößern (Le Central Telephonique)(Abbildung © Jan Dimog)
Es wurde ebenfalls von Rabinel entworfen. Beide Gebäude bilden eine Einheit, die mittels Fassadengestaltung kontrastiert werden: das eine – Le Central Téléphonique – mit vertikalen Glasstreifen und insgesamt verschlossen – das andere stattete Rabinel mit einem breiten, horizontale Glasband aus, so dass es offener wirkt.

Regionaldirektion für Telekommunikation

Es wurde ebenfalls von Rabinel entworfen. Beide Gebäude bilden eine Einheit, die mittels Fassadengestaltung kontrastiert werden: das eine – Le Central Téléphonique – mit vertikalen Glasstreifen und insgesamt verschlossen – das andere stattete Rabinel mit einem breiten, horizontale Glasband aus, so dass es offener wirkt.

Bild vergrößern (Regionaldirektion für Telekommunikation)(Abbildung © Jan Dimog)
Entwurf: M. Sergent, 1975. Das Hotel mit 200 Zimmern und insgesamt 10 Geschossen folgt den Vorgaben von Jean Royer und Jean Willerval, insbesondere mit dem kreuzförmigen Grundriss. Ein besonderes Merkmal ist die Fassade aus Betonmodulen, in die sechseckige Fenster eingelassen sind. Die ursprüngliche goldgelbe Fassadenfarbe ist einem zurückhaltendem Betonweiß gewichen.

Hôtel Mercure

Entwurf: M. Sergent, 1975. Das Hotel mit 200 Zimmern und insgesamt 10 Geschossen folgt den Vorgaben von Jean Royer und Jean Willerval, insbesondere mit dem kreuzförmigen Grundriss. Ein besonderes Merkmal ist die Fassade aus Betonmodulen, in die sechseckige Fenster eingelassen sind. Die ursprüngliche goldgelbe Fassadenfarbe ist einem zurückhaltendem Betonweiß gewichen.

Bild vergrößern (Hôtel Mercure)(Abbildung © Jan Dimog)
Entwurf: Francisque Perrier, 1976. Das Gebäude mit den unterschiedlich hohen Türmen vereint mit dem kreuzförmigen Grundriss die charakteristischen Elemente des Quartiers und fügt ihnen noch die Weichheit der Fassadenkurven dazu.

Le Centre

Entwurf: Francisque Perrier, 1976. Das Gebäude mit den unterschiedlich hohen Türmen vereint mit dem kreuzförmigen Grundriss die charakteristischen Elemente des Quartiers und fügt ihnen noch die Weichheit der Fassadenkurven dazu.

Bild vergrößern (Le Centre)(Abbildung © Jan Dimog)
Der Wohnblock mit 130 Wohnungen ist das wahrscheinlich meistfotografierte Gebäude in Mériadeck.

Le Centre

Der Wohnblock mit 130 Wohnungen ist das wahrscheinlich meistfotografierte Gebäude in Mériadeck.

Bild vergrößern (Le Centre)(Abbildung © Jan Dimog)
Entwurf: Pierre Mathieu, Claude Bouey, Pierre Calmon und Roger Tagini, 1976.

Immeuble Horizon 1

Entwurf: Pierre Mathieu, Claude Bouey, Pierre Calmon und Roger Tagini, 1976.

Bild vergrößern (Immeuble Horizon 1)(Abbildung © Jan Dimog)
Wichtigstes Merkmal sind die Betonmodule der Fassade.

Immeuble Horizon 1

Wichtigstes Merkmal sind die Betonmodule der Fassade.

Bild vergrößern (Immeuble Horizon 1)(Abbildung © Jan Dimog)
Entwurf: Edmond Lay, Pierre Layré-Cassou, Pierre Dugravier, 1977. Nach Mériadeck zogen zwar Menschen hin, anders als konzipiert entwickelte sich das Quartier nicht als das neue, gehobene Wohngebiet. Auch Wirtschaftsvertreter waren zögerlich.

La Caisse d’Epargne

Entwurf: Edmond Lay, Pierre Layré-Cassou, Pierre Dugravier, 1977. Nach Mériadeck zogen zwar Menschen hin, anders als konzipiert entwickelte sich das Quartier nicht als das neue, gehobene Wohngebiet. Auch Wirtschaftsvertreter waren zögerlich.

Bild vergrößern (La Caisse d’Epargne)(Abbildung © Jan Dimog)
Caisse d’Epargne war das einzige Bankinstitut, das bereit war sich hier niederzulassen. Im Gegenzug erlaubte man den Architekten vom Masterplan und den Auflagen abzuweichen. Das Resultat ist eine skulpturale Form mit mehreren in- und übereinandergeschobenen Geometrien, die sich klar von den meisten Bauten des Quartiers unterscheidet. 2014 wurde das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt. Die Bank ist mittlerweile ausgezogen. Wahrscheinlich wird das Gebäude zu einem Hotel umfunktioniert.

La Caisse d’Epargne

Caisse d’Epargne war das einzige Bankinstitut, das bereit war sich hier niederzulassen. Im Gegenzug erlaubte man den Architekten vom Masterplan und den Auflagen abzuweichen. Das Resultat ist eine skulpturale Form mit mehreren in- und übereinandergeschobenen Geometrien, die sich klar von den meisten Bauten des Quartiers unterscheidet. 2014 wurde das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt. Die Bank ist mittlerweile ausgezogen. Wahrscheinlich wird das Gebäude zu einem Hotel umfunktioniert.

Bild vergrößern (La Caisse d’Epargne)(Abbildung © Hendrik Bohle)
Entwurf: Jean Willerval mit André Lagarde und Branko Vulic, 1979. Das CUB ist das höchste Gebäude des Stadtteils. Die Inneneinrichtung stammt von Pierre Guariche, einem damals berühmten Designer aus Paris.

Hôtel de la Communauté Urbaine de Bordeaux (CUB)

Entwurf: Jean Willerval mit André Lagarde und Branko Vulic, 1979. Das CUB ist das höchste Gebäude des Stadtteils. Die Inneneinrichtung stammt von Pierre Guariche, einem damals berühmten Designer aus Paris.

Bild vergrößern (Hôtel de la Communauté Urbaine de Bordeaux (CUB))(Abbildung © Jan Dimog)
Entwurf: Joël Gourvellec, 1980. Das Einkaufszentrum Auchan mit fast 70 Geschäften ist ein massiver, undurchdringlich wirkender Quader. Auf dem Flachdach befinden sich die Parkplätze, wo es einst auch Tennisplätze gab.

Centre commercial

Entwurf: Joël Gourvellec, 1980. Das Einkaufszentrum Auchan mit fast 70 Geschäften ist ein massiver, undurchdringlich wirkender Quader. Auf dem Flachdach befinden sich die Parkplätze, wo es einst auch Tennisplätze gab.

Bild vergrößern (Centre commercial)(Abbildung © Jan Dimog)
Teil der umfassenden Sanierung 2000–2001 war die Umgestaltung der Innenarchitektur mit der Schaffung eines Glasdachs für mehr natürliches Licht.

Centre commercial

Teil der umfassenden Sanierung 2000–2001 war die Umgestaltung der Innenarchitektur mit der Schaffung eines Glasdachs für mehr natürliches Licht.

Bild vergrößern (Centre commercial)(Abbildung © Jan Dimog)
Entwurf: Joël Gourvellec und Victor Maldonado, 1983. Das Erdgeschoss des Gebäudes ist durch die temporären Einbauten des Einkaufszentrums nicht mehr zu erkennen. Zwar besteht Bedarf an mehr Platz für den Einzelhandel, kritisiert werden unkoordinierte und unpassende Erweiterungen wie an diesem Turm.

Tour Cristal

Entwurf: Joël Gourvellec und Victor Maldonado, 1983. Das Erdgeschoss des Gebäudes ist durch die temporären Einbauten des Einkaufszentrums nicht mehr zu erkennen. Zwar besteht Bedarf an mehr Platz für den Einzelhandel, kritisiert werden unkoordinierte und unpassende Erweiterungen wie an diesem Turm.

Bild vergrößern (Tour Cristal)(Abbildung © Jan Dimog)
Entwurf: SCPA Arretche-Karasinki mit Marcel Nouviale, 1983. Der Komplex besteht aus drei Gebäudeteilen mit einer Bürofläche von 20.000 m2.

Allianz

Entwurf: SCPA Arretche-Karasinki mit Marcel Nouviale, 1983. Der Komplex besteht aus drei Gebäudeteilen mit einer Bürofläche von 20.000 m2.

Bild vergrößern (Allianz)(Abbildung © Jan Dimog)
Entwurf: Francisque Perrier, 1987. Das in der Spätphase des Baus von Mériadeck fertiggestellte „Regionalhotel“ spiegelt den architektonischen Trend der 1980er-Jahre wieder. Das Gebäude war damals umstritten, weil es nicht den Mériadeck-Vorgaben von Stadtplaner Royer entsprach.

L’hôtel de Région

Entwurf: Francisque Perrier, 1987. Das in der Spätphase des Baus von Mériadeck fertiggestellte „Regionalhotel“ spiegelt den architektonischen Trend der 1980er-Jahre wieder. Das Gebäude war damals umstritten, weil es nicht den Mériadeck-Vorgaben von Stadtplaner Royer entsprach.

Bild vergrößern (L’hôtel de Région)(Abbildung © Jan Dimog)
Vernachlässigung, Vandalismus und Fehlplanung haben dem Quartier nicht geschadet. Zwar sind „Mériadeck-Stil“ und das Konzept weiterhin umstritten („zu leer, wenig Leben, zuviel Beton“). Zugleich wandelt sich Bordeaux als Stadt seit Jahren rasant, auch die Platte. Sie wurde grüner, bunter, zugänglicher.

Mériadeck

Vernachlässigung, Vandalismus und Fehlplanung haben dem Quartier nicht geschadet. Zwar sind „Mériadeck-Stil“ und das Konzept weiterhin umstritten („zu leer, wenig Leben, zuviel Beton“). Zugleich wandelt sich Bordeaux als Stadt seit Jahren rasant, auch die Platte. Sie wurde grüner, bunter, zugänglicher.

Bild vergrößern (Mériadeck)(Abbildung © Hendrik Bohle)
An vielen Stellen sind die Gebäude des Quartiers generalsaniert worden. Die zentrumsnahe Lage und das kompakte Mériadeck-Arrangement sind die neuen, alten Vorzüge dieser Stadtvision der 1950er-Jahre. Womit Mériadeck die großen Projekte an der Garonne (Euratlantique, Bassins à flot) vorweggenommen hat.

Mériadeck

An vielen Stellen sind die Gebäude des Quartiers generalsaniert worden. Die zentrumsnahe Lage und das kompakte Mériadeck-Arrangement sind die neuen, alten Vorzüge dieser Stadtvision der 1950er-Jahre. Womit Mériadeck die großen Projekte an der Garonne (Euratlantique, Bassins à flot) vorweggenommen hat.

Bild vergrößern (Mériadeck)(Abbildung © Hendrik Bohle)

» … als Zeugnis für die Architekturskulptur der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.«

Denkmalschutz-Eintrag zum La Caisse d’Epargne, 2014

Wir danken Nouvelle Aquitaine Tourisme und den Partnern Atout France und Bordeaux Tourism & Conventions für die Einladung zur redaktionell unabhängigen Presse- und Recherchereise!

Mériadeck

Großflächiges Verwaltungs- und Dienstleistungszentrum unweit des historischen Zentrums von Bordeaux, Frankreich. Der Name des Areals geht auf den Erzbischof von Bordeaux zurück, Ferdinand Maximilen Mériadec de Rohan (1738–1813), der für die Aufteilung des Gebiets sorgte, um den Bau des Palais Rohan (dem heutigen Rathaus) zu finanzieren. Das Quartier ist das einzige innerstädtische Hochhausensemble und geht auf umfassende Stadtplanungen zurück. Die Hochhäuser sind durch Terrassen und Gänge miteinander verbunden. Vor allem die Gänge und Wege bilden eine zweite, autofreie Ebene für Fußgänger. Der langjährige Bürgermeister Jacques Chaban-Delmas (1915–2000) von Bordeaux initiierte seine Vision von einem neuen Viertel im Geiste der Moderne ab Mitte der 1950er-Jahre. Für den Bau werden damals als marode Armenviertel angesehene Quartiere großflächig abgerissen. Der Architekt und Stadtplaner Jean Royer entwirft erste Konzepte, später dann in Zusammenarbeit mit dem Architekten Jean Willerval, der nach dem Zweiten Weltkrieg mehrere Wiederaufbauprojekte in Frankreich und im Ausland realisierte. Die meisten Gebäude werden zwischen 1970 und 1985 gebaut. 2008 und 2012 erfolgt eine Neugestaltung, in dessen Verlauf die letzten Bauten fertiggestellt werden. Mériadeck umfasst 28 Hektar, 42 Gebäude mit 2.500 Einwohnern. 18.000 Angestellte arbeiten im Quartier.

Jean Royer

1903–1981, geboren in Boulogne-Billancourt, gestorben in Montagne-Saint-Emilion, Frankreich. Architekt und Stadtplaner, Studium der Architektur in Paris. Als Stadtplaner war er maßgeblich an Planungen für u. a. Bordeaux, Lüttich und Bourg-en-Bresse, Bougie (Algerien) beteiligt. Als Chefurbanist im Ministerium für Wiederaufbau und Städtebau (MRU) und Generalinspekteur für Stadtplanung der Regionen Centre und Aquitaine (1941–1954) entwarf er Pläne für den Wiederaufbau mehrere Städte nach dem Zweiten Weltkrieg.

Jean Willerval

1924–1996, geboren und gestorben in Tourcoing, Frankreich. Architekt und Professor, Studium in Lille und Paris. In Zusammenarbeit mit Pierre Rignols und André Lagarde realisierte Willerval mehrere Projekte in der Region Lille und Nord-Pas-de-Calais. Im Ausland arbeitete er am Wiederaufbauprojekt der Innenstadt von Beirut. Zu seinen wichtigen Projekten zählen das Gerichtsgebäude von Lille, Kirchen in Mons-en-Barœul, Tourcoing und Wattrelos, das Museum für zeitgenössische Kunst (LAAC) in Dünkirchen sowie mehrere Hochhausbauten. Von 1966 bis 1980 war er an der Umsetzung des Mériadeck-Projekts in Bordeaux beteiligt.

Karte mit den Bauwerk(en)

Interaktive Karte mit Bauwerke(n):

Mériadeck – Centre commercial (Joël Gourvellec [FR. Bordeaux] ; 1980) | Mériadeck – Hôtel Mercure (M. Sergent [FR. Bordeaux] ; 1975) | Mériadeck – Hôtel de la Communauté Urbaine de Bordeaux (Jean Willerval mit André Lagarde und Branko Vulic [FR. Bordeaux] ; 1979) | Mériadeck – Immeuble Horizon 1 (Pierre Mathieu, Claude Bouey, Pierre Calmon und Roger Tagini [FR. Bordeaux] ; 1976) | Mériadeck – La Caisse d’Epargne (Edmond Lay, Pierre Layré-Cassou, Pierre Dugravier [FR. Bordeaux] ; 1977) | Mériadeck – Le Central Telephonique (Jean Rabinel [FR. Bordeaux] ; 1975) | Mériadeck – Le Centre (Francisque Perrier [FR. Bordeaux] ; 1976) |