Kubismus und Funktionalismus in Prag –  Seit langem modern

Über Kugeln, Kegeln und Pyramiden in Gebäuden, Gebrauchsgütern und im Grafikdesign..

Seit langem modern

Kubismus — Tschechien | 

Prag ist ein Bilderbuch der Baustile. Auf vergleichsweise engem Raum, in fußläufiger Distanz, sind Zeugnisse einer über tausendjährigen Geschichte aufbewahrt. Vom Burgviertel Hradschin über die Karlsbrücke und den Altstädter Ring durch die Neustadt um den Wenzelsplatz begegnen wir romanischen Rotunden, gotischen Türmen, Renaissancepalästen, Klöstern und Kirchen des Barock und farbenfrohen Jugendstilbauten. Sogar Synagogen haben überdauert, die älteste aus dem 13. Jahrhundert. Die Bomber des Zweiten Weltkriegs haben die Stadt nur gestreift. Der versehentliche Angriff einiger US-Maschinen, die eigentlich auf dem Weg nach Dresden waren, riss unter anderem eine Lücke am Ufer der Moldau, die später das Tanzende Haus von Frank Gehry und Vlado Milunić füllte.

»Prag wurde zur Stadt des Kubismus mit kubistischen Mietshäusern voller kubistischer Wohnungen, ausgestattet mit kubistischen Möbeln. Die Bewohner konnten ihren Kaffee aus kubistischen Tassen trinken, ihre Blumen in kubistische Vasen stecken, die Zeit an kubistischen Uhren ablesen, ihre Räume mit kubistischen Lampen erhellen und ihre Bücher in kubistischen Lettern lesen. «

Miroslav Lamac, Kunsthistoriker, in Cubism Tchèque, Paris 1992

Kurz vor dem Ersten Weltkrieg, dessen Ausgang die lange ersehnte Eigenstaatlichkeit bringen sollte, setzten die Tschechen in Prag ein architektonisches Zeichen für ihr gewachsenes Selbstbewusstsein. Mit dem Obecní dům, dem Gemeindehaus, schufen die besten Künstler und Handwerker des Landes einen Jugendstilpalast mit 14.000 Kubikmetern umbauten Raums, dessen Salons, Säle und Restaurants bis heute opulente Orte für Konzerte, Feste und Konferenzen bieten. Doch den Schritt in die Moderne tat zur gleichen Zeit eine kleine Gruppe avantgardistischer Architekten, die sich von Picasso und Braque mit ihrer kubistischen Reduzierung eines Objekts auf geometrische Figuren wie Kugel, Kegel und Pyramide anregen ließen. Der Prager Kubismus zielte ähnlich wie das Bauhaus auf ein Gesamtkonzept des Gestaltens von Gebäuden, Möbeln, Gebrauchsgütern und Grafik ab. Ihm blieb nur wenig Zeit. Versuche, ihn in der jungen tschechoslowakischen Republik mit nationaler Symbolik aufzuladen, führten nicht weiter, und bald bestimmte der Funktionalismus das neue Bauen auch in Prag.

Mit seiner strengen Geometrie, den klaren Kanten und Schnittflächen ist das Haus zur Schwarzen Muttergottes, bis 1912 von Josef Gočár am Ovocný trh, dem Obstmarkt, errichtet, ein erstes Musterbeispiel des neuen Baustils. Ursprünglich ein Kaufhaus dient es heute nach einer sorgfältigen Rekonstruktion als Museum.

Kubistische Ikone.

Mit seiner strengen Geometrie, den klaren Kanten und Schnittflächen ist das Haus zur Schwarzen Muttergottes, bis 1912 von Josef Gočár am Ovocný trh, dem Obstmarkt, errichtet, ein erstes Musterbeispiel des neuen Baustils. Ursprünglich ein Kaufhaus dient es heute nach einer sorgfältigen Rekonstruktion als Museum.

Bild vergrößern (Kubistische Ikone.)(Abbildung © Ludwig Moos)
Auch die Einrichtung des Grand Cafe Orient im ersten Stock hat Josef Gočár entworfen. Dank der für seine Zeit hochmodernen Stahlbetonkonstruktion kommt der große Raum ohne Stützen aus.

Stimmiges Interieur.

Auch die Einrichtung des Grand Cafe Orient im ersten Stock hat Josef Gočár entworfen. Dank der für seine Zeit hochmodernen Stahlbetonkonstruktion kommt der große Raum ohne Stützen aus.

Bild vergrößern (Stimmiges Interieur.)(Abbildung © Ludwig Moos)
Die Lampe, das Sofa und der Sessel von Josef Gočár legen Zeugnis ab vom Bestreben der kubistischen Architekten, die Wohnumgebung ganzheitlich zu formen. Prager Werkstätten setzten bis in die zwanziger Jahre ihre Ideen um, vom Aschenbecher über Uhren, Vasen und Geschirr bis zu Möbeln und Leuchten.

Gesamtkonzept des Gestaltens.

Die Lampe, das Sofa und der Sessel von Josef Gočár legen Zeugnis ab vom Bestreben der kubistischen Architekten, die Wohnumgebung ganzheitlich zu formen. Prager Werkstätten setzten bis in die zwanziger Jahre ihre Ideen um, vom Aschenbecher über Uhren, Vasen und Geschirr bis zu Möbeln und Leuchten.

Bild vergrößern (Gesamtkonzept des Gestaltens.)(Abbildung © Ludwig Moos)
Am Ufer der Moldau, unterhalb der alten Festung Vyšehrad,
schuf Josef Chochol 1913 für den Bauunternehmer Kovařovic eine Villa, deren rhomboide Muster, vom Dachgesims über Fassade und Fenster bis zu den Zaunpfosten, zu seinem Markenzeichen wurden.

Spiel mit Rhomben.

Am Ufer der Moldau, unterhalb der alten Festung Vyšehrad, schuf Josef Chochol 1913 für den Bauunternehmer Kovařovic eine Villa, deren rhomboide Muster, vom Dachgesims über Fassade und Fenster bis zu den Zaunpfosten, zu seinem Markenzeichen wurden.

Bild vergrößern (Spiel mit Rhomben.)(Abbildung © Ludwig Moos)
Nahe der Villa Kovařovic, in der Neklanova Straße, hat Josef Chochol ein Jahr später ein fünfgeschossiges Wohnhaus mit einer bewegten Fassade aus
wabenähnlichen Vorsprüngen und kristallisch gebrochenen Kuben errichtet.

Bewegte Fassade.

Nahe der Villa Kovařovic, in der Neklanova Straße, hat Josef Chochol ein Jahr später ein fünfgeschossiges Wohnhaus mit einer bewegten Fassade aus wabenähnlichen Vorsprüngen und kristallisch gebrochenen Kuben errichtet.

Bild vergrößern (Bewegte Fassade.)(Abbildung © Ludwig Moos)
Der Messepalast im Stadtteil Holešovice, in drei Jahren bis 1928 nach den Entwürfen von Josef Fuchs und Oldřich Tyl hochgezogen, war das erste funktionalistische Gebäude in Prag und damals das größte seiner Art weltweit. Selbst der Großmeister Le Corbusier zeigte sich bei einem Besuch beeindruckt. Während des Krieges diente es den deutschen Besatzern als Sammelstelle für die Deportation der Prager Juden, heute nutzt die Nationalgalerie seine riesigen Flächen, um moderne Kunst auszustellen.

Kathedrale des Modernismus.

Der Messepalast im Stadtteil Holešovice, in drei Jahren bis 1928 nach den Entwürfen von Josef Fuchs und Oldřich Tyl hochgezogen, war das erste funktionalistische Gebäude in Prag und damals das größte seiner Art weltweit. Selbst der Großmeister Le Corbusier zeigte sich bei einem Besuch beeindruckt. Während des Krieges diente es den deutschen Besatzern als Sammelstelle für die Deportation der Prager Juden, heute nutzt die Nationalgalerie seine riesigen Flächen, um moderne Kunst auszustellen.

Bild vergrößern (Kathedrale des Modernismus.)(Abbildung © Ludwig Moos)
Die großen Fensterflächen und die hinterleuchtete Deckenkonstruktion schaffen beste Bedingungen, um die Kunst in Szene zu setzen.

Gutes Licht.

Die großen Fensterflächen und die hinterleuchtete Deckenkonstruktion schaffen beste Bedingungen, um die Kunst in Szene zu setzen.

Bild vergrößern (Gutes Licht.)(Abbildung © Ludwig Moos)
Im Atrium neben dem Haupteingang werden das Glasdach und die Umgänge auf sechs Stockwerken sichtbar, die mit schlanken Stahlbetonsäulen einst viel Platz für variierbare Messekojen boten. Seine perfekten Oberflächen verdankt der Messepalast auch einer aufwendigen Rekonstruktion, die sich nach einem Großbrand in den Siebzigern über zwanzig Jahre hinzog.

Hohe Halle.

Im Atrium neben dem Haupteingang werden das Glasdach und die Umgänge auf sechs Stockwerken sichtbar, die mit schlanken Stahlbetonsäulen einst viel Platz für variierbare Messekojen boten. Seine perfekten Oberflächen verdankt der Messepalast auch einer aufwendigen Rekonstruktion, die sich nach einem Großbrand in den Siebzigern über zwanzig Jahre hinzog.

Bild vergrößern (Hohe Halle.)(Abbildung © Ludwig Moos)
Eine Ausstellung zur tschechischen Architektur der Moderne in der Reithalle der Prager Burg räumt der Villenkolonie Baba den gebührenden Raum ein.
Im Stadtteil Dejvice in Prags Norden ließen sich private Bauherren nach dem Vorbild der Werkbundsiedlungen in Stuttgart, Brünn, Breslau und Wien bis 1932 ihre Wohnhäuser von tschechischen Architekten bauen. Den Rahmenplan lieferte der Vorsitzende des Tschechischen Werkbundes Pavel Janák. Alle 33 Villen haben mit mehr oder minder sensiblen Anbauten überdauert.

Funktionalistisches Wohnen.

Eine Ausstellung zur tschechischen Architektur der Moderne in der Reithalle der Prager Burg räumt der Villenkolonie Baba den gebührenden Raum ein. Im Stadtteil Dejvice in Prags Norden ließen sich private Bauherren nach dem Vorbild der Werkbundsiedlungen in Stuttgart, Brünn, Breslau und Wien bis 1932 ihre Wohnhäuser von tschechischen Architekten bauen. Den Rahmenplan lieferte der Vorsitzende des Tschechischen Werkbundes Pavel Janák. Alle 33 Villen haben mit mehr oder minder sensiblen Anbauten überdauert.

Bild vergrößern (Funktionalistisches Wohnen.)(Abbildung © Ludwig Moos)
Bis auf die unsachgemäß angebaute Garage hat das Haus, das Pavel Janák, der Initiator der Werkbund-Siedlung Baba, für sich selbst baute, seine strikt funktionalistische Form bewahrt.

Klare Konturen.

Bis auf die unsachgemäß angebaute Garage hat das Haus, das Pavel Janák, der Initiator der Werkbund-Siedlung Baba, für sich selbst baute, seine strikt funktionalistische Form bewahrt.

Bild vergrößern (Klare Konturen.)(Abbildung © Ludwig Moos)
Die auf einem Südhang schachbrettartig versetzten Villen von Baba mit ihren Terrassen und Flachdächern bieten ihren Bewohnern Ausblicke auf das Panorama von Prag, von der Moldauschleife bis zum Hradschin. Mittendrin setzt der mächtige Bau des Hotel International ein stalinistisches Zeichen.

Hanglage mit Weitblick.

Die auf einem Südhang schachbrettartig versetzten Villen von Baba mit ihren Terrassen und Flachdächern bieten ihren Bewohnern Ausblicke auf das Panorama von Prag, von der Moldauschleife bis zum Hradschin. Mittendrin setzt der mächtige Bau des Hotel International ein stalinistisches Zeichen.

Bild vergrößern (Hanglage mit Weitblick.)(Abbildung © Ludwig Moos)

»Loos sagte, er schaffe die Räume nicht auf dem Papier, auf einer Fläche. Er diskutiere über die Architektur, er entwerfe die Architektur im Raum. Er habe eine Vision im Kopf, wie das Haus aussehen solle, welche Wege der Bewohner darin gehen solle. Der Begriff 'Raumplan' als Name der Wohnphilosophie wurde von Loos' Assistenten und Kollegen Heinrich Kulka zum ersten Mal publiziert. Kulka erklärte in einem Artikel das Prinzip des Innenraums, in dem man auf klassische Etagen verzichtet, in dem jedes Zimmer eine bestimmte Größe und Ausstattung hat - je nach seiner Funktion. Man passt die Funktion nicht an den Raum an, sondern schafft einen Raum mit einer bestimmten Funktion.«

Maria Szadkowska, Kuratorin einer Loos-Ausstellung im Österreichischen Kulturforum in Prag 2013
Für den Bauunternehmer František Müller war die Villa im Stadtteil Střešovice, die er an einem stark geneigten Hang von Karel Lhota und Adolf Loos errichten ließ und 1930 bezog, auch ein Ausweis für die Qualitäten des Stahlbetons, auf den seine Firma sich spezialisiert hatte. Die schlichte Fassade mit den schmalen Fensteröffnungen folgt der Maxime von Adolf Loos, nach der ein Haus sich nach außen abzuschließen und seinen Reichtum im Inneren zu entfalten habe. Ein starker Kontrast zur im gleichen Jahr fertig gestellten Villa Tugendhat in Brünn, bei der Ludwig Mies van der Rohe mit großflächiger Verglasung den Außenraum miteinbezog.

Nüchterner Würfel.

Für den Bauunternehmer František Müller war die Villa im Stadtteil Střešovice, die er an einem stark geneigten Hang von Karel Lhota und Adolf Loos errichten ließ und 1930 bezog, auch ein Ausweis für die Qualitäten des Stahlbetons, auf den seine Firma sich spezialisiert hatte. Die schlichte Fassade mit den schmalen Fensteröffnungen folgt der Maxime von Adolf Loos, nach der ein Haus sich nach außen abzuschließen und seinen Reichtum im Inneren zu entfalten habe. Ein starker Kontrast zur im gleichen Jahr fertig gestellten Villa Tugendhat in Brünn, bei der Ludwig Mies van der Rohe mit großflächiger Verglasung den Außenraum miteinbezog.

Bild vergrößern (Nüchterner Würfel.)(Abbildung © Ludwig Moos)
Schon der mit Travertin verkleidete, in den Maßen eher bescheidene Eingang deutet Prinzipien an, denen Adolf Loos bei seinen Bauten folgte: das Anpassen des Raums an seine Funktion und der Einsatz guter Werkstoffe statt ornamentaler Verzierungen. Im Kubus neben der Sitzbank befindet sich ganz prosaisch eine Rutsche zum Kohlenkeller.

Maße und Material.

Schon der mit Travertin verkleidete, in den Maßen eher bescheidene Eingang deutet Prinzipien an, denen Adolf Loos bei seinen Bauten folgte: das Anpassen des Raums an seine Funktion und der Einsatz guter Werkstoffe statt ornamentaler Verzierungen. Im Kubus neben der Sitzbank befindet sich ganz prosaisch eine Rutsche zum Kohlenkeller.

Bild vergrößern (Maße und Material.)(Abbildung © Ludwig Moos)
Im großen Salon der Villa, die als Museum ihre ursprüngliche Form zurück gewonnen hat und nach Voranmeldung zu besuchen ist, hat Loos zu den Möbeln zwei seiner unter dem Namen Knieschwimmer bekannte Lehnsessel beigesteuert. Hinter den Säulen und der Wand, die mit Cipollino-Marmor verkleidet sind, führt das Treppenband auf halber Höhe zu dem mit Mahagoni veredelten Speisezimmer, einem Boudoir für die Dame des Hauses und dem Arbeitszimmer des Hausherren. Hier verwirklicht Loos seinen "Raumplan", der auf unterschiedlichen Niveaus komplexe Verbindungen mit Sichtachsen zwischen den Räumen herstellt.

Raum im Raum.

Im großen Salon der Villa, die als Museum ihre ursprüngliche Form zurück gewonnen hat und nach Voranmeldung zu besuchen ist, hat Loos zu den Möbeln zwei seiner unter dem Namen Knieschwimmer bekannte Lehnsessel beigesteuert. Hinter den Säulen und der Wand, die mit Cipollino-Marmor verkleidet sind, führt das Treppenband auf halber Höhe zu dem mit Mahagoni veredelten Speisezimmer, einem Boudoir für die Dame des Hauses und dem Arbeitszimmer des Hausherren. Hier verwirklicht Loos seinen "Raumplan", der auf unterschiedlichen Niveaus komplexe Verbindungen mit Sichtachsen zwischen den Räumen herstellt.

Bild vergrößern (Raum im Raum.)(Abbildung © Ludwig Moos)
Neben dem Ankleideraum der Mutter mit Einbauten aus edlem Satinholz kommt das Kinderzimmer mit einfachen Materialien wie Linoleum aus. Denn zum Raumplan von Loos gehört auch, beim Volumen und der Ausstattung eines Raums von seiner Funktion auszugehen.

Angepasstes Design.

Neben dem Ankleideraum der Mutter mit Einbauten aus edlem Satinholz kommt das Kinderzimmer mit einfachen Materialien wie Linoleum aus. Denn zum Raumplan von Loos gehört auch, beim Volumen und der Ausstattung eines Raums von seiner Funktion auszugehen.

Bild vergrößern (Angepasstes Design.)(Abbildung © Ludwig Moos)
Die seitliche Wand der Terrasse im Dachgeschoss fasst den Blick nach Osten auf den Hradschin mit der St. Veits-Dom ein.

Gerahmte Aussicht.

Die seitliche Wand der Terrasse im Dachgeschoss fasst den Blick nach Osten auf den Hradschin mit der St. Veits-Dom ein.

Bild vergrößern (Gerahmte Aussicht.)(Abbildung © Ludwig Moos)

Mehr Architekturgeschichten von Ludwig Moos, z. B. über Kaunas, Europas Kulturhauptstadt 2022: hier.

Architekten des Kubismus und Funktionalismus

Josef Gočár (1880 – 1945)

Zum modernen Bauen in Prag hat Josef Gočár maßgeblich beigetragen. Nach dem Studium an der Prager Kunstgewerbeschule unter Professor Jan Kotera arbeitet er in dessen Architekturbüro, bevor er 1912 mit dem Haus zur Schwarzen Muttergottes die kubistische Architektur mitbegründet. Er hilft auch, das Prager Kunsthandwerk zu organisieren, und entwirft selbst Möbel, Lampen und Uhren. Nach dem Ersten Weltkrieg entwickelt er zusammen mit Pavel Janák den Rondokubismus, eine Art Nationalstil mit stark in Rundformen gegliederten Fassaden. Bestes Beispiel dafür ist die Legio-Bank in Prag. Ab Mitte der zwanziger Jahre wendet er sich dem Funktionalismus zu. Er baut die St. Wenzel-Kirche in Prag-Vršovice und drei Villen in der Werkbund-Siedlung Baba.

Josef Chochol (1880 – 1956)

hat an der Technischen Hochschule in Prag und bei Otto Wagner an der Akademie der Bildenden Künste in Wien studiert. Er zählt mit seinen Villen und Mietshäusern im Stadtteil Vyšehrad zu den entschiedensten Vertretern eines schnörkellosen Kubismus. Das gilt auch für die von ihm entworfenen Möbel, die in Prags kubistischem Museum zu sehen sind. Seine Bauten in den dreißiger Jahren kultivieren den Funktionalismus.

Josef Fuchs (1894 – 1979)

Der an der Kunstgewerbeschule in Prag zum Architekten ausgebildete Josef Fuchs widmet sich früh dem Ausstellungsbau und strebt dabei nach maximaler Funktionalität. Mit dem 1928 eröffneten Messepalast, den er zusammen mit Oldřich Tyl entwirft, gelingt ihm sein Meisterwerk. Zur Werkbund-Siedlung Baba steuert er eine Villa bei.

Oldřich Tyl (1884 – 1939)

studiert Architektur und Tiefbau an der Technischen Universität Prag. Er ist Mitbegründer der Baugesellschaft Tekta, die sich auf den Stahlbetonskelettbau spezialisiert. Mit Josef Fuchs errichtet er den puristischen Messepalast. Zu seinen letzten Arbeiten zählt eine der berühmten Einkaufspassagen Prags, die Černá růže (Schwarze Rose) am Graben mit ihren denkmalgeschützten Galerien und Decken aus Beton und Glas.

Pavel Janák (1882 – 1956)

Als Architekt, Stadtplaner und Designer von Möbeln und Keramik hat Pavel Janák theoretisch und praktisch viel zum Aufbruch in die Moderne beigetragen. Nach dem Studium an der Technischen Universität in Prag und bei Otto Wagner an der Kunstakademie in Wien arbeitet er eng mit Josef Gočár bei der Ausformung des Kubismus zusammen. Mit dem Adria-Palast errichtet er 1924 in Prag eine Ikone des Rondokubismus, danach wendet er sich dem Funktionalismus zu. Als Vorsitzender des Tschechischen Werkbundes entwirft er den Rahmenplan für die Siedlung Baba und baut dort zwei Villen, eine davon für sich selbst. Später befasst er sich mit Denkmalschutz und wird Hauptarchitekt der Prager Burg.

Karel Lhota (1894 – 1947)

unternimmt nach der Ausbildung zum Architekten und Bauingenieur in Prag ausgedehnte Studienreisen durch Deutschland, Belgien, Frankreich und den Niederlanden. Seine weitgespannten Interessen schließen Theater und Bühnenbild mit ein. Seit 1925 hat er einen Lehrauftrag in Pilsen und lernt dort Adolf Loos kennen, den er publizistisch fördert und beim Ausbau der inzwischen für Besucher wieder hergerichteten Wohnungen der Familien Hirsch, Brummel und Beck unterstützt. Der Verfechter strenger Formen in der Architektur empfiehlt Loos dem Bauunternehmer František Müller, der die beiden mit dem Neubau einer Villa in Prag beauftragt.

Adolf Loos (1870 – 1933)

ist in Brünn aufgewachsen und als Baumeister und Innenarchitekt weitgehend Autodidakt, an Hochschulen gibt er nur Gastspiele. Der begnadete Polemiker und Netzwerker verschafft sich nach einem mehrjährigen Aufenthalt in Chicago, Philadelphia und New York in Wien soviel Aufmerksamkeit, dass er bis 1911 am Michaelerplatz gegenüber der Hofburg ein stattliches Wohn- und Geschäftshaus errichten kann. Trotz der Verkleidung des Erdgeschosses mit Cipollino-Marmor aus Euböa und der Bay-Windows im Mezzanin löst der Bau mit seinen puristischen Obergeschossen einen Skandal aus. Nach der Auflösung des Habsburger Reiches nimmt Loos die tschechoslowakische Staatsbürgerschaft an. Er verwirklicht Aufträge in Paris und Pilsen, aber vor allem in Prag mit seinem Meisterwerk, der Villa Müller.

Karte mit den Bauwerk(en)

Interaktive Karte mit Bauwerke(n):

Villa Müller (Adolf Loos, Karel Lhota [CZ. Prag] ; 1928–1930) |