Amsterdamer Schule, Postmoderne, zeitgenössische Baukunst –  Smartcity mit Stil

Auf Reisen:

Architektur in der jungen Stadt.

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Backstein — Niederlande | 

Groninger Gelassenheit

„Stadt der Talente“: so bewirbt sich die 230.000-Einwohnerstadt im Norden der Niederlande. Weit über 50.000 junge Menschen studieren hier an der Universität und der Fachhochschule und bilden einen Teil der Talente, von denen sich die Stadt Impulse, Ideen und Inspirationen erhofft. Verantwortliche und Bürgerschaft haben Kreative und Kunstschaffende oft unterstützt und gefördert, auch in der Architektur.

Ein Stadtrundgang zu den besonderen Bauten ist entspannt. Das liegt an der Groninger Gelassenheit und der für die Niederlande typischen Infrastruktur, die dem Gehen und Fahrradfahren Priorität einräumt. Eine gute Art, um Architektur in den Niederlanden zu erkunden. Hinzu kommt die kompakte Größe Groningens. Die meisten sehenswerten Projekte – ob Backsteinexpressionismus der Amsterdamer Schule, Projekte ab den 1990ern oder Pavillons von Bernard Tschumi, dem französisch-schweizerischen Architekten des Akropolismuseum in Athen – befinden sich in der „Binnenstad“, dem Zentrum, das keine anderthalb Kilometer Durchmesser misst. Selbst das außerhalb der Binnenstad gelegene Wall House #2 von John Hejduk ist mit dem Fahrrad keine 20 Minuten entfernt. Vom Groninger Museum am Hauptbahnhof sind es etwa ein Kilometer bis zur mittelalterlichen Martinikirche am Grote Markt. Mit dem Fahrrad sind es ca. 5 Minuten. 

Architekt: Isaac Gosschalk. Fertigstellung: 1896. Der aus Amsterdam stammende Gosschalk (1838 –1907) verband für das Gebäude niederländische Renaissance mit Neogotik.

Hauptbahnhof

Architekt: Isaac Gosschalk. Fertigstellung: 1896. Der aus Amsterdam stammende Gosschalk (1838 –1907) verband für das Gebäude niederländische Renaissance mit Neogotik.

Bild vergrößern (Hauptbahnhof)(Abbildung © Hendrik Bohle)
Architekt: J.G. van Beusekom. Fertigstellung: 1865. Der Stadtarchitekt entwarf den Bau mit der neoklassizistischen Fassade während einer neuen Blütezeit des Getreidehandels.

Kornbörse

Architekt: J.G. van Beusekom. Fertigstellung: 1865. Der Stadtarchitekt entwarf den Bau mit der neoklassizistischen Fassade während einer neuen Blütezeit des Getreidehandels.

Bild vergrößern (Kornbörse)(Abbildung © Jan Dimog)
Architekturbüro: Adolfo Natalini, Natalini Architetti. Fertigstellung: 1996. Für den Wiederaufbau des Komplexes rekonstruierte das Büro auch das Gebäude der Goldbörse.

Waagstraatcomplex

Architekturbüro: Adolfo Natalini, Natalini Architetti. Fertigstellung: 1996. Für den Wiederaufbau des Komplexes rekonstruierte das Büro auch das Gebäude der Goldbörse.

Bild vergrößern (Waagstraatcomplex)(Abbildung © Hendrik Bohle)
Architekt: Rem Koolhaas. 1990 beauftragte das Groninger Museum fünf Architekten damit, im Rahmen der Ausstellung "What a Wonderful World" Pavillons zu entwerfen, in dem während der Ausstellung kurze Videofilme gezeigt werden sollten. Der von Koolhaas gestaltete Pavillon steht noch an ursprünglicher Stelle wie auch die Konstruktion von Bernard Tschumi.

Bushaltestelle/Pavillon

Architekt: Rem Koolhaas. 1990 beauftragte das Groninger Museum fünf Architekten damit, im Rahmen der Ausstellung "What a Wonderful World" Pavillons zu entwerfen, in dem während der Ausstellung kurze Videofilme gezeigt werden sollten. Der von Koolhaas gestaltete Pavillon steht noch an ursprünglicher Stelle wie auch die Konstruktion von Bernard Tschumi.

Bild vergrößern (Bushaltestelle/Pavillon)(Abbildung © Hendrik Bohle)
"University Medical Center Groningen" (UMCG): eine Stadt in der Stadt mit 17.000 Angestellten und fast 1.400 Betten.

Universitätsklinik

"University Medical Center Groningen" (UMCG): eine Stadt in der Stadt mit 17.000 Angestellten und fast 1.400 Betten.

Bild vergrößern (Universitätsklinik)(Abbildung © Hendrik Bohle)

Amsterdamer Schule

Groningen war einst Hansestadt. Nordisch-niederländische Ziegelbauten gehören zum Stadtbild. Experimente ebenfalls, gut an den Gebäuden der Amsterdamer Schule zu sehen. Diese entstand im frühen 20. Jahrhundert, als der Architekt Jan Gratama (1877–1947) eine Gruppe junger Architekten 1916 so bezeichnete. Diese bezogen sich in ihrem Schaffen und Stil auf Hendrik Petrus Berlage, der als Pionier der modernen, niederländischen Architektur gilt. Hauptmerkmale der Amsterdamer Schule sind die Verwendung von Backstein und eine ausgeprägte Fassadengestaltung mit starker Gliederung und Verzierungen am Mauerwerk. Typisch sind auch die horizontalen, breiten Fenster. Einige Gebäuden weisen zudem Elemente des Kubismus, Art déco und De Stijl auf.

In Deutschland entwickelte sich zeitgleich zur Amsterdamer Schule und zu den Anfängen des Bauhaus mit dem Backsteinexpressionismus eine Variante expressionistischer Architektur mit ornamentalen, teils eigenwilligen Formen und kantigen, spitzen Elementen, ergänzt um Plastiken und Keramiken bei der Dekoration.

In der Provinz Groningen war die Amsterdamer Schule besonders populär mit Architektur von Egbert Reitsma, Siebe Jan Bouma und Evert Linge. Der Groninger Architekt und Stadtplaner Siebe Jan Bouma (1899–1959) übertrug die Philosophie der Amsterdamer Schule in das Stadtbild seines Heimatortes auf eine mannigfaltige Weise. Bevor er Stadtarchitekt wurde, arbeitete er als Zimmermann und Bauzeichner. Das erklärt die Vielfalt seiner Entwürfe, die von Umspannwerken, Schulen über Wohnbauten und öffentliche Einrichtungen bis hin zu Stadtmöbel und Laternenmasten reichten. 

In der Parkstraße, S.J. Bouma. Fertigstellung: 1927. Die Vorder- und Rückseite unterscheiden sich stark. Die Amsterdamer Schule zeigt sich vorne mit einer geschlossenen, gegliederten Front und ...

Vensterschool

In der Parkstraße, S.J. Bouma. Fertigstellung: 1927. Die Vorder- und Rückseite unterscheiden sich stark. Die Amsterdamer Schule zeigt sich vorne mit einer geschlossenen, gegliederten Front und ...

Bild vergrößern (Vensterschool)(Abbildung © Jan Dimog)
... mit Variationen der Fensterformen. Auf der Rückseite wirkt das Gebäude mit den vielen Fenstern und der einheitlichen Gestaltung heiter und offen.

Vensterschool

... mit Variationen der Fensterformen. Auf der Rückseite wirkt das Gebäude mit den vielen Fenstern und der einheitlichen Gestaltung heiter und offen.

Bild vergrößern (Vensterschool)(Abbildung © Jan Dimog)
Siebe Jan Bouma, 1928 fertiggestellt.

Simon van Hasseltschool

Siebe Jan Bouma, 1928 fertiggestellt.

Bild vergrößern (Simon van Hasseltschool)(Abbildung © Hendrik Bohle)
Entwurf: S. J. Bouma. Fertigstellung: 1926. Das langgezogene Schulgebäude besteht aus verschiedenen Baukörpern mit unterschiedlichen Fassadenflächen und Dachformen sowie großen Fenstern. Seit 2002 ist der Komplex eine Wohnanlage.

Schule an der Jan Hissink Jansenstraat

Entwurf: S. J. Bouma. Fertigstellung: 1926. Das langgezogene Schulgebäude besteht aus verschiedenen Baukörpern mit unterschiedlichen Fassadenflächen und Dachformen sowie großen Fenstern. Seit 2002 ist der Komplex eine Wohnanlage.

Bild vergrößern (Schule an der Jan Hissink Jansenstraat)(Abbildung © Hendrik Bohle)
Entwurf: S. J. Bouma. Fertigstellung: 1932.

S. J. Boumaschool

Entwurf: S. J. Bouma. Fertigstellung: 1932.

Bild vergrößern (S. J. Boumaschool)(Abbildung © Hendrik Bohle)
Mit den typischen Treppenfenstern …

S. J. Boumaschool

Mit den typischen Treppenfenstern …

Bild vergrößern (S. J. Boumaschool)(Abbildung © Hendrik Bohle)
… und Buntglasfenstern im Treppenhaus.

S. J. Boumaschool

… und Buntglasfenstern im Treppenhaus.

Bild vergrößern (S. J. Boumaschool)(Abbildung © Hendrik Bohle)
In der Rabenhauptstraat, Siebe Jan Bouma. Fertigstellung: 1929. Kubistische Formen prägen das Gebäude, gut am turmartigen Schornsteinschacht zu sehen. Willem Valk gestaltete den Pelikan über dem Hauteingang, ein Symbol für Fürsorge und Aufmerksamkeit für Kinder. Das Gebäude war ursprünglich eine Schule. Heute befindet sich ein Architekturbüro in dem historischen Bau.

Grafikmuseum

In der Rabenhauptstraat, Siebe Jan Bouma. Fertigstellung: 1929. Kubistische Formen prägen das Gebäude, gut am turmartigen Schornsteinschacht zu sehen. Willem Valk gestaltete den Pelikan über dem Hauteingang, ein Symbol für Fürsorge und Aufmerksamkeit für Kinder. Das Gebäude war ursprünglich eine Schule. Heute befindet sich ein Architekturbüro in dem historischen Bau.

Bild vergrößern (Grafikmuseum)(Abbildung © Hendrik Bohle)
Stadtwerke in der Ubbo Emmiusstraat, Siebe Jan Bouma. Fertigstellung: 1928. Das Spiel mit vertikaler und horizontaler Struktur und Kunst des Groninger Bildhauers Willem Valk (1898–1977)

Gemeentewerken (Dienst RO/EZ)

Stadtwerke in der Ubbo Emmiusstraat, Siebe Jan Bouma. Fertigstellung: 1928. Das Spiel mit vertikaler und horizontaler Struktur und Kunst des Groninger Bildhauers Willem Valk (1898–1977)

Bild vergrößern (Gemeentewerken (Dienst RO/EZ))(Abbildung © Hendrik Bohle)
Jan Kuiler (1883–1952) und Lucas Drewes (1870–1969) war ein Architektenduo aus Groningen, wo sie für den Bau mehrerer Gebäude verantwortlich waren – darunter auch die expressionistische Kirche, das ein "Rijksmonument" ist, ein nationales Denkmal.

Oosterkerk

Jan Kuiler (1883–1952) und Lucas Drewes (1870–1969) war ein Architektenduo aus Groningen, wo sie für den Bau mehrerer Gebäude verantwortlich waren – darunter auch die expressionistische Kirche, das ein "Rijksmonument" ist, ein nationales Denkmal.

Bild vergrößern (Oosterkerk)(Abbildung © Hendrik Bohle)

25 Jahre Groninger Museum

Symbolhaft, bunt, formenreich – das Groninger Museum gegenüber des Hauptbahnhofs ist ein Statement. Wer aus dem Zug steigt und gen Innenstadt geht, muss zwangsläufig an dem Kunstmuseum vorbei. Der Weg ist ein Kunstparkour mit der Skulptur des italienischen Großdesigners Alessandro Mendini, auf der Unterseite der Brücke befinden sich Aufkleber des belgischen Künstlers Wim Delvoye. So eindrücklich und farbig das Museum ist, zu Beginn des Projekts wurde lange und intensiv darum gerungen, so Museumsdirektor Andreas Blühm bei unserem Rundgang. Die Bewohner der nahen Patrizierhäuser fürchteten um den Wert ihrer Immobilien, andere kritisierten die Exzentrik des Entwurfs. Der damalige Museumsdirektor Frans Haks (1938–2006) hatte Mendini als Chefarchitekten für den Neubau beauftragt, da das alte Haus den neuen Anforderungen nach 100 Jahren nicht mehr gerecht wurde. Der Mailänder Meister der selbstsicheren Stil-Synthese lud drei Gastarchitekten ein. Diese Offerte war zugleich die Lösung, die in der „Auflösung“ des Museums in drei Pavillons bestand: der zylindrisch-silbrige Philippe Starck-Bau mit dem Backsteinpavillon von Michele de Lucchi, der gelbe Turm von Alessandro Mendini und die dekonstruktivistische Innen-Außen-Struktur von Coop Himmelb(l)au aus Österreich. Der Komplex erscheint durchlässig, offen und wie ein Zusammenspiel von Formen- und Raumensembles. Solisten mit starkem Ego in einem Orchester, das herausfordert und sich mit Sicherheit nicht einschmeicheln möchte. Der Komplex gleicht einer Insel und hat drei große, im Wasser liegende Baukörper, die über Wege und Plätze miteinander verbunden sind. Der mittlere Teil von Mendini ist das Herzstück. Er wird von dem goldenen Turm überragt, den der italienische Designer und Architekt als Depot geplant hatte. Der Pavillon des Gastarchitekten Michele de Lucchi ähnelt einer Backsteinfestung und ist ein Verweis auf die Geschichte der Stadt. Oberhalb des de Lucchi-Baus ist der Starck-Pavillon, der in seiner runden Form an eine Töpferscheibe erinnert. Die Inszenierung mit Gardinen und Vitrinen in Form von großen Eiswürfeln passt zum symbolträchtigen Gebäude. Das Grau steht für die Farbe des Töpfertons, die Risse im Boden und an den Wänden für die narbig-maschenartigen Haarrisse und Sprünge auf der Oberfläche von Steinen, Ölgemälden, Lackierungen und Keramiken. 

Der Querkopf der Architekturorchesters ist der Entwurf des Wiener Büros Coop Himmelb(l)au. Frei von Symmetrie schieben sich Teile des Pavillons hinaus, scheinen Räume zu stürzen, Wände zu kippen, Wege zu schweben. Stärker und kompromissloser als in ihrem ebenfalls gelungenen Musée des Confluences in Lyon, Frankreich. Der größte Teil wurde auf einer Schiffswerft nahe Groningen gebaut. Vieles bezieht sich auf den Schiffsbau, die Farben wiederum beziehen sich auf das im Bau verwendete Grundmaterial. Grau steht für Beton, Rot für Stahl, Schwarz für Teer. 

Das Museum ist sich auch bei der Revitalisierung treu geblieben. Museumsdirektor Blühm erklärt, dass man nach Mendinis Zustimmung junge Designer wie Maarten Baas, Studio Job und Jaime Hayon beauftragte mehrere Räume, das Restaurant und die Job Lounge sowie das Info Center neu zu gestalten. 2019 ist das Jubiläumsjahr für das Groninger Museum, das es mit einem prallen Ausstellungsprogramm zelebriert. Von „Mondo Mendini“ des Chefarchitekten Alessandro Mendini, der im Frühjahr 2019 verstarb bis zu dem eigens für das Groninger Museum entwickelten Kunstwerk des Designavantgardisten Daan Roosegaarde. Der Titel der interaktiven Arbeit: Presence. 

Michele de Lucchi, Alessandro Mendini, Philippe Starck, Coop Himmelb(l)au. Fertigstellung: 1994

Groninger Museum

Michele de Lucchi, Alessandro Mendini, Philippe Starck, Coop Himmelb(l)au. Fertigstellung: 1994

Bild vergrößern (Groninger Museum)(Abbildung © Hendrik Bohle)
Wir waren mit Museumsdirektor Dr. Andreas Blühm im Komplex unterwegs. Der 1959 in Berlin geborene Kunsthistoriker ist seit 2012 Leiter des Groninger Museums.

Groninger Museum

Wir waren mit Museumsdirektor Dr. Andreas Blühm im Komplex unterwegs. Der 1959 in Berlin geborene Kunsthistoriker ist seit 2012 Leiter des Groninger Museums.

Bild vergrößern (Groninger Museum)(Abbildung © Jan Dimog)
... Stationen zuvor: Volontariat am Museum für Kunst und Kunstgeschichte der Hansestadt Lübeck, Ausstellungsleiter am Museum Ostdeutsche Galerie Regensburg, Leitung des Wallraf-Richartz-Museum in Köln. Seit 2016 lehrt er auch als Professor für Kunstgeschichte an der Universität Groningen.

Groninger Museum

... Stationen zuvor: Volontariat am Museum für Kunst und Kunstgeschichte der Hansestadt Lübeck, Ausstellungsleiter am Museum Ostdeutsche Galerie Regensburg, Leitung des Wallraf-Richartz-Museum in Köln. Seit 2016 lehrt er auch als Professor für Kunstgeschichte an der Universität Groningen.

Bild vergrößern (Groninger Museum)(Abbildung © Jan Dimog)
Der gelbe Turm von Alessandro Mendini

Groninger Museum

Der gelbe Turm von Alessandro Mendini

Bild vergrößern (Groninger Museum)(Abbildung © Hendrik Bohle)
Die von Mendini gestaltete Wendeltreppe als Kunstwerk an sich mit tausenden Mosaiksteinen. Vom Eingangsbereich geht es hinunter zur Kunst.

Groninger Museum

Die von Mendini gestaltete Wendeltreppe als Kunstwerk an sich mit tausenden Mosaiksteinen. Vom Eingangsbereich geht es hinunter zur Kunst.

Bild vergrößern (Groninger Museum)(Abbildung © Jan Dimog)
Der französische Designer Philippe Starck entwarf den Pavillon für Kunsthandwerk, unterstützt vom Groninger Künstler Albert Geertjes.

Groninger Museum

Der französische Designer Philippe Starck entwarf den Pavillon für Kunsthandwerk, unterstützt vom Groninger Künstler Albert Geertjes.

Bild vergrößern (Groninger Museum)(Abbildung © Hendrik Bohle)
Der Pavillon der Wiener Avantgardisten und Dekonstruktivisten Coop Himmelb(l)au

Groninger Museum

Der Pavillon der Wiener Avantgardisten und Dekonstruktivisten Coop Himmelb(l)au

Bild vergrößern (Groninger Museum)(Abbildung © Jan Dimog)
Das Museum zelebriert 2019 das 25jährige Bestehen des Mendini-de Lucchi-Starck, Coop Himmelb(l)au-Komplexes mit einem üppigen und teils spektakulären Programm. Darunter eine eigens für das Museum entwickelte Arbeit des Künstlers Daan Roosegaarde.

Groninger Museum

Das Museum zelebriert 2019 das 25jährige Bestehen des Mendini-de Lucchi-Starck, Coop Himmelb(l)au-Komplexes mit einem üppigen und teils spektakulären Programm. Darunter eine eigens für das Museum entwickelte Arbeit des Künstlers Daan Roosegaarde.

Bild vergrößern (Groninger Museum)(Abbildung © Hendrik Bohle)
Der innere Aufbau des Komplexes erschließt sich nicht zwangsläufig. Die Bereiche der Pavillons und Verbindungswege sind teils labyrinthisch, teils verwinkelt.

Groninger Museum

Der innere Aufbau des Komplexes erschließt sich nicht zwangsläufig. Die Bereiche der Pavillons und Verbindungswege sind teils labyrinthisch, teils verwinkelt.

Bild vergrößern (Groninger Museum)(Abbildung © Jan Dimog)
Dazu kommen die unterschiedlichen Sammlungen und Themenbereiche mit entsprechender Gestaltung und (Licht)Atmosphäre. Die Architektur und die Dauer- und Sonderausstellungen erfordern Zeit und Muße und sind im Zusammenspiel ein Erlebnis.

Groninger Museum

Dazu kommen die unterschiedlichen Sammlungen und Themenbereiche mit entsprechender Gestaltung und (Licht)Atmosphäre. Die Architektur und die Dauer- und Sonderausstellungen erfordern Zeit und Muße und sind im Zusammenspiel ein Erlebnis.

Bild vergrößern (Groninger Museum)(Abbildung © Jan Dimog)

Zeitgenössische Architektur

Die historischen Gebäude der Innenstadt bestimmen das Bild der fast 1000 Jahre alten Hansestadt Groningen. Doch sowohl hier als auch außerhalb des Zentrums sind viele zeitgenössische Bauten entstanden. Bemerkenswert ist der Mut zu Architektur mit ungewöhnlichen Formen und Farben und das Zusammenspiel aus Kubaturen und Komplexität, das oft leicht, heiter und damit sehr souverän daherkommt. Das organisch-asymmetrische Gasunie-Gebäude aus den Neunzigerjahren spielte in der Entwicklung der neueren Stadtgeschichte eine wichtige Rolle. Das 2001 fertiggestellte Wall House II des tschechisch-amerikanischen Baukünstlers und Architekturlehrers John Hejduk wiederum erscheint skulptural und surreal. Ein Haus der Farben, Symbolik und fast ohne Ecken. Es steht stellvertretend für Groningens Herangehensweise an die Möglichkeiten der heutigen Architektur. In vielen Neubauten führen die Planer und Gestalter Asymmetrie, Nonkonformistisches und die meisterhafte Nutzung der heutigen Technologien zusammen. Ohne Selbstzweck zu sein. Auch das ist ein Talent Groningens. 

John Hejduk, 2001.

Wall House II

John Hejduk, 2001.

Bild vergrößern (Wall House II)(Abbildung © Hendrik Bohle)
Alberts & Van Huut, 1994. 18 Stockwerke und 89 Meter hoch: eines der bekanntesten Gebäude Groningens und lange das zweithöchste der Stadt (abgelöst durch Kempkensberg, das neue Finanzamt von UN). Königin Beatrix eröffnete das Hauptquartier von Gasunie, das die Architekten als "organisches Gebäude" beschreiben. Links: "La Liberté" von Dominique Perrault.

Gasunie

Alberts & Van Huut, 1994. 18 Stockwerke und 89 Meter hoch: eines der bekanntesten Gebäude Groningens und lange das zweithöchste der Stadt (abgelöst durch Kempkensberg, das neue Finanzamt von UN). Königin Beatrix eröffnete das Hauptquartier von Gasunie, das die Architekten als "organisches Gebäude" beschreiben. Links: "La Liberté" von Dominique Perrault.

Bild vergrößern (Gasunie)(Abbildung © Jan Dimog)
NL Architects, im Bau. Das 1997 von Pieter Bannenberg, Walter van Dijk, Kamiel Klaasse and Mark Linnemann gegründete Büro sieht eine Art "gebautes Wikipedia" für Groningen vor. Ein mächtiger, dominanter Kulturbau, der öffentlicher Platz, Wissenshaus und Treffpunkt der Stadt werden soll.

Forum

NL Architects, im Bau. Das 1997 von Pieter Bannenberg, Walter van Dijk, Kamiel Klaasse and Mark Linnemann gegründete Büro sieht eine Art "gebautes Wikipedia" für Groningen vor. Ein mächtiger, dominanter Kulturbau, der öffentlicher Platz, Wissenshaus und Treffpunkt der Stadt werden soll.

Bild vergrößern (Forum)(Abbildung © Hendrik Bohle)
Arons en Gelauff Architecten, 2008. Der Wohnturm ist 63 Meter hoch und gehört mit seinen 21 Etagen zu den höchsten Gebäuden der Stadt. "De Intense Stad" war ein Baumanifest und Plan der Stadt zur Verdichtung und Anbindung der Stadtteile an das Zentrum. „Die Rochade“ ist eines der ersten sichtbaren Ergebnisse dieses Vorhabens. Die Landschaftsarchitektur stammt von Kraaivanger Urbis.

De Rokade

Arons en Gelauff Architecten, 2008. Der Wohnturm ist 63 Meter hoch und gehört mit seinen 21 Etagen zu den höchsten Gebäuden der Stadt. "De Intense Stad" war ein Baumanifest und Plan der Stadt zur Verdichtung und Anbindung der Stadtteile an das Zentrum. „Die Rochade“ ist eines der ersten sichtbaren Ergebnisse dieses Vorhabens. Die Landschaftsarchitektur stammt von Kraaivanger Urbis.

Bild vergrößern (De Rokade)(Abbildung © Jan Dimog)
UNStudio, 2011. Der Komplex mit den fließenden Formen des renommierten niederländischen Architekturbüros von Ben van Berkel und Caroline Bos markiert eine neue Zeit in Groningens Stadtbild. UNStudio krönt die Anlage mit einem Hochhaus, das mit 92 Meter Höhe fast so hoch ist wie die traditionelle Landmarke, die Martinikirche mit dem 97 Meter hohen Martiniturm.

Kempkensberg

UNStudio, 2011. Der Komplex mit den fließenden Formen des renommierten niederländischen Architekturbüros von Ben van Berkel und Caroline Bos markiert eine neue Zeit in Groningens Stadtbild. UNStudio krönt die Anlage mit einem Hochhaus, das mit 92 Meter Höhe fast so hoch ist wie die traditionelle Landmarke, die Martinikirche mit dem 97 Meter hohen Martiniturm.

Bild vergrößern (Kempkensberg)(Abbildung © Hendrik Bohle)
Die Fassade des Bürogebäudes besteht aus verschiedenen Elementen wie z. B. Aluminiumlamellen, die auch der Regulierung z. B. des Lichteinfalls dienen.

Kempkensberg

Die Fassade des Bürogebäudes besteht aus verschiedenen Elementen wie z. B. Aluminiumlamellen, die auch der Regulierung z. B. des Lichteinfalls dienen.

Bild vergrößern (Kempkensberg)(Abbildung © Hendrik Bohle)
Insgesamt arbeiten über 2.000 Menschen in dem Gebäude des Finanzamtes, das zu einem der nachhaltigsten Bürobauten der Niederlande zählt. Hinzu kommen Parkplätze für 600 Fahrzeuge und – wie sollte es in diesem Fahrrad-freundlichen Land anders sein – für 1.500 Zweiräder. Das Zentrum der Anlage ist die Parkanlage, zu dem auch der Gartenpavillon Sterrebos gehört.

Kempkensberg

Insgesamt arbeiten über 2.000 Menschen in dem Gebäude des Finanzamtes, das zu einem der nachhaltigsten Bürobauten der Niederlande zählt. Hinzu kommen Parkplätze für 600 Fahrzeuge und – wie sollte es in diesem Fahrrad-freundlichen Land anders sein – für 1.500 Zweiräder. Das Zentrum der Anlage ist die Parkanlage, zu dem auch der Gartenpavillon Sterrebos gehört.

Bild vergrößern (Kempkensberg)(Abbildung © Hendrik Bohle)
Dominique Perrault Architecture (mit Oving Architekten), 2012. Büros, einem Hotel und Sozialbauwohnungen.

La Liberté

Dominique Perrault Architecture (mit Oving Architekten), 2012. Büros, einem Hotel und Sozialbauwohnungen.

Bild vergrößern (La Liberté)(Abbildung © Hendrik Bohle)
CIG Architecture, 2014. Café und Restaurant mit Veranstaltungsräumen.

DOT

CIG Architecture, 2014. Café und Restaurant mit Veranstaltungsräumen.

Bild vergrößern (DOT)(Abbildung © Jan Dimog)

Wir danken Marketing Groningen / Visit Groningen sowie den Partnern für die Einladung zu der redaktionell unabhängigen Recherchereise! Weitere Architekturgeschichten über die Baukunst in den Niederlanden: hier.

Groningen

Hauptstadt der Provinz Groningen im Norden der Niederlande mit über 230.000 Einwohnern (Stand Januar 2019). Fast 50.000 Studierende sind an der Fachhochschule und der Universität, die es seit 1614 gibt, eingeschrieben. Als Handelsplatz war die Stadt auch ein wichtiger Standort des Schiffbaus mit zahlreichen Werften im 17. und 18. Jahrhundert. Weitere Wirtschaftszweige waren die Tabakindustrie, die Zuckerrübenverarbeitung und die Nahrungs- und Genussmittelproduktion. Heute ist die Stadt in erster Linie Handels-, Dienstleistungs- und Forschungszentrum. Eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten ist die Martinikirche (Martinikerk) am Grote Markt aus dem 16. Jahrhundert mit dem 127 Meter hohen Turm.

Siebe Jan Bouma

1899–1959, geboren in Groningen, gestorben in Den Haag. Stadtarchitekt von Groningen mit Werken im Stil der Amsterdamer Schule (Amsterdamse school) und des Kubismus von denen viele Stadtbild-prägend waren und sind. Bouma arbeitete mit dem Groninger Bildhauer Willem Valk (1898–1977), der viele der Gebäude verzierte. Bouma wurde nach seiner Groninger Zeit Museumsdirektor in Arnhem und Enkhuizen. Als begeisterter Fotograf hat er Architektur- und Landschaftsbilder erstellt, seine Sammlung ist Teil des Kulturerbes und wird vom "Reichsdienst für das Kulturelle Erbgut" (Rijksdienst voor het Cultureel Erfgoed) verwaltet.

Groninger Museum

1874 gegründet. Fertigstellung des postmodernen Neubaus 1994, feierliche Eröffnung durch Königin Beatrix. Entwürfe von Michele De Lucchi, Philippe Starck, Coop Himmelb(l)au und Alessandro Mendini, Auftrag durch den damaligen Museumsdirektor Frans Haks. Sammlungen aus Objekten zur Geschichte Groningens, aus chinesischem und japanischem Porzellan, Kunsthandwerk, Kunstwerke des 16.–20. Jahrhunderts und aus zeitgenössischer Kunst. Museumeiland 1, 9711 ME Groningen. Di.–So. 10–17 Uhr.

Wall House

A.J. Lutulistraat 17, 9728 WT Groningen. Sa. und So. 12–17 Uhr. Oder nach Vereinbarung. Der Eintritt ist frei.

Alessandro Mendini

1931–2019. Italienischer Designer und Architekt. Der gebürtige Mailänder gründete 1989 das Atelier Mendini und führte es zusammen mit seinem jüngeren Bruder Franceso. Als Architekt entwarf er Bauten für Alessi, den Gedenkturm in Hiroshima, das Arosa Casino in der Schweiz und das Groninger Museum. Neben zahlreichen Ehrungen hat er den Compasso d’Oro, einen der bedeutendsten Designerpreis weltweit, mehrfach gewonnen.

Philippe Starck

Geboren 1949 in Paris. Der französische Designer ist durch teils spektakuläre Entwürfe in der Architektur bekannt geworden, so z. B. die Innengestaltung der Privaträume des ehemaligen Staatspräsidenten Frankreichs Mitterand im Élysée-Palast. Als Produktdesigner hat er für u.a. Hansgrohe, Puma, Duravit gearbeitet. Die Zitronenpresse „Juicy Salif“ gestaltete er für den italienischen Hersteller Alessi. Weitere realisierte Entwürfe in der Architektur: das Hauptgebäude der Asahi-Brauerei in Tokio und ein Teil des Groninger Museums.

Coop Himmelb(l)au

Büro mit avantgardistisch-dekonstruktivistischem Architekturstil, 1968 von Wolf Prix gegründet. Partner sind Harald Krieger und Karolin Schmidbaur. Das Unternehmen ist in der Architektur, der Stadtplanung, im Design und in der Kunst tätig, hat Projektbüros in Los Angeles, Frankfurt/Main und Paris. Zu den bekanntesten Werken des mehrfach ausgezeichneten Büros gehören der Ufa-Kristallpalast in Dresden, der Gasometer in Wien, der Neubau der Europäischen Zentralbank in Frankfurt und das Musée des Confluences in Lyon, Frankreich.

Kempkensberg/Duo Building

Vrydemalaan 2, 9713 WS Groningen

THE LINK Hotel- und Restaurantempfehlungen

Asgard Hotel

Ganzevoortsingel 2-1, 9711 AL Groningen. Das kleine Dreisternehotel befindet sich in der Innenstadt unweit des Hauptbahnhofs und des Museumsviertels. Die Gestaltung verbindet Stil mit Ökologie und fügt sich gut in dem 1935 fertiggestellten Gebäude.

Restaurant Houdt van eten

Herestraat 96, Groningen.

DOT

Vrydemalaan 2, 9713 WS Groningen

Brasserie Midi

Folkingestraat 42, 9711 JX Groningen

Paviljoen ’t Sterrebos

Helperzoom 3b, 9722 BD Groningen