Mit Hymer zur alpinen Baukunst in Südtirol, Teil 1 – Roadtrip zur Gipfelarchitektur
Auf Reisen /Seit einigen Jahren entwickelt sich die Baukultur in Südtirol rasant. Dabei sind „Zauberberge“ entstanden wie das Messner Mountain Museum (MMM) Firmian von Werner Tscholl, neue Kletterformationen von Stifter + Bachmann in Bruneck oder Naturbauten wie das Vigilius Mountain Resort von Matteo Thun in Lana. Spätestens mit dem MMM Corones der irakisch-britischen Weltarchitektin Zaha Hadid (1950–2016) ist die Region zwischen dem UNESCO-Welterbe Dolomiten und dem Vinschgau mit den Städten Bozen, Meran und Brixen auch auf der architektonischen Karte klar verortet. Mit einem Hymer Camper Van haben wir uns auf den Weg in die Berge und Täler Südtirols gemacht, um Bekanntes und Besonderes der hiesigen Baukunst zu erkunden. Mit dem Grand Canyon S auf Basis des Mercedes-Benz-Sprinters von Hymer sind wir in Weinlandschaften gefahren, haben mediterran-alpine Orte besucht und Serpentinen mit zahlreichen Kurven und Kehren gemeistert. Für diese Strecken war das Fahrzeug sehr gut geeignet. Einerseits ist es ein vollausgestattetes Reisemobil (Küche, Bad, Bett), andererseits sind wir flexibel und beweglich gewesen. Mal ein Van zum Entspannen, dann wieder ein „Bergtier“, dank Allradantrieb.
Unser Fokus lag auf Projekten der vergangenen Jahre. Erst im Ahrntal und in Bruneck (Teil 1), dann im Schlerngebiet mit Kastelruth und der Seiser Alm und schließlich in Bozen mit der Südtiroler Weinstraße (Teil 2). Abseits der geraniengestalteten Berg- und Talromantik fällt der Wille zu Neuinterpretationen althergebrachter Baukunst auf. Vieles bezieht sich auf die grandiose Gipfellandschaft. Die Natur spielt nicht nur bei der Planung eine große Rolle, auch bei der Materialauswahl bleiben viele Architekten in Südtirol, z. B. indem sie heimische Hölzer verwenden. Pioniere wie Werner Tscholl (*1955), der Architekt Italiens 2016, schaffen weiterhin wichtige Landmarken, sei es für Kellereien in der Südtiroler Weinstraße oder am Timmelsjoch. Andere regionale Vertreter sind der hoch gehandelte Peter Pichler aus Bozen (*1982), die Brüder Pedevilla und noa*, die neben ihrem Stammsitz in Bozen seit 2018 auch ein Büro in Berlin haben. Dass die Region nun auch einen Zaha Hadid-Bau hat, ist ein vorläufiger, sprichwörtlicher Höhepunkt in einer inzwischen etwa zwei Jahrzehnte dauernden Transformation der zeitgenössischen Südtiroler Architektur. Zugleich ist es hiesigen Baumeistern wichtig die alte Bausubstanz zu erhalten und neu zu beleben, hin zu einer zeitgemäßen Nutzung – auch um neue Impulse zu setzen, um Traditionelles in eine zeitgenössische Formensprache zu übersetzen. Im Interview mit THE LINK beschreibt noa*-Architekt Andreas Profanter das so: „Bei zeitgenössischer Architektur in Südtirol geht es nicht unbedingt darum, bestimmte traditionelle Merkmale wie Satteldach und Erker aufzugreifen, sondern auf eine etwas subtilere Art und Weise Neues und Altes zu kombinieren.“
Ein Paradebeispiel für diese Gestaltungsphilosophie ist das Wanderhotel Bühelwirt mit der Erweiterung durch Pedevilla Architects: ein einfacher und spektakulärer Bau, modern und klar in der Tradition verwurzelt.
Das Ahrntal
Der Kronplatz / Plan de Corones, Bruneck / Brunico
Im zweiten Teil 2 fahren wir ins Schlerngebiet mit der Seiser Alm und nach Bozen mit der Südtiroler Weinstraße.
Südtirol
amtlich Trentino-Südtirol (dt.) bzw. Trentino-Alto Adige (ital.), ist heute eine eigene Autonome Region innerhalb Italiens. Die Region setzt sich aus den Provinzen Bozen (ital. Bolzano) und Trient (ital. Trento) zusammen – erste ist überwiegend deutsch- bzw. in ihrem östlichen Teil ladinischsprachig, letztere gehört zum italienischen Sprachraum. Die Region umfasst knapp 7.400 km2, die Einwohnerzahl beträgt knapp 525.000. Ein wirtschaftliches Kerngebiet liegt im Etschtal mit Hauptanbaugebieten von hochwertigem Obst (Äpfel, Birnen) sowie den Südtiroler Weinsorten, die überproportional zum italienischen Weinexport beitragen. Hinzu kommen Aprikosen, Kirschen, Pflaumen und Nüsse. Im Bozner Raum konzentrieren sich Handel, Gewerbe und Industrie. Die Messe ist von überregionaler Bedeutung. Weitere wichtige Wirtschaftszentren sind Meran, Brixen und im Pustertal mit Brixen und Vinschgau. Der Tourismus bildet eine der stärksten Säulen der Südtiroler Wirtschaft mit einer sehr gut ausgebauten Infrastruktur mit Eisenbahnstrecken, Autobahnen und Straßen sowie Bergbahnen, Skilifte und Wanderwegen, Bergpfaden und Kletterstrecken.
Dolomiten
Dolomiti (ital.), Dolomites (ladinisch). Die Gebirgsgruppe der südlichen Kalkalpen werden auch den Südalpen zugerechnet. Seit 2009 gehören Teile der Dolomiten zum UNESCO-Weltnaturerben Dolomiten. Höchster Berg ist die Marmolata mit 3.342 m. Weitere bekannte Gipfel sind u. a. der Antelao, die Drei Zinnen, der Schlern, der Langkofel. Die Dolomiten werden im Westen durch das Eisacktal und südlich von Bozen durch das Etschtal begrenzt. Nach Norden grenzen sie an das Pustertal. Charakteristisch für die Dolomiten ist der Wechsel aus sanft geformten Almen und den steilen Riffen aus Kalkstein und Dolomit. Das Gebirge besteht größtenteils aus Sedimentgestein mit Lagen aus versteinerten Korallenriffen. Die Erforschung des „Reich der bleichen Berge“ ist nur wenige hundert Jahre alt. Der Franzose Déodat de Dolomieu erforschte 1789 erstmals das Gebirge.
Ahrntal / Valle Aurina
Von Sand in Taufers kommt man ins Ahrntal, ein Waldtal zwischen Zillertaler Alpen und Hohen Tauern.
Kronplatz / Plan de Corones
Brunecks Aussichtsberg ist der 2.272 Meter hohe Kronplatz, ein sanft gerundeter Berg. Zahlreiche Schlepp- und Sessellifte führen zum vielbesuchten Wintersportgelände. Südlich ragen die hochalpinen Gipfel der Dolomiten auf.
Pustertal / Val Pusteria mit Bruneck / Brunico
Das Pustertal trennt die Zillertaler Alpen und die Hohen Tauern von den Dolomiten und den Karnischen Alpen und war schon in alter Zeit eine wichtige Fernverbindung. Das Tal ist eines der touristisch wichtigsten Tälern südlich des Brenners. Bruneck mit der Stadtgasse und mit weniger als 15.000 Einwohnern ist der Hauptort
Ladinisch
gehört zu den rätoromanischen Sprachen und hat sich nach der römischen Kolonisation aus dem Vulgärlatein und Resten der nichtromanischen Regionalsprachen entwickelt. Die Sprache wird heute in einigen Dolomitentälern der Provinz Bozen und Belluno gesprochen.
Hymer
Hymer GmbH & Co. KG, Holzstraße 19, D-88339 Bad Waldsee. Hymer gehört zu den traditionsreichsten und heute erfolgreichsten Herstellern von Wohnmobilen, Wohnwagen und Freizeitfahrzeugen in Europa. Komfortable Hochwertigkeit ist dabei ebenso wichtig wie Wirtschaftlichkeit, Ausstattung, Sicherheit und Werterhalt. Das Unternehmen wurde 1958 von Erwin Hymer gegründet. 1975 erfolgte die Umstellung auf integrierte Reisemobile und hat seit Bestehen mehrere Preise erhalten. 2009 wurde es als einziger Reisemobilhersteller ins Lexikon der bedeutenden Familienunternehmen und 2010 als eine der Marken des Jahrhunderts aufgenommen. 2011 wurde das Erwin Hymer-Museum in Bad Waldsee eröffnet.
Ansitze
stattliche, burg- oder schlossähnliche Gebäude und eine architektonische Besonderheit Südtirols. Errichtet von Familien des niederen Adels oder von bäuerlichen Großgrundbesitzern. Viele Ansitze sind heute bekannte Weingüter.