Wanderausstellung Gesamtkunstwerke –  Zentrum Baukultur Rheinland-Pfalz

Ausstellungen :

Das Mainzer Rathaus im Fokus – Geometrie, Nutzung, Erhalt mit Debatten zur Zukunft des Bestands. .

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Funktionalismus — Deutschland | 

Die Station Mainz zeigte Gesamtkunstwerke im Zentrum Baukultur Rheinland-Pfalz. Der Auftakt füllte die Räume; Fachleute, Studierende und Stadtgesellschaft kamen ins Gespräch. Die Präsentation band Inhalte und Ort eng zusammen: Im Mittelpunkt stand das 1973 fertiggestellte Rathaus von Arne Jacobsen und Otto Weitling. Seine klare Geometrie, die Raumabfolge und die Materialwahl stehen für die Nachkriegsmoderne der 1960er- und 70er-Jahre – nicht als Stilzitat, sondern als Haltung zu Öffentlichkeit und Verwaltung. Zugleich war und ist das Rathaus Gegenstand intensiver Auseinandersetzungen: Zwischen Sanierung und Neubau sowie Abriss wurde jahrelang gestritten; Bürgerentscheid-Initiativen, Denkmalschutz (seit 2006) und Kostenentwicklungen prägten die Debatte. Seit Ende 2021 läuft die denkmalgerechte Sanierung, die Stadt bekräftigte 2023 diesen Kurs; zuletzt wurden Kostensteigerungen vermeldet. Damit verschiebt sich der Streit zunehmend vom Ob zum Wie: Pflege, Anpassung und künftige Nutzung rücken in den Mittelpunkt. 

Ein O-Ton aus der begleitenden Berichterstattung bündelte diese Perspektive. Martina Conrad (SWR2) schrieb über das Buch zur Ausstellung: „Es ist ein Lesebuch […] und ein Architekturführer, der an Ideale wie Demokratie, Prestige und Effizienz erinnert, an denen sich die Architektur der 1960er- und 1970er-Jahre orientiert hat. Die klare Formensprache, die Geometrie und Offenheit machen die Bauten von Arne Jacobsen zu Ikonen der Nachkriegsarchitektur. Liest man die Texte und betrachtet die zahlreichen Bilder […] so wächst das Verständnis für die Bauwerke. Und das betrifft auch das Mainzer Rathaus.“ Der Hinweis zielte nicht auf Nostalgie, sondern auf Kriterien, die den heutigen Umgang mit dem Bau bestimmen.

Vor Ort wirkten Architektenkammer Rheinland-Pfalz und die Initiative „Die Betonisten“ als Partner mit. Gespräche, Führungen und öffentliche Formate machten den Sanierungs- und Erhaltungsdiskurs greifbar: Welche Qualitäten sind zu sichern? Wo sind Anpassungen nötig? Welche Rolle spielt das Haus für die Stadt? Die Station wurde so zum Debattenraum über Pflege, Nutzung und Weiterbauen – und zugleich zum klaren Plädoyer, Entscheidungen transparent am Bestand zu prüfen.

Wirkung und Reichweite

Die Station band Fachöffentlichkeit und Stadtgesellschaft zusammen – vor Ort im Zentrum Baukultur und flankiert von der städtischen Diskussion zur laufenden Rathaussanierung. Parallel weitete das Zentrum Baukultur die Reichweite mit einer begleitenden Podcast-Reihe aus (u. a. „Die Kuratoren“, „Die lebenswerte Stadt“, „Das Denkmal“), die Gespräche zu Haltung, Denkmalpflege und Gegenwartsgebrauch dokumentiert und dauerhaft verfügbar macht. Überregionale Beiträge – darunter Radiostimmen – ordneten Mainz als prägnante Etappe der Tour ein; die Projektseite gesamtkunstwerke.eu bündelte Termine und Audioformate und verlängerte die Inhalte in den digitalen Raum. Damit wurde Mainz zu einem Knotenpunkt der Wanderausstellung: lokal verankert, medienseitig verstärkt, inhaltlich auf die Zukunft des Hauses gerichtet.

wurde zum Debattenraum über Pflege, Nutzung und Weiterbauen in Mainz.

Zentrum Baukultur Rheinland-Pfalz

wurde zum Debattenraum über Pflege, Nutzung und Weiterbauen in Mainz.

Bild vergrößern (Zentrum Baukultur Rheinland-Pfalz)(Abbildung © Hendrik Bohle, thelink.berlin)
war die letzte Station der mehrjährigen Wanderausstellung in Deutschland. Danach gastierten wir in Dänemark.

Zentrum Baukultur Rheinland-Pfalz

war die letzte Station der mehrjährigen Wanderausstellung in Deutschland. Danach gastierten wir in Dänemark.

Bild vergrößern (Zentrum Baukultur Rheinland-Pfalz)(Abbildung © Jan Dimog)

Sanierung Rathaus Mainz

Das Rathaus steht seit 2006 unter Denkmalschutz; 2020 beschloss der Stadtrat die Grundsanierung. Einer der Kernpunkte ist die Fassade: Die ursprünglichen Platten aus norwegischem Porsgrunn-Marmor erwiesen sich als ungeeignet und wurden wegen Schadstoffen und Befestigungsproblemen vollständig demontiert. Denkmalschutz und Projektteam einigten sich auf eine Keramikfassade, deren Oberfläche den historischen Marmor präzise nachbildet. Die Arbeiten laufen planmäßig; einzelne Bauabschnitte wie die Fassade am Brückenturm sind fertiggestellt. Der aktuelle Kostenstand liegt – nach einer Erhöhung – im städtisch bestätigten Rahmen; die Fertigstellung ist für 2027 vorgesehen.

Rathaus Mainz (Arne Jacobsen, Otto Weitling) [Mainz] ; 1973

Wanderausstellung "Gesamtkunstwerke – Architektur von Arne Jacobsen und Otto Weitling in Deutschland"

Zentraum Baukultur RLP: 13.09.2022 – 21.10.2022. Nächste Station: Hadersleben, Dänemark.

Rathaus Mainz (Arne Jacobsen, Otto Weitling) [Mainz] ; 1973

Karte mit den Bauwerk(en)

Interaktive Karte mit Bauwerke(n):

Rathaus Mainz (Arne Jacobsen, Otto Weitling [Mainz] ; 1973) |