Historisch-Technisches Museum Peenemünde –  Die Gegenwart des Größenwahns

Auf Reisen:

Vom Rüstungszentrum der Nazis zur Denkmal-Landschaft.

Die Gegenwart des Größenwahns Die Gegenwart des Größenwahns

Denkmal — Deutschland | 

Entwurf: Hans Hertlein (nicht gesichert). Fertigstellung: 1942. Stilllegung 1991, Sanierung 2010–2012 durch AIU Architekten- und Ingenieurunion Stralsund GmbH und Architektin Kathrin von Einsiedel mit Denkmalschutzbehörden, Metallrestaurator Wolfgang Hofmann und anderen.

Historisch-Technisches Museum (HTM) Peenemünde

Entwurf: Hans Hertlein (nicht gesichert). Fertigstellung: 1942. Stilllegung 1991, Sanierung 2010–2012 durch AIU Architekten- und Ingenieurunion Stralsund GmbH und Architektin Kathrin von Einsiedel mit Denkmalschutzbehörden, Metallrestaurator Wolfgang Hofmann und anderen.

Bild vergrößern (Historisch-Technisches Museum (HTM) Peenemünde)(Abbildung © Hendrik Bohle)
Von 1936–1945 befand sich an der Nordspitze Usedoms die Heeresversuchsanstalt Peenemünde, das damals größte militärische Forschungszentrum Europas. Es gilt als Wiege der Raumfahrt – zugleich kamen tausende Kriegsgefangene und KZ-Arbeiter für die Raketenproduktion um.

Historisch-Technisches Museum (HTM) Peenemünde

Von 1936–1945 befand sich an der Nordspitze Usedoms die Heeresversuchsanstalt Peenemünde, das damals größte militärische Forschungszentrum Europas. Es gilt als Wiege der Raumfahrt – zugleich kamen tausende Kriegsgefangene und KZ-Arbeiter für die Raketenproduktion um.

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Alleine das Kraftwerk blieb nach dem Zweiten Weltkrieg erhalten und war auch in der DDR in Betrieb. Es produzierte von 1939 bis 1992. Seitdem fungiert es als Museum und technisches Denkmal.

Historisch-Technisches Museum (HTM) Peenemünde

Alleine das Kraftwerk blieb nach dem Zweiten Weltkrieg erhalten und war auch in der DDR in Betrieb. Es produzierte von 1939 bis 1992. Seitdem fungiert es als Museum und technisches Denkmal.

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Das Usedomer Kraftwerk Peenemünde mit den Förderanlagen ist das größte Industriedenkmal in Mecklenburg-Vorpommern. Auf einer Ausstellungsfläche von 5.000 Quadratmeter innen und dem zwölf Hektar großen Gelände wird die Geschichte Peenemündes, der Region und vor allem der Heeresversuchsanstalt der Nazis dokumentiert und gezeigt. Schon von weitem ist die Weitläufigkeit der Anlage mit mehreren Bereichen und Bauten zu erahnen. Alleine das 1942 fertiggestellte Kraftwerk blieb nach dem Zweiten Weltkrieg erhalten und war auch in der DDR in Betrieb. Es steht stellvertretend für den Anspruch und den Antrieb des Dritten Reichs und der Wehrmacht, die das Raketenzentrum ab den 1930er-Jahre ausbauten. Die Architektur ist monumental, funktional und sachlich. Planer war (höchstwahrscheinlich) Hans Hertlein, der mehrere Bauten in Berlin-Siemensstadt entwarf sowie Umspannwerke, Industriebauten und Wohnhäuser. Der dreieinhalbgeschossige Stahlbetonskelettbau des Kraftwerkes Peenemünde ist verklinkert. Fensterbänder und Mauerblenden gliedern die Fassade des Maschinenhauses. Ein turmartiger Anbau überragt das Gebäude. 

Die historische Stätte erlangte ihre Berühmtheit wegen ihrer Funktion während des Zweiten Weltkriegs als Kraftwerk, das die Herstellung und den Start der V1 und V2 Raketen ermöglichte.

Historisch-Technisches Museum (HTM) Peenemünde

Die historische Stätte erlangte ihre Berühmtheit wegen ihrer Funktion während des Zweiten Weltkriegs als Kraftwerk, das die Herstellung und den Start der V1 und V2 Raketen ermöglichte.

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In der Nachkriegszeit diente es weiter als Wärmekraftwerk zur Erzeugung von Strom und Wärme.

Historisch-Technisches Museum (HTM) Peenemünde

In der Nachkriegszeit diente es weiter als Wärmekraftwerk zur Erzeugung von Strom und Wärme.

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Die Architektur ist monumental, funktional und sachlich. Planer war (höchstwahrscheinlich) Hans Hertlein, der mehrere Bauten in Berlin-Siemensstadt entwarf sowie Umspannwerke, Industriebauten und Wohnhäuser.

Historisch-Technisches Museum (HTM) Peenemünde

Die Architektur ist monumental, funktional und sachlich. Planer war (höchstwahrscheinlich) Hans Hertlein, der mehrere Bauten in Berlin-Siemensstadt entwarf sowie Umspannwerke, Industriebauten und Wohnhäuser.

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Die Restaurierung zeichnet sich durch den Verzicht auf leuchtende Farben und glänzende Oberflächen aus und den Erhalt der bestehenden Strukturen.

Historisch-Technisches Museum (HTM) Peenemünde

Die Restaurierung zeichnet sich durch den Verzicht auf leuchtende Farben und glänzende Oberflächen aus und den Erhalt der bestehenden Strukturen.

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Stattdessen wurde mit dem Objekt und seiner (Innen)Architektur bedachtsam und zurückhaltend gearbeitet.

Historisch-Technisches Museum (HTM) Peenemünde

Stattdessen wurde mit dem Objekt und seiner (Innen)Architektur bedachtsam und zurückhaltend gearbeitet.

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Geheime Kommandosache: im Raketenzentrum forschten weit über 10.000 Wissenschaftler.

Historisch-Technisches Museum (HTM) Peenemünde

Geheime Kommandosache: im Raketenzentrum forschten weit über 10.000 Wissenschaftler.

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Sonderausstellung "Krieg oder Raumfahrt? Die Versuchsanstalten Peenemünde in der öffentlichen Erinnerung seit 1945". Von 7.2.2019–3.5.2020.

Historisch-Technisches Museum (HTM) Peenemünde

Sonderausstellung "Krieg oder Raumfahrt? Die Versuchsanstalten Peenemünde in der öffentlichen Erinnerung seit 1945". Von 7.2.2019–3.5.2020.

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Die Geburtsstätte der Raketenwissenschaft als Ort der Erinnerung – und der Mahnung.

Historisch-Technisches Museum (HTM) Peenemünde

Die Geburtsstätte der Raketenwissenschaft als Ort der Erinnerung – und der Mahnung.

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Die Bäderarchitektur von Bansin, Heringsdorf und Ahlbeck mit den feinen, verschnörkelten Märchenvillen erscheint auf dem Gelände des Museums noch weiter entfernt zu sein als die Dreiviertelstunde Autofahrt von den prächtigen Badeorten. Innerhalb kurzer Zeit verwandelte die Wehrmacht ab 1936 das Areal mit einer Fläche von fast 25 Quadratkilometern zu einem Hochtechnologie-Standort des Naziregimes. Hier wurde für den Krieg geforscht. Hier wurden die sogenannten Vergeltungswaffen entwickelt, besser bekannt als V1 und V2. Hier gelang unter wissenschaftlicher Leitung des Physikers Wernher von Braun mit seinem Forscherteam der fehlerfreie Start einer V2.  

Wiege, Wahnsinn, Warnung

Die Dauerausstellung mit den Exponaten, Erklärungen und der Gestaltung zeigt all das auf eine beklemmende und plastische Art. Denn der spektakuläre technische Durchbruch kostete das Leben und die Gesundheit tausender Kriegsgefangener. Ab 1943 kamen Häftlinge aus Konzentrationslagern dazu, die für die Produktion von Raketen arbeiten mussten. Wahnsinn und Genie erscheinen hier nah beieinander zu sein. Einerseits ging es um Gewaltherrschaft und Zerstörung der Feinde mittels der Massenvernichtungswaffe Rakete. Zugleich faszinieren Träume und Ideen der Visionäre und Wissenschaftler, denen es um ein Verkehrsmittel der Zukunft ging, um die Utopie der Fernrakete als künftiges Transportmodell. Nur wenige Schritte entfernt, prangt Adolf Hitler auf einem Ausstellungsplakat von 1937 und dem Titel „Gebt mir vier Jahre Zeit.“ 

Die sachliche Gegenüberstellung bei pointierter Auswahl der Exponate und dem passenden Einsatz von Multimedia-Elementen ist eine Stärke der Dauerausstellung (konzipiert und umgesetzt von der Agentur „Geschichte kompakt“). Gelungen ist auch die Sanierung mehrerer Gebäudeteile. 2013 wurde die Arbeit von AIU Architekten- und Ingenieurunion Stralsund GmbH in Zusammenarbeit u. a. mit Denkmalschutzbehörden und dem Metallrestaurator Wolfgang Hofmann mit dem „Europa Nostra Award“, dem Preis der Europäischen Union für das Kulturerbe, gewürdigt.

Erinnerung und Mahnung

Der Tag des offenen Denkmals stand 2013 unter dem Motto „Unbequeme Denkmale“. Es ging um Denkmale, die an Krieg, Unterdrückung und Gewaltherrschaft erinnern. Es sollte auch das Bewusstsein wach halten, dass es keineswegs selbstverständlich ist, in einer freiheitlichen, demokratischen Gesellschaft in Frieden zu leben. Insofern klingt das damalige Leitmotiv „Erinnerung und Mahnung“ nach einem Grundsatz für das kommende Jubiläumsjahr. 2021 wird das Museum, das ein „Ankerpunkt“ der Europäischen Route von Industriedenkmälern ist, 30 Jahre alt.

Im Kesselhaus befindet sich eine Ausstellung über die Geschichte ...

HTM Peenemünde

Im Kesselhaus befindet sich eine Ausstellung über die Geschichte ...

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... des Kraftwerks, den Bau und die Nutzung des Kraftwerks bis zur Stilllegung.

HTM Peenemünde

... des Kraftwerks, den Bau und die Nutzung des Kraftwerks bis zur Stilllegung.

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In der Ausstellung "Imprinting History" im Kesselhaus sind Werke des Malers Gregorio Iglesias Mayo (Spanien) und des Druckgrafikers Miguel A. Aragon (Mexiko/USA) zu sehen.

HTM Peenemünde

In der Ausstellung "Imprinting History" im Kesselhaus sind Werke des Malers Gregorio Iglesias Mayo (Spanien) und des Druckgrafikers Miguel A. Aragon (Mexiko/USA) zu sehen.

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In der Turbinenhalle des Kraftwerks finden Kulturveranstaltungen statt. Besonders im Rahmen des Usedomer Musikfestivals treten (inter)nationale renommierte Künstler und Musiker auf.

HTM Peenemünde

In der Turbinenhalle des Kraftwerks finden Kulturveranstaltungen statt. Besonders im Rahmen des Usedomer Musikfestivals treten (inter)nationale renommierte Künstler und Musiker auf.

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Historisch-Technisches Museum Peenemünde GmbH (HTM)

Im Kraftwerk, 17449 Peenemünde. Tel.: +49 (0) 38371 505 0. Öffnungszeiten April–Sep. 10–18 Uhr, Okt.–März 10–16 Uhr. Nov.–März: montags geschlossen. Dauerausstellung mit wechselnden Sonderausstellungen und klassischen Konzerten im Kraftwerk. Zudem regelmäßig Workshops, Camps und Vorträgen zur Geschichte des Areals. Gruppenführungen und Projekttage auf Anfrage.

Heeresversuchsanstalt Peenemünde mit dem Kraftwerk

Von 1936–1945 befand sich an der Nordspitze Usedoms die Heeresversuchsanstalt Peenemünde, das damals größte militärische Forschungszentrum von Europa. 1942 gelang unter der wissenschaftlichen Leitung von Wernher von Braun der weltweit erste Start einer Rakete ins All (V2). Es war ein spektakulärer und zugleich gefährlicher technischer Durchbruch und kostete Leben und Gesundheit tausender Kriegsgefangener. Zusätzlich kamen ab 1943 Häftlinge aus Konzentrationslagern dazu, die für die Produktion von Raketen arbeiten mussten. Nach dem Zweiten Weltkrieg ging das Wissen der Forscher in den Besitz der Siegermächte über. Die V2 war die Grundlage für die moderne Raketentechnologie. Peenemünde war in der DDR Truppenstützpunkt und militärisches Sperrgebiet. Von den Versuchsanstalten blieb nur das Kraftwerk erhalten. Ab 1991 wurde es ein Informationszentrum. Pläne des Industriekonzerns Dornier für einen Raumfahrtpark Peenemünde mit Gastro- und Hotelkomplex wurden nicht verwirklicht. Seit 2000 wurde die Ausstellung kontinuierlich erweitert, hinzu kamen 2015 ein Glas-Fahrstuhl, der zur ebenfalls neu gestalteten Aussichtsplattform auf dem Dach des Museums führt. Zum 30. Geburtstags des Museum ist 2021 die Eröffnung einer neuen Dauerausstellung geplant. Das HTM ist ein "Ankerpunkt" der "Europäischen Route von Industriedenkmälern."